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Blutiges Echo (German Edition)

Blutiges Echo (German Edition)

Titel: Blutiges Echo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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getrunken.
    Und schon ist mir was Gutes passiert.
    Erstens: Als ich heute Morgen aufgewacht bin, hatte ich keine Kopfschmerzen, fühlte mich auch nicht wie gerädert.
    Mir ist schon klar, dass Du kaum nachts zwischen einem Rausch und dem nächsten wachgelegen und voller Sorge darüber nachgedacht hast, ob ich gerade was trinke oder nicht; aber es gibt sonst niemanden, dem ich es erzählen könnte.
    Niemanden, an den ich mich wenden könnte.
    Na ja, ich kenne schon noch andere Leute. Ich könnte es Joey erzählen, aber Joey ist ein Idiot und würde es nicht kapieren. Und meine Mom hat schon genug Sorgen. Außerdem schreibe ich Dir aus einem besonderen Grund.
    Ich will mit dem Trinken aufhören.
    Nein, das stimmt nicht. Ich trinke gerne. Ich MUSS mit dem Trinken aufhören. Das ist was anderes.
    Ich saufe nämlich eigentlich nicht, um zu vergessen, so wie Du. Ich saufe, um mich zu betäuben, sodass ich nicht, Du weißt schon, diese ganzen Sachen erlebe.
    Na gut, ich trinke auch, um zu vergessen. Ich habe ein paar schlimme Dinge gesehen, die mit den Gespenstern in den Geräuschen zu tun haben.
    Aber das habe ich Dir ja erzählt.
    Ich drücke es mal so aus: Du bist nicht immer so eine arme Sau gewesen wie jetzt. Ich dagegen war schon immer irgendwie so: unsicher, ängstlich und verwirrt, seit meiner Kindheit.
    Das lag nicht an meinen Eltern.
    Es lag an den Geräuschen.
    Ich erzähle Dir das Ganze nicht noch mal, und ich versuche nicht, Dich davon zu überzeugen, dass ich kein Spinner bin (bin ich übrigens echt nicht), aber den Punkt wiederhole ich noch einmal.
    Du warst nicht immer so eine arme Sau.
    Ich schon. Seit Ewigkeiten.
    Du hast mal in Deiner inneren Mitte geruht.
    Vielleicht kannte ich als kleines Kind auch meine innere Mitte, bevor ich Mumps hatte. Das weiß ich nicht genau.
    Vielleicht, als meine Mom und ich immer Zeichentrickfilme durchs Fenster geguckt haben, in dem Autokino auf der anderen Straßenseite. Vielleicht kannte ich da meine Mitte.
    Mist. Ich weiß nicht mehr, ob ich Dir von dem Autokino erzählt habe. Aber darum geht es auch gar nicht.
    Ich will auf Folgendes hinaus:
    Ich will meine innere Mitte finden.
    Du weißt, wie das geht.
    Vielleicht können wir einander helfen. Du kannst Deine wiederfinden, und ich kann meine überhaupt erst mal finden.
    Und es gibt einen bestimmten Grund, warum ich das will. Heute ist mir etwas Wunderbares passiert, Tad. Etwas total Außergewöhnliches. So gut ging es mir nicht mehr, seit ich ein Teenager war und Kayla, meine Nachbarin, mir einen Kuss gegeben hat und ich mich zumindest einen Moment lang wie der König des Weltalls fühlte.
    Der mit Vollgas durchs Universum saust.
    Kannst Du dir das vorstellen?
    Aber dieses Gefühl raubt mir den Verstand. Raubt mir all meine Kraft. Es verbrennt mich, verschlingt mich mit Haut und Haaren.
    Ich spreche von Liebe, Tad.
    Vom Pfeil in meinem Herzen, Mann. Cupidos unfehlbarer Schuss.
    Genau darauf habe ich immer gewartet.
    Und weißt Du was? Es könnte sogar sein, dass sie mich mag.
    Das Ganze lief so:
    Kaum zu glauben, wegen einer Baustelle musste ich meinen üblichen Weg verlassen. Für mich ein totales DESASTER. Im Ernst. Eine Riesensache. Eine neue Route zu nehmen ist eine echte Heldentat, denn die Welt ist – wie gesagt, aus meiner Sicht – voller unangenehmer Überraschungen.
    Wie ein Feld voller Hundehaufen, und ich muss mit verbundenen Augen einen Weg hindurchfinden. Nur dass die Hundehaufen nicht bloß eklig sind, sondern auch noch explodieren, und dann sehe ich …
    Na ja, das habe ich ja alles schon erzählt.
    Aber diese Baustelle, dieses Hindernis, das ganz unerwartet meine ganzen Pläne durchkreuzt … stell Dir vor, ich gürte meine Lenden, und …
    Ich tue es.
    Ich umrunde die Baustelle, die mir den Weg versperrt, und nichts passiert. Ich hatte nicht wirklich irgendwas erwartet, aber man weiß ja nie. Das Zeug lauert hinter jeder Ecke.
    Ich schlendere also so vor mich hin, völlig in Gedanken vertieft, und rate mal, was dann passiert?
    Ich werde umgerannt.
    Jawohl. Ich betrete das Unigebäude, will zu meinem Kurs, laufe die Treppe hoch, bin schon fast oben, den Kopf gesenkt, und da springt die Tür auf, und wumms, ich lande auf dem Arsch.
    Zum Glück wurde an der Stelle vorher noch nie jemand zusammengeschlagen, deswegen kommen keine unangenehmen Erlebnisse aus den Steinen, während ich die Stufen runterpurzele, und ich frage mich sogar, ob in diesem Augenblick meine eigene Überraschung oder meine Angst vor

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