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Blutiges Echo (German Edition)

Blutiges Echo (German Edition)

Titel: Blutiges Echo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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überhaupt nicht.«
    »So ist es immer. Wenn du ein Mädel kennenlernst, geht es nur um das eine, kapierst du? Es gibt immer viel Gerede über Liebe und Gefühle und wie man sein gemeinsames Leben plant, aber im Grunde geht es nur darum, einen Stich zu machen.«
    »So läuft das hier aber nicht.«
    »Geht es um ein Mädchen?«
    »Ja.«
    »Dann läuft’s so.«
    Langsam wurde Harry sauer. »Ich hab sie gerade erst kennengelernt, und es geht um Gefühle. Glaube ich. Ich weiß es eigentlich gar nicht. Schließlich gehen wir ja nicht fest miteinander.«
    »Belästigst du irgendwen?«
    »Nein, natürlich nicht!«
    »Entspann dich, Harry. War nur ein Scherz.«
    Das Ganze war ein Fehler, dachte Harry allmählich. Joey ist kein Typ, dem man sein Herz ausschüttet. Inzwischen solltest du das wissen.
    »Wer ist es?«, fragte Joey.
    »Sie heißt Talia. Talia McGuire.«
    »Im Ernst, die Schnalle?«
    »Kennst du sie?«
    »Nur vom Sehen. Aber ich weiß, wer sie ist. Weißt du das auch?«
    »Ich hab einen Kaffee mit ihr getrunken.«
    »Echt? Tja, ihr alter Herr, John McGuire, der ist ein ganz dicker Fisch im Ölgeschäft. Der hat mehr Geld als ein streunender Hund Flöhe. Dem wollen alle in den Arsch kriechen. Ihm gehört der Golfplatz, wo mein Alter arbeitet. Und eine dicke Villa hinter dem Platz, im Wald. Die ist riesig.«
    »Wirklich?«
    »Wirklich. Mann, Talia McGuire. Du musst sternhagelvoll gewesen sein, als du ihr über den Weg gelaufen bist, um auf den Gedanken zu kommen, dass sie irgendwas von dir will. Die Frau ist eine verdammte Sahneschnitte. Ich hab sie in einer Hose gesehen, die enger anlag als ein Tattoo. Beim Gehen sah es aus, als würde sie zwischen ihren Beinen einen Pfirsich schälen. An der findest du nicht ein Gramm Fett, und was an ihr dran ist, ist Zucker, Alter. Ich würde mein linkes Ei dafür hergeben, die zu vernaschen. Genau wie du, aber an deiner Stelle würde ich mir lieber nichts abschnippeln, Kumpel, weil du nie im Leben an der Torte schlecken wirst. Dieses Kaliber ist für die Verbindungstypen, Kerle mit Geld und schnellen Autos, nicht für Deppen mit so einer kackbraunen Rostschleuder wie dich.«
    »Ich bin gar keine so schlechte Partie.«
    »Hey, du bist total in Ordnung. Ich mag dich. Du wirst das College fertig machen, kriegst einen guten Job. Legst dir einen bescheuerten Volvo zu. Du wirst besser verdienen als ich. Aber Talia McGuire! Mann, die ist eine Nummer zu groß für dich, das will ich dir damit sagen. Die und ich, da könnte ich genauso gut auf dem Mars leben, aber selbst wenn du mit ihr auf demselben Planeten wohnen würdest, dann steckst du irgendwo, was weiß ich, am Südpol und sie hier. Verstehst du? Bringt doch nix, dir was vorzumachen, und am Ende bist du enttäuscht und so. Sie ist eine Art Göttin, und du bist bloß ein dämlicher Ziegenhirte. Verdammt, im Vergleich mit ihr bist du der Glöckner von Notre-Dame. Und sie ist bekannt dafür, dass sie die Männer verarscht. So ist die drauf.«
    »Das weißt du doch gar nicht.«
    »Ich erzähle dir nur, was ich gehört hab … – Hat sie wirklich einen Kaffee mit dir getrunken?«
    »Ja.«
    »Wie genau sah das aus? Ihr wart gleichzeitig in der Cafeteria und habt an verschiedenen Tischen eure Tassen geleert?«
    Harry erzählte ihm die ganze Geschichte. Schließlich sagte Joey: »Da hast du es. Du hast ihr leidgetan. Sie wollte nett sein. Sie hat dich umgerannt, und wahrscheinlich wollte sie nicht, dass du sie verklagst. Das würde bedeuten, dass ihr Daddy eine seiner ungefähr zehn Trillionen Ölquellen verkaufen müsste.«
    »Ach, leck mich doch am Arsch, Joey.«
    »Hey, Mann!«
    »Das war echt anders.«
    »Sicher. Wie du meinst. Eine Puppe wie die – mit dir. Denk mal drüber nach. Wirst schon noch drauf kommen.«
    Harry sprang so abrupt auf, dass der Stuhl umkippte.
    »Lass bloß die Möbel heil«, sagte Joey.
    »Klar, deine ach so wertvollen Möbel. Fahr doch zur Hölle.«
    »Na dann, fahr doch selber zur Hölle. Raus aus meinem bescheidenen beschissenen Heim! Raus mit dir!«
    Harry marschierte hinaus, und als er die Tür hinter sich zuknallte, wackelte der Treppenabsatz, das ganze verdammte Apartment erzitterte, das Licht ging aus, und …
    … in seinem Schädel blitzten alle möglichen Bilder auf, Geräusche, jäh wechselnde Szenen der Gewalt. Joeys Wohnung war voll davon, und das Gebäude war so instabil, dass das Zuschlagen der Tür die ganze Brutalität aktivierte und sie flutartig durch seinen Schädel wogen ließ.
    Die

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