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Blutiges Echo (German Edition)

Blutiges Echo (German Edition)

Titel: Blutiges Echo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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Schrotflinte unter dem Kinn, der Kerl auf der Toilette, eine Explosion, Gehirn und Blut und gelbes Licht; dieses flüchtige Bild wurde von einem anderen überlagert, dem Bild einer Frau, die geschlagen wurde; dann ein Mann und ein junges Mädchen, über ein Sofa gebeugt – nicht Joeys Sofa –, er nahm es von hinten, während es schrie …
    Ein lauter Fluch an einem Tisch, ein Mann, der aufstand, einen Teller mit Essen nahm und ihn wegschleuderte …
    Und das Licht flackerte in Harrys Schädel wie kleine Atombombenexplosionen, und die Geräusche knirschten und kratzten, und die Schreie vermischten sich alle miteinander, und die Farben der Gewalt flossen ineinander zu einem Wandgemälde aus Dunkelheit.
    Und so schnell, wie es über ihn hereingebrochen war, verschwand alles wieder.
    Treppab ging Harry nicht mehr so schwungvoll, da die ganze Veranda zu wackeln begann, und er kam sich so unbeholfen vor wie ein Mann mit zwei Holzbeinen.
    Er ging auf direktem Wege in die Bar und fing an zu saufen. Ein Teil dessen, was er ausgab, war eigentlich für die Wasserrechnung gedacht, aber in diesem Moment rückte die in weite Ferne. Jetzt brauchte er eine andere Art von kühlem Nass.
    Der dürre Wichser hatte recht, er hatte ausgesprochen, wie es war. Ein Mädchen wie Talia, ein solches Wesen. Sie hatte bloß Mitleid mit ihm. Was sollte sie von ihm wollen? Vielleicht hatte sie ihren Spaß dabei, so mit ihm zusammenzusitzen. Mischte sich unters gemeine Volk, und dem Kerl neben ihr tropft der Speichel aus dem Mundwinkel, und sie denkt: Was für ein Trottel, und: Ist das nicht lustig, und: Vielleicht rücke ich ein bisschen näher ran, lasse ihn an mir schnuppern …
    Was war das nur, wonach sie duftete?
    Vanille. Das war es. Sie hatte sich Vanille hinter die Ohren getupft. Da war er sich ganz sicher. Ein schöner Duft. Nicht so übertrieben wie bei Kayla, und es roch auch nicht so gut wie Kayla, aber doch gut.
    Wahrscheinlich dachte sie: Wenn er sich zu mir rüberbeugt und diesen Hauch von Vanille hinter meinen Ohren wahrnimmt, kriege ich ihn vielleicht so weit, dass er sich ins Hemd macht – wäre das nicht witzig?
    Das arme Landei mit ungefähr dreieinhalb Dollar in der Tasche, vielleicht einem Nickel mehr oder weniger, macht sich wegen eines Mädels ins Hemd, das nicht mal selbst einkaufen gehen muss, ein wunderschönes, tolles Mädchen, das in seinen feinen Sachen dasitzt, innerlich lacht und denkt, was für ein Loser …
    Und sie hatte ja keine Ahnung.
    Sie wusste nichts von seinem Supergehör, den ständigen Attacken aus der Vergangenheit, dass er ein kleines Alkoholproblem hatte und sein Alkoholproblem in diesem Augenblick in Alkohol ertränkte, und bald, dachte er, bin ich nicht bloß für Geräusche taub, sondern überhaupt für das ganze Leben.
    So saß er also in der Bar, um ihn herum fanden alle möglichen Gespräche über dies und jenes statt, was für eine gute Nummer Soundso ist, und XY ist noch viel besser, weil sie schluckt, und was ist eigentlich mit diesen verdammten Cowboys , wären die nicht ein super Team zusammen, so wie früher, und irgendwer sagte: »Wisst ihr was, die wollen die Wehrpflicht wieder einführen«, und jemand anders sagte: »Tja, wir sollten sie einfach alle umbringen. Wir fliegen extra zu ihnen rüber, schenken ihnen die Freiheit, und die Wichser wollen sie gar nicht. Wir sollten die alle plattmachen, einfach den roten Knopf drücken«, und dann sagte jemand: »Wäre Jesus nicht dagegen«, und Harry glaubte zu hören, wie dieser Kerl eine runtergehauen bekam, legte den Kopf auf den Tisch und dachte noch, ehe er bewusstlos wurde, dass er selbst der Kerl war, der das eben gesagt hatte.

Kapitel 20
    Als Tad aufwachte, war er überzeugt, dass ihm nachts eine Katze in den Mund geschissen hatte, doch da er keine Katzen besaß, war das wohl – wenn er nicht irgendwo ein Fenster offen gelassen hatte – eher unwahrscheinlich.
    Er setzte sich im Bett auf, musste aber umgehend feststellen, dass er sich nicht im Bett befand.
    Er lag unterm Esstisch, zusammen mit ein paar leeren Glas- und Blechkameraden, die in der Gegend verstreut waren.
    Er schaffte es, sich den Kopf an der Tischplatte zu stoßen und gleich danach durch heftiges Klirren mit den Dosen und Flaschen seinen Kopfschmerz noch stärker aufflammen zu lassen. Es schepperte und dröhnte in seinem Schädel, und da schoss ihm durch den Kopf:
    Was, wenn der Junge die Wahrheit sagt?
    Vielleicht hört er wirklich irgendwelche Geräusche.
    Und

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