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Blutiges Echo (German Edition)

Blutiges Echo (German Edition)

Titel: Blutiges Echo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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vielleicht ist er einfach nur ein Alki, genau wie ich.
    So oder so, er ist am Arsch. Und wenn das mit seinen Geräuschen stimmt, dann erst recht.
    Tad kroch unterm Tisch hervor und stand auf, wofür er nur ungefähr eine Woche brauchte, wankte hastig ins Bad, ging auf die Knie, hängte den Kopf über die Kloschüssel und ließ den Dingen ihren Lauf.
    Es fühlte sich an, als würden seine Eingeweide mit hochkommen, vielleicht sogar seine Eier.
    Verdammt noch mal, dachte er. Ich trinke schon seit Langem auf professionellem Niveau, aber gestern Abend muss ich mich echt abgeschossen haben.
    Er übergab sich mehrfach.
    Hinterher bemerkte er kleine Blutstropfen im Erbrochenen.
    Eine wunde Kehle.
    Daher musste es kommen.
    Großer Gott, er hoffte, dass es daher kam.
    Er drückte die Spülung und ließ sich mit dem Rücken gegen die Wand sinken.
    So blieb er sitzen, bis sein Gehirn aus dem Weltall wiederkam und einen Amboss mitbrachte, der ihm genau auf den Kopf donnerte. Er hangelte sich an der Kloschüssel hoch, kam auf die Beine, schlurfte in die Küche, holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank und nahm einen Schluck.
    Das gute alte Konterbier.
    Eine Weile stand er am Kühlschrank, dann stolperte er ins Esszimmer und setzte sich an den Tisch.
    Vor ihm lag der Brief, den Harry eingeworfen hatte.
    Er las ihn.
    »Scheiße«, brummte er.

Kapitel 21
    Als Tad aus dem Auto stieg, nieselte es leicht, und die Tropfen wurden von einem kühlen, frischen Wind umhergejagt.
    Er blieb einen Moment lang neben dem Auto stehen und hob das Gesicht in den Regen. Die Luft roch sauber, und wenn der Schauer vorbei war, würde die Welt wie ein frisch gestärktes Hemd riechen. Irgendwo heulte kurz eine Polizeisirene auf.
    Tad betrachtete die Stufen zu Harrys Wohnung und bemerkte, dass seit seinem letzten Besuch das Treppengeländer auf der rechten Seite zerbrochen war; einige Längsstreben waren auch kaputt.
    Er ging hinauf und klopfte an die Tür. Zuerst nur leicht, dann, als niemand öffnete, fester.
    Immer noch nichts.
    Er holte einen Notizblock und einen Stift aus seiner Brusttasche und schrieb: Habe deinen Brief gelesen. Komm rüber. Tad
    Als er die Stufen hinunterhing, sah er durch die Lücke im Geländer in den Büschen, die auf dieser Seite die Treppe umwucherten, Harry wie einen großen abgestürzten Vogel daliegen. Sein Hemd war zerrissen, ein Schuh fehlte ihm. Seine Hose war kaputt, und in seinem Gesicht klebte Blut.
    Tad lief rasch hinunter, schob sich durchs Gebüsch, ging in die Hocke und hob vorsichtig Harrys Kopf an.
    »Alles in Ordnung mit dir, Kleiner?«
    Mühsam gab Harry einen Laut von sich, der ein bisschen so klang, als versuche jemand einen störrischen Pups rauszupressen.
    »He, Kleiner. Ich bin’s, Tad.«
    Harry öffnete ein verklebtes, blutunterlaufenes Auge; das andere Augenlid bebte, doch der Vorhang blieb unten. Unter dem geröteten Auge schimmerte es blau. Harry hatte ganz schön was abgekriegt.
    Tad startete einen neuen Versuch. »Ich bin’s, Tad. Du weißt schon, der Besoffene, dem du geholfen hast.«
    Harry schmatzte mit den Lippen und nuschelte: »Hab ein bisschen Bier getrunken.«
    »Ja, das riecht man. Vermutlich hattest du mehr als nur Bier, vielleicht noch ein bisschen Whiskey, etwas Haarwasser, ein paar Maulschellen. Du siehst ziemlich übel aus, Harry.«
    »Bin hingefallen.«
    »Hab ich mir schon gedacht. Einer der Gründe, warum du so übel aussiehst.«
    Harry dachte darüber nach und bekam schließlich auch das andere Auge auf.
    »Wenn du meinst, dass es von außen übel aussieht, solltest du meinen Schädel mal von innen sehen.«
    »Da bin ich dir lediglich ein paar Stunden und zwei Kannen Kaffee voraus, Kleiner.«
    »Kaffee. Ein Königreich für eine Kanne Kaffee.«
    »Komm schon, Kleiner, ich helf dir hoch.« Er packte Harry unter den Armen und bugsierte ihn auf den Beifahrersitz seines Wagens.
    »Du hast ’n Auto?«, fragte Harry. »Du hast doch gesagt, du läufst überall hin.«
    Tad beugte sich vor und schnallte Harry an.
    »Ich habe gesagt, dass ich laufe, wenn ich betrunken bin. Vorhin habe ich mich mit Kaffee aus dem Rausch geputscht, und jetzt bin ich dein Fahrer.«
    »Cool. Was ist das für ’n Auto?«
    »Ein Mercedes«, sagte Tad und schloss seinen eigenen Sicherheitsgurt.
    »Ohne Scheiß?«
    »Ohne Scheiß.«
    »Hol mich der Teufel.«
    »Wenn es den gäbe, hätte der uns alle am Schlafittchen.«
    »Das ist verdammt wahr. He, Karate-Meister. Sollst du nicht wie ein Mönch oder so leben?

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