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Blutiges Echo (German Edition)

Blutiges Echo (German Edition)

Titel: Blutiges Echo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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anderen Seite festgeknotet war.
    Die Bullen haben Fotos gemacht, und das Ergebnis ihrer Ermittlungen war, dass er sich versehentlich selbst getötet hat. Da er einer von ihnen war, haben sie es als Selbstmord deklariert, damit meine Mutter und ich nicht bloßgestellt werden. Aber die Fotos vom Tatort, der ganze Fall – das wurde alles zu den Akten genommen. Und wanderte ins Archiv.«
    »Du glaubst nicht, dass er durch Asphyxiophilie gestorben ist?«
    »Nein. Mir ist klar, dass Kinder nicht immer alles über ihre Eltern wissen, aber das sah meinem Vater überhaupt nicht ähnlich. Er hat es sogar gehasst, meiner Mutter die Handtasche zu halten, wenn sie in einen Laden ging – du weißt schon, so ein Macho-Ding. Also, er in diesem Aufzug, das glaube ich einfach nicht. Und es gibt noch andere Aspekte.
    Erstens: Der BH hat ihm nicht gepasst. Wenn er schon so was vorhat und sich die ganze Mühe macht, meinst du nicht, dass er sich dann passende Unterwäsche gesucht hätte?«
    »Du liebe Zeit, Kayla, keine Ahnung. Das übersteigt meine Kompetenzen.«
    »Zweitens: Seine Füße baumelten über dem Boden. Wenn es was Autoerotisches war und er nicht dabei sterben wollte, hätte er das dann nicht besser ausgeklügelt? So, dass er sich jederzeit befreien konnte?
    Drittens – und es fällt mir echt schwer, so darüber zu sprechen, aber – sein Penis war in der Unterhose. Er hatte ihn nicht draußen. Er hat ihn nicht, du weißt schon … in der Hand gehabt.«
    »Vielleicht hatte er dafür keine Zeit mehr … – bloß um mal ein Gegenargument zu bringen. Du weißt schon, es könnte alles schiefgelaufen und vorbei gewesen sein, bevor er überhaupt dazu kam.«
    »Kann sein. Aber das ist noch nicht alles. Viertens: das Kabel um seinen Hals. Das war von einer Lampe im Büro abgeschnitten worden. Hätte er so was wirklich vorgehabt, glaubst du nicht, dass er ein Seil oder ein anderes Kabel genommen hätte? Ich bezweifle, dass er sich spontan überlegt hat: Mann, ich brauch jetzt unbedingt so ein bisschen Spaß, also zwicke ich einfach dieses lange Kabel von der Lampe da ab und nehme das. Das klingt unlogisch.
    Und fünftens: Die Werkstatttür war nicht abgeschlossen. Das Licht war aus, aber die Tür war nicht verschlossen. Die Hintertür war ebenfalls offen. Das weiß ich genau. Durch die bin ich raus. Den ganzen Weg bis zum Haus bin ich gerannt, bevor mir eingefallen ist, dass in der Werkstatt auch ein Telefon steht. Wenn er mit so was hätte loslegen wollen, hätte er nicht die Tür abgeschlossen?
    Sechstens – und das hab ich erst rausgefunden, als ich mir die Fotos angeschaut hab: Er hatte riesige Blutergüsse um die Augen und am Kiefer. Das sieht man auf den Bildern. Schau dir das mal an.«
    Kayla ging zu ihrem Schreibtisch, holte einen Schlüssel unter dem Stuhlkissen hervor, schloss eine Schublade auf und nahm die Akten heraus. Sie brachte sie herüber zu Harry, schlug sie auf und warf Harry einen Blick zu.
    Mr Jones sah definitiv nicht aus wie jemand, der sich mit einem BH, einem Spitzenhöschen und Netzstrumpfhosen herausputzen würde. Er war ein großer, stämmiger Kerl. Aber hey, es gab solche und solche.
    »Siebtens: Schau dir mal seine Handgelenke an. Die Abdrücke. Das sieht aus, als wären sie gefesselt gewesen, sodass er sich nicht selbst befreien konnte. Als es vorbei war, hat ihm jemand die Fesseln durchgeschnitten und ihn hängen lassen, damit es wie ein Unfall aussieht.«
    »Warum genau erzählst du mir das alles, Kayla? Dein Vertrauen ehrt mich, allerdings … nichts für ungut, aber jahrelang höre ich nichts von dir, und plötzlich erzählst du mir von deinem Dad in Höschen und Netzstrümpfen und zeigst mir sehr intime Fotos.«
    »Siehst du die Blutergüsse? Hier sind sie gut zu erkennen.«
    Sie reichte ihm ein Foto.
    »Das könnten wohl Blutergüsse sein.«
    »Schau dir das nächste an, Harry. Das ist eine Nahaufnahme von seinem Gesicht.«
    Harry gefielen die Bilder nicht. Vor allem nicht die Nahaufnahme, auf der Mr Jones die Zunge aus dem Mund hing, die Zähne tief hineingegraben. Aber die Blutergüsse erkannte er tatsächlich.
    »Ich seh’s«, räumte er ein. »Aber ich verstehe trotzdem nicht, was ich damit soll.«
    Er hatte zwar so eine Ahnung, aber die behielt er lieber für sich.
    »Achtens: der Rothaarige, Harry. Der, den du im Schutzbunker gesehen hast. Deine Beschreibung passt genau. Das war bestimmt der Kerl, der für meinen Vater gearbeitet hat. Ein blutjunger Bursche, der eine Ausbildung zum

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