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Blutiges Echo (German Edition)

Blutiges Echo (German Edition)

Titel: Blutiges Echo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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könnten einfach hier einen Kaffee trinken«, sagte sie. »Außerdem will ich dir was zeigen.«
    »Nach der ganzen Zeit«, sagte Harry, »dachte ich, du hättest mich vergessen.«
    »Hey, du hattest doch meine Nummer.«
    »Ich meine, nachdem du weggezogen warst.«
    »Oh. Tja, ich meinte jetzt. Ich hab auf deinen Anruf gewartet. Und als der nicht kam, war ich ein bisschen sauer. Aber ich bin nachsichtig mit dir. Hast ja gerade erst mit deiner Freundin Schluss gemacht und so.«
    »Ich weiß nicht, ob sie je wirklich meine Freundin war.«
    »Oh«, sagte Kayla. »Wie furchtbar.«
    In der Küche standen ein paar Barhocker an der Theke. Harry nahm auf einem Platz, und Kayla setzte Kaffee auf. Während der durchlief, unterhielten sie sich über dies und das, größtenteils alte Zeiten. Als der Kaffee fertig war, schenkte Kayla ihnen zwei Tassen ein, und sie gingen ins Wohnzimmer.
    »Glaubst du, dass ihr beide wieder zusammenkommt?«, fragte sie.
    »Höchstens, wenn unsere Autos zusammenkrachen.«
    »Du fährst doch vorsichtig, oder?«
    »Absolut.«
    »Ich hab in den letzten Jahren immer wieder an dich gedacht.«
    »Das muss wohl an meinem hübschen Gesicht gelegen haben.«
    »Du siehst nicht übel aus. Jedenfalls hab ich an dich gedacht. Ich fand dich immer irgendwie … niedlich.«
    »Genau das will jeder echte Kerl gerne hören, dass er niedlich ist. Ab und zu möchten wir aber auch gern als ein klein wenig verwegen gelten. Bei der Arbeit staple ich manchmal ein paar Bücher absichtlich schief: Wer weiß, vielleicht fallen sie ja um?«
    Kayla nahm einen Schluck von ihrem Kaffee und beäugte ihn über die Tasse hinweg.
    »Ehrlich?«, fragte sie.
    Harry legte sich die Hand aufs Herz. »Großes Indianerehrenwort.«
    »Ich will nicht, dass du denkst, ich hätte dich nur mit hergenommen, weil ich Hilfe brauche.«
    »Hilfe?«
    »Ja. Harry, ich glaube an deine Visionen, an die Geräusche. Wirklich. Hab ich schon früher als Kind getan … na ja, mehr oder weniger. Seit ein paar Tagen denke ich da wieder drüber nach, und was du über den Rothaarigen gesagt hast …«
    »Du brauchst Hilfe?« Harry wurde plötzlich bang. Vielleicht sahen Frauen ihn als eine Art behelfsmäßiges Werkzeug, wie eine Plastikgabel. Erst benutzen, dann wegwerfen. Der Kaffee in seinem Magen wurde sauer.
    »Ja. Ich meine, ich wollte mich ohnehin mit dir treffen. Aber als du von den Geräuschen erzählt hast, von deiner Vision, da hat es mich richtig gepackt. Ich sag dir mal was. Damals, als mein Dad gestorben ist, hieß es in der Zeitung, es wäre Selbstmord gewesen. Das stimmt aber nicht. Selbst die Polizei wusste das. Sie haben es, wie sie meinten, geschönt.«
    »Was ist an einem Selbstmord geschönt?«
    »Ich hab ihn gefunden, Harry. Er hatte ja bei der Polizei aufgehört und seine Werkstatt aufgemacht, das war immer sein Traum. Ich war ein paar Tage bei ihm zu Besuch. Als er bei Einbruch der Dunkelheit nicht nach Hause gekommen ist, bin ich zu seiner Werkstatt gegangen. Das ist kein Problem zu Fuß. Ich bin also da hin und hab ihn gefunden. Er war tatsächlich tot. Er hing an einer Tür herunter, hatte ein Lampenkabel um den Hals und … verdammt, das ist jetzt schwer. Nicht viele wissen davon.«
    »Du musst nicht weiterreden.«
    »Ich will aber. Ich glaube, dass du mir helfen kannst.«
    »Ich weiß nicht, Kayla … ich meine, wenn du auf das hinauswillst, was ich vermute …«
    »Er hing an der Bürotür und trug einen BH, Netzstrumpfhosen und ein rosa Höschen.«
    »Ein rosa Höschen?«
    »Mit Spitze.«
    »Autsch.«
    »Allerdings.«
    »Als wir uns das letzte Mal gesehen haben«, sagte Harry, »hab ich dich nach deinem Vater gefragt. Da hast du ›rosa‹ gesagt.«
    »Hab ich das?«
    »Ja.«
    »Ging mir da gerade durch den Kopf. Dieser verdammte rosa Schlüpfer.«
    »Erzähl weiter.«
    »Also hab ich die Bullen gerufen, und sie kamen und meinten, er wäre durch autoerotische Strangulation gestorben. Weißt du, was das ist?«
    »Ich glaube schon.«
    »Sie haben behauptet, er hätte, na ja, masturbiert, und dass er mit dem Würgen seine Erregung verstärken wollte. Dass er dann aber zu weit gegangen ist. Das Kabel wurde zu eng, und er ist gestorben. So was passiert ständig. Man kann sogar eine spezielle Ausrüstung dafür kaufen. Eine Halterung würgt dich für eine Weile und lässt dich dann automatisch wieder los. Daddy hatte so ein Ding nicht. Er hatte ein Lampenkabel um den Hals geschnürt, das über die Tür gespannt und an dem Knauf auf der

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