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Blutiges Echo (German Edition)

Blutiges Echo (German Edition)

Titel: Blutiges Echo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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verkauft, aber die Werkstatt steht immer noch da, verschlossen und verriegelt. Sie gehört mir. Das stand in so einer Art Testament oder Treuhandvertrag oder so. Ich bin die Eigentümerin. Ich bin ein paar Mal dort gewesen, und …«
    »Du willst, dass ich dort hingehe?«, fragte er.
    Kayla nickte. »Du hast eine einzigartige Fähigkeit.«
    »Großer Gott, Kayla … so einfach geht das nicht. Das ist nicht bloß so, als würde man einen Film schauen. Ich bekomme … Eindrücke, Gefühle. Ich bin gerade erst an den Punkt gelangt, wo diese ganzen angehäuften Kleinigkeiten, Unfälle, Prügeleien und Streitereien, die ich in einem Klirren oder Klappern höre, weil sie in einem Auto, einem Stein oder wo auch immer stecken … ich bin gerade erst so weit, dass dieser Kram mich nicht mehr in den Wahnsinn treibt. Daran hab ich hart gearbeitet. Ich will mich da nicht wieder kopfüber reinstürzen.«
    »Ich weiß, das ist viel verlangt …«
    »Mehr als viel.«
    »… und du sollst nicht denken, das wäre der einzige Grund, warum ich mich freue, dich zu sehen, aber … es ist wichtig, Harry. Findest du nicht? Einen Mord aufzuklären? Den Mord an meinem Vater?«
    »Grundgütiger, Kayla. Du hast keine Ahnung, worum du mich da bittest.«
    »Ich weiß, worum ich dich bitte. Ich bitte dich, mir zu helfen herauszufinden, was da passiert ist. Er wurde ermordet. Davon bin ich überzeugt.«
    Harry saß eine Weile lang einfach da und dachte nach. Als er den Kopf hob, schaute Kayla ihn aufmerksam an.
    »Lieber nicht«, sagte er.
    Sie sah aus, als wäre sie gerade von einer Klippe geschubst worden. Dann nickte sie. »Also gut … Ich fahre dich nach Hause.«

Kapitel 45
    Harry lag in Unterhose auf seinem Sofa und lauschte dem Nachmittagswind, der um die Wohnung fegte. Er fragte sich, warum der Wind nicht alle möglichen Botschaften übertrug. Eigentlich müssten doch alle Schrecken, alles Grauen und das Übel der ganzen Welt im Wind stecken. War er vielleicht einfach zu flüchtig, um all das zu fassen?
    Er fragte sich, warum sich die richtig schlimmen Geräusche in Felsen und Holz und Plastik und Stein verbargen. Warum Leute in seinem Alter Rapmusik mochten. Warum Katzen beliebte Haustiere waren. Warum er nicht mitten am Tag, selbst wenn er hundemüde war wie jetzt gerade, einschlafen konnte. Er fragte sich, ob Jimmy wohl gerade jemanden zusammenschlug, oder ob McGuire gerade mit irgendeinem Mord beschäftigt war. Er dachte an allen möglichen Mist, um nur nicht über Kayla nachzudenken.
    Sie hatte keine Ahnung, was sie da verlangte. Nicht die geringste.
    Wenn sie es wüsste, hätte sie nicht gefragt.
    Oder vielleicht doch.
    Wenn sein Dad so gestorben wäre, würde er sich solche Qualen auferlegen? Würde er das tun?
    Natürlich würde er das.
    Harry setzte sich auf und sah sich in seinem Zimmer um. Seiner Gefängniszelle.
    Scheiße. Wenn mir schon schlecht ist und ich Angst habe und mich mies fühle und ich mir die ganze Zeit einrede, wie verdammt toll es mir geht, dann kann ich wenigstens noch was Gescheites draus machen.
    Er stand auf, schlüpfte in seine Hose, nahm das Portemonnaie aus der Gesäßtasche und holte den Zettel mit Kaylas Nummer heraus. Er wählte. Sie nahm sofort ab.
    »Unter einer Bedingung.«
    »Was immer du willst.«
    »Vielleicht will ich dir ja an die Wäsche.«
    »Vielleicht lass ich dich ja.«
    »Meine Bedingung lautet, dass ich einen Freund mitbringe. Jemanden, dem ich vertraue und der dir ein bisschen dabei helfen kann, auf mich aufzupassen, denn das könnte ich nötig haben.«
    »Das ist jetzt nicht gerade ein Kompliment.«
    »Muss es ja auch nicht sein. Ehrlich gesagt, hab ich’s ja vielleicht sogar auf dich abgesehen. Aber nicht als Gefälligkeit.«
    »So war das auch nicht gemeint, Harry.«
    »Dir muss klar sein, dass dieses Vorhaben mir echt Angst einjagt, Kayla, und ich will’s zwar eigentlich lieber nicht machen, aber vielleicht sollte ich. Vielleicht lerne ich so mit diesem ganzen Mist umzugehen, oder es gibt der Sache zumindest einen gottverdammten Sinn. Verstehst du?«
    »Einigermaßen.«
    »Und was ist nun mit meinem Freund?«
    »Bring ihn mit.«
    Harry rief Tad an und fuhr hinüber zu Kayla.
    Als Tad eintraf, öffnete Kayla die Tür. »Da steht ein gottverdammter Köter auf meinem Auto«, sagte Tad. »Ist das deiner?«
    »Nee. Das ist Winston. Er wohnt eins weiter.«
    »Er steht auf meinem Mercedes.«
    »Er bleibt nicht lang.«
    »Das will ich stark hoffen, verdammt. Entschuldige. Du musst Kayla

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