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Blutiges Eis

Blutiges Eis

Titel: Blutiges Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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Road waren die Lichter noch an.«
    Draußen war eine gewaltige Explosion zu hören.
    »Was zum Teufel war das denn?«
    »Ein Ast«, sagte Catherine. »Sie fallen von den Bäumen und zersplittern einfach, und es macht dieses unglaubliche Geräusch. Es ist nicht gerade leicht, darüber einzuschlafen.«
    »Ich erschrecke mich jedes Mal zu Tode«, sagte Sally.
    Cardinal zog Catherine beiseite. »Hast du mit Dad gesprochen?«
    »Vor ein paar Stunden, ja. Es schien ihm gut zu gehen. Wollte natürlich nichts davon hören, zu uns zu kommen.«
    »Ich fahr besser rüber und seh nach ihm. Ich kann sonst nicht schlafen. Da wir gerade davon reden, wir sind hier nicht gerade das Sheraton. Ich nehme mal an, Sally und die Mädchen können in Kellys Zimmer schlafen, und wenn ich Dad überreden kann, bei uns zu schlafen, kann er die Ausziehcouch haben.«
    »Er hasst die Ausziehcouch. Falls er kommt, müssen wir uns auf jeden Fall was Besseres einfallen lassen.«
     
    Cardinal hatte die Kuppe des Airport Hill erreicht, als der Strom ausging. Ohne dass etwas zu hören war, tauchte der Highway in völliges Dunkel, als ob jemand eine Abdeckplane über den Wagen geworfen hätte. Er fuhr an den Straßenrand und wartete, bis sich seine Augen daran gewöhnt hatten, bevor er seine Fahrt fortsetzte.
    Der Camry kroch über die Kuppe des Airport Hill, während die Scheinwerfer Sichtkegel in die Dunkelheit schnitten, dann bog er in die Cunningham ein. Auf der unbefestigten Straße kam man noch schwerer voran. Hier war kein Salz gestreut, und es kam Cardinal so vor, als führe er auf einer Schlittschuhbahn. Er blieb im ersten Gang. Seitlich der Fahrbahn war es so pechschwarz, dass er keineswegs sicher war, ob er das Haus seines Vaters finden würde, doch als er um die letzte Kurve rollte, tauchte der Mond hinter einer Wolke auf, unddie weißen Umrisse des Hauses nahmen hinter den Bäumen Gestalt an. Das grünspanüberzogene Eichhörnchen bildete eine schwarze Silhouette vor der mondhellen Wolke, und an Schwanz und Nase schimmerten Eiszapfen.
    Das Haus war dunkel.
    Cardinal ging zur Veranda herum. Von drinnen kam ein phosphoreszierender Lichtschein. Sein Vater hörte den Lärm und kam, im Mantel, zur Tür.
    »Was zum Teufel willst du denn hier?«
    »Ich freu mich auch, Dad. Ich bin gekommen, um zu sehen, wie du hier oben zurechtkommst.«
    »Mir geht’s gut, danke.« Sein Vater starrte ihm aus dem Schatten der Küche entgegen. Hinter ihm zischte eine Coleman-Lampe auf dem Tisch.
    »Aber du hast keinen Strom.«
    »John, ob du’s glaubst oder nicht, das wusste ich schon, bevor du herkamst.«
    »Dad, du bist ohne Heizung. Wieso kommst du nicht für eine Nacht zu uns runter?«
    »Weil es mir hier einfach gut geht. So kalt ist es draußen nun auch wieder nicht, ich hab meine gute alte Coleman-Lampe, und ich hab ein gutes Buch. Ich hab auch noch ein Transistorradio und einen Coleman-Ofen – falls ich mal Wasser heiß machen muss.«
    »Du kannst keinen Coleman-Ofen benutzen, Dad. Das Kohlenmonoxid würde dich umbringen.«
    Sein Vater kniff die Augen zusammen. »Das weiß ich auch. Ich benutze ihn auf der Veranda.«
    »Dad, komm bitte zu uns. Der Strom könnte für Stunden weg sein.«
    »Mir geht’s hier gut. Also, falls du nicht noch wegen was anderem hier bist –?«
    »Dad –«
    »Gute Nacht, John. Ach, wie war’s in Montreal?«
    »Gut. Hör mal, nur weil du eine Nacht bei uns schläfst, heißt das noch lange nicht, dass du völlig auf uns angewiesen bist. Wir haben Eisregen, verflixt noch mal. Meinst du nicht, dass du ein bisschen unvernünftig bist?«
    »War nie gern in Montreal – wahrscheinlich, weil ich kein Französisch kann. Konnte nie einsehen, wofür. Also, danke, dass du vorbeigekommen bist, John. Ich seh dich dann vermutlich zum Lunch am Dienstag.«
    »Dad, um Himmels willen, was willst du denn machen? Unter vierzig Pfund Decken schlafen?«
    »Genau das habe ich vor. Nicht vierzig Pfund, aber ich hab meinen Daunenmantel und einen Daunenschlafsack, und ich werde vor dem Kamin schlafen.«
    »Worauf denn?«
    »Auf meiner verdammten Matratze, darauf. Es ist schon alles fertig, und es besteht kein Grund zur Sorge.«
    »Du hast die Matratze alleine rübergeschleppt? Solche Anstrengungen packt dein Herz nicht mehr.«
    »Nett, dass du mich dran erinnerst. Aber wenn ich dich gebeten hätte, mir zu helfen, hättest du mir einen Vortrag dar über gehalten, dass ich zu euch kommen soll. Kapierst du denn nicht, dass es mir hier gut geht? Ist das so

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