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Blutiges Eis

Blutiges Eis

Titel: Blutiges Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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zusammen.
    Wenn niemand Ihnen zu Hilfe kommt, ist die einzige Chance, von einem Kabel unter Hochspannung wegzukommen, dass Sie immer nur einen Fuß zur gleichen Zeit auf dem Boden haben. Auf diese Weise leiten Sie keinen Strom durch Ihren Körper. Aber wir haben es hier mit einem Eisregen zu tun. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie wegrennen können, ohne hinzufallen, nicht auf allen vieren zu landen und als gegrillter Cop zu enden, ist äußerst gering. Daher ist mein bester Rat: Bleiben Sie, wo Sie sind, halten Sie die Füße zusammen und machen Sie keinen Schritt.
    Und noch etwas müssen Sie wissen, bevor ich Fragen beantworte. Diese Stromkabel haben eine Höchstgrenze. Wenn eins in Ihrer Nähe runterkommt und Sie auf einmal von blauen Blitzen umzingelt sind, müssen Sie wissen, dass das nur drei Mal hintereinander passieren wird. Die Sicherungen sind so eingestellt, dass sie beim dritten Kurzschluss nicht wieder neu starten. Sie bleiben tot.«
    Stancek hielt sich an sein Versprechen und fasste sich kurz. Als sie zu den Fragen kamen, gingen Cardinal und Delorme wieder nach oben. Cardinal hatte eine Nachricht von der Gerichtsmedizin in Toronto auf Band. Er rief vom Konferenzzimmer aus zurück und schaltete auf Freisprechanlage.
    Len Weisman brachte es in der ihm eigenen verständnisvollen Art auf den Punkt: »Sie haben nichts, mein Freund. AmAuto? Nichts. Kein Haar, keine Faser, nichts. Das Wasser hat alles weggespült.“
    »Das kommt einem schlicht unmöglich vor«, sagte Delorme. »Man sollte meinen, einfach nach dem Gesetz der Wahrscheinlichkeit …«
    »Vergessen Sie das Gesetz der Wahrscheinlichkeit. Danach dürfte niemand je im Lotto gewinnen. Danach dürfte auch nie jemand vom Blitz getroffen werden. Es gibt in diesem Geschäft eine winzige Kleinigkeit – man nennt sie Glück, und Ihr Mörder hat es ganz auf seiner Seite.«
     
    Cardinal und Delorme sortierten die Akten in vorläufige Stapel – und blätterten die durch, die am ehesten Aufschluss über Grenelle versprachen. »Ich bin bei der Sache nicht sonderlich optimistisch«, sagte Delorme, »so, wie’s bisher läuft.«
    Sie hatten eine Fundgrube an Informantenberichten vor sich, doch Grenelle hatte nicht für die Polizei, sondern für die CIA – oder zumindest Miles Shackleys persönliche Interpretation von der CIA – gearbeitet, und es gab keinen einzigen Bericht von ihm. Dutzende von Berichten erwähnten ihn als »ebenfalls anwesend«, einfach nur einer in einer Namensliste, mit der Information, dass er zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort gewesen war.
    »So kommen wir keinen Schritt weiter«, sagte Delorme. »Keiner dieser Berichte stuft Grenelle/Laroche als Spitzel oder auch nur als gefährlich ein – er ist immer nur jemand, der bei den Treffen war.«
    »Hören Sie«, sagte Cardinal, »falls Sie mir sagen wollen, dass ich keine Ahnung habe, wonach ich suche, machen Sie sich keine Gedanken. Wir wissen vielleicht nicht, wonach wir suchen, aber wir werden es wissen, sobald wir es finden. Können Sie damit leben, oder wollen Sie lieber von Tür zu Tür gehen und kleinen alten Damen dabei helfen, ihre Wellensittiche vor dem Eisregen zu retten?«
    Delormes braune Augen mieden seinen Blick, und Cardinal bereute seine launische Bemerkung.
    Sie sah ihn wieder an und sagte leise: »Vielleicht sollten Sie einfach nach Hause gehen, John. Ihr Vater ist gestorben. Das können Sie nicht ignorieren.«
    »Ich ignoriere es auch nicht. Ich hab nur ein Haus voll mit Flüchtlingen, und mir ist es lieber, mit Ihnen hier zu sein.« Er merkte, wie er ein wenig rot anlief, und beugte sich erneut über die Akten.
    Glatt achtzig Prozent des Papierbergs vor ihnen war bedeutungslos, und das Übrige bestand größtenteils aus denselben Informationen, die unter verschiedenen Stichworten in immer neuen Ausfertigungen erschienen.
    Ihr Interesse erwachte wieder, als Cardinal eine Akte mit der Aufschrift 5367 Reed Street fand, der Adresse, an der Duquette gefangen gehalten und ermordet worden war. Er zog einen Grundbuchauszug heraus. Es waren sogar ein Grundriss und ein Stapel Fotos von der Polizeirazzia dabei.
    »Das ist interessant«, sagte Delorme. Sie hielt den verblassten Durchschlag eines Mietvertrags in der Hand. »Hundert im Monat. Mannomann, wie sich die Zeiten ändern. Und sehen Sie sich mal die Unterschrift an.«
    Cardinal nahm den Durchschlag. An der Stelle für den derzeitigen Wohnsitz hatte der Mieter eine Straße in St-Antoine angegeben. Beruf:

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