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Blutiges Eis

Blutiges Eis

Titel: Blutiges Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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Während Cardinals Kollegen sich Bouchard und seine Handlanger vorknöpften – darunter auch ein bösartiger Troll namens Kiki B. –, hatte Cardinal im Schlafzimmerkleiderschrank eine Sporttasche voller Bargeld gefunden. Zu seiner ewigen Schande war er mit fast zweihundert Riesen rausmarschiert. Die übrigen fünfhundert hatten als Beweismittel gedient; eine solche Summe in bar hatte vollkommen ausgereicht, um den ganzen Fang hinter Gitter zu bringen.
    Kiki B. war jetzt in der Leitung.
    »Ich hoffe, Sie haben Ricks Karte bekommen. Sie sollen nicht denken, wir hätten Sie vergessen.«
    »Kiki, nur so viel, und ich sag’s nur ein Mal: Wenn Sie – oder ein anderer von euch – je bei mir zu Hause aufkreuzen, dann werde ich dafür sorgen, dass Sie für den Rest Ihres Lebens dafür bezahlen. Haben Sie das verstanden?«
    »Zwölf Jahre, Cardinal. Verstehen Sie das ? Bouchard ist zwölf Jahre im Kingston Pen gewesen. Er hat noch sechs Monate, und dann ist er draußen, und jetzt will er sein Geld wiederhaben. Er betrachtet es als einen Notgroschen, den Sie für ihn aufbewahrt haben.«
    »Sagen Sie, er soll keine Zinsen erwarten. Der Markt lief nicht so toll in der letzten Zeit.«
    »Er will seine zweihundert Riesen, Cardinal. Er weiß, dass Sie sie geklaut haben, und er wird sie zurückkriegen, oder Sie können schon mal Ihr Testament machen.«
    »Ich hab sein Geld nicht, Kiki. Es mag Ihnen schwerfallen, das zu glauben, aber es ist die Wahrheit.« Cardinal wünschte sich, er wäre nur halb so ruhig, wie er klang.
    »Hört, hört. Was haben Sie damit gemacht – nem Wohltätigkeitsverein gespendet?«
    »Schon mal von der Sunrise gehört?«
    »Der Sunrise-Stiftung? Sie haben es einem Drogen-Reha-Zentrum gegeben? Oh, Mann, den Witz wird Rick sicher zu würdigen wissen, Cardinal. Er wird sich totlachen.«
    Es stimmte zwar, dass der Rest des Geldes dahin gegangen war, doch davor hatte Cardinal damit Catherines Krankenhausrechnungen in den Staaten bezahlt, wo ihre Eltern sie partout behandelt wissen wollten, und Kellys Studium an der Yale. Voriges Jahr hatte er, als er mit seinem schlechten Gewissen nicht mehr leben konnte, die ganze Geschichte seiner Frau und seiner Tochter gebeichtet. Als ihr die Studiengebühren auf einmal unter dem Hintern weggezogen wurden, war Kelly gezwungen gewesen, vor ihrem letzten Semester von der Uni zu gehen, und Cardinal war sicher, dass sie ihm das nicht verziehen hatte. Er hatte sogar versucht, den Dienst zu quittieren, doch Delorme hatte sein Kündigungsschreiben abgefangen, bevor es beim Chef ankam. »Sie sind ein guter Cop«, hatte sie zu ihm gesagt. »Wieso wollen Sie dem Kommissariat unnötigen Schaden zufügen, indem Sie gehen?« Cardinal war zu der Zeit mit zwei Schusswunden im Krankenhaus gewesen und hatte einfach nicht die Kraft aufgebracht, sich ihr zu widersetzen.
    »Kiki, wieso suchen Sie sich nicht einen neuen Arbeitgeber?«, sagte er jetzt. »Schreiben Sie einen Lebenslauf. Sie werden nicht jünger.«
    »Das ist die letzte Warnung, Cardinal. Glauben Sie vielleicht, Bouchard findet sich damit ab, ohne einen Penny aus dem Knast zu kommen? Das wird er sich nicht bieten lassen.«
    »Ach so, er wird sich das nicht bieten lassen. Ja dann …«
    »Okay, ich hab nur versucht, Ihnen zu helfen. Sie stellen sich taub, das ist Ihr Problem. Und glauben Sie bloß nicht, Bouchard könnte sich nicht aus dem Knast mit Ihnen befassen– das kann er sehr wohl. Nächstes Mal ist es nicht mehr nur eine Karte oder ein Anruf.«
    Cardinal legte auf. Er hielt seine Hand ausgestreckt über den Schreibtisch und sah, wie sie zitterte. Eine Woge der Scham durchströmte ihn, weil etwas, das er getan hatte – und wenn es noch so lange her war – sein Zuhause in Gefahr bringen konnte. Zum tausendsten Mal verfluchte er seine eigene Dummheit.
    Seine Gegensprechanlage summte, und Mary Flower sagte ihm, dass Calvin Squier da sei. Cardinal ging zum Eingangsflur hinaus.
    »Schön, Sie wiederzusehen, John«, sagte Squier und streckte ihm die Hand entgegen. Nur Amerikaner schütteln so oft die Hand, dachte Cardinal. Amerikaner und Schwindler und Calvin Squier vom Canadian Security Intelligence Service.
    »Sind Sie schon aus New York zurück? Sie sind doch erst gestern geflogen.«
    »Konnte nicht schnell genug zurückkommen. New York ist keine Stadt, in der ich mich lange aufhalten möchte.«
    Cardinal nahm ihn mit in das Großraumbüro des Kriminalkommissariats. Der Arbeitsplatz stellte eine erhebliche Verbesserung

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