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Blutiges Gold

Blutiges Gold

Titel: Blutiges Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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so schnell bemerkt wie du.«
    »Übung«, sagte sie mit düsterem Gesichtsausdruck und blickte sich in Virgil O’Connors leerem Zimmer um. »Herrgott, ich hasse Empfindungen wie diese, dieses Gefühl, anders zu sein. Vielleicht hätte ich lieber Krankenschwester werden sollen als Kuratorin.«
    »Und ich hätte vielleicht Proktologe oder Endokrinologe werden sollen.«
    Ungläubig starrte sie ihn an, bevor sie laut auflachte. »Entschuldigung. Habe ich gejammert?«
    Er berührte zärtlich ihre Wange. »Das darfst du auch. Wenn es eine Möglichkeit gäbe, dich hier herauszuhalten, dann würde ich es gerne tun.«
    »Wenn du das versuchst, werde ich mich mit Händen und Füßen dagegen wehren.«
    Seine Mundwinkel hoben sich. »Könnte lustig werden.«
    Kopfschüttelnd begann sie, die Schubladen der Kommode herauszuziehen. Es waren nicht viele Kleider darin, die sie durchsuchen musste. Alle waren von der Art, die Secondhandläden den Ruf des unmodischen Angebots einbrachten.
    Keine Papiere, ganz sicher kein Gold.
    Sie blickte auf das ungemachte Bett.
    »Nicht notwendig«, sagte Shane schnell. »Nichts oben auf dem Bett oder untendrunter außer Spuren im Staub von Koffern oder Munitionskisten.«
    »Wenn wir nicht noch den Boden aufgraben und Löcher in die Wand klopfen, haben wir jedenfalls kein Glück.«
    »Sackgasse«, stimmte er ihr zu. »Aber ich weiß, dass es noch etwas gibt.«
    »Hier?«
    »Oder in der Nähe.«
    »Es wäre mir lieber, ich müsste dir nicht zustimmen.« Sie stemmte die Hände in die Hüften, drehte sich langsam um sich selbst und schüttelte den Kopf. »Nicht in diesem Zimmer. Das einzige Ding hier … ist hier nicht mehr drin.«
    »Das Gold?«
    Sie nickte.
    »Wie in Wales?«, fragte er.
    »Genau so. Verdammt.« Sie rieb sich schnell und heftig über die Arme. »Ich hatte schon früher Gänsehaut bei bestimmten Artefakten, aber nicht so wie in Wales, von den Stücken von Smith-White abgesehen. Und jetzt hier.«
    Und genau so, dachte sie mit einem Seitenblick auf Shane, wie sie Gänsehaut bei Männern gehabt hatte, aber nie annähernd so wie bei Shane. Was sie bei ihm empfand, war so verschieden davon, dass es ihr Angst einjagen müsste.
    Manchmal tat es das auch.
    »Dasselbe«, sagte er.
    Zuerst dachte sie, sie hätte wieder laut gedacht, was er für Gefühle in ihr auslöste. Doch dann merkte sie, dass er ihr einfach zustimmte, was das Gold betraf.
    »Und genauso ist es mit dem Gold«, sagte er jetzt mit einem schelmischen Seitenblick.
    »Hör auf damit!«
    Er lachte und streichelte ihr Handgelenk oberhalb der Latexhandschuhe. »Deine Augen sind sehr verräterisch, mein Schatz.«
    »Ich werde mir verspiegelte Kontaktlinsen besorgen.«
    »Hilft es dir, wenn ich dir sage, dass ich genauso empfinde?«
    »Über verspiegelte Kontaktlinsen? Das hilft mir nicht besonders viel.«
    Er hob ihre Hand an seine Lippen und biss sie leicht dorthin, wo er sie eben gestreichelt hatte. »Du weißt genau, was ich meine.«
    Die Gänsehaut, die sich jetzt rapide auf ihrem Arm ausbreitete, hatte nichts mit antikem Druidengold zu tun. »Was ist, wenn es sich nach ein paar Wochen oder Monaten wieder abkühlt?«
    »Und was ist, wenn es nicht so ist?«
    Sie stieß die Luft aus, was sich beinahe wie ein Lachen anhörte. »Immer nur einen Tag vorausplanen, okay?«
    »So ist das Leben. Es folgt immer ein Tag dem anderen.«
    Sie lächelte zittrig, aber echt. »Okay. Mit einem Tag kann ich leben. Aber ich will auf der Stelle dieses Haus verlassen.«
    Stumm ergriff Shane ihre Hand und ging mit ihr in die Nacht hinaus. »Besser?«
    »Ja.« Sie zog die Handschuhe herunter und steckte sie in ihre Handtasche. »Viel besser.«
    »Möchtest du ein Stück laufen?«
    Sie schaute auf ihre Schuhe hinunter. Seit ihrem Sprint durch das Casino, den sie barfuß bestritten hatte, achtete sie darauf, Schuhe zu tragen, in denen sie auch rennen konnte. Das bedeutete aber nicht, dass sie scharf darauf war, mit Tennisschuhen durch unwegsames Gelände zu laufen.
    »Wie weit?«, fragte sie.
    Er blickte zu dem lang gestreckten Tafelberg, der sich hinter dem Haus erhob. »Vielleicht eine halbe Meile.«
    Sie folgte seinem Blick, warf die Handtasche in den Pick-up und sagte: »Weißt du, wohin wir gehen?«
    »Nein.«
    »Oh, gut. Das macht es viel einfacher.« Sie winkte mit einer Hand Richtung Felsabhang, der aus der Dunkelheit hervorragte. »Nach dir, Boss.«
    Das Mondlicht war hell genug, dass Shane seine Taschenlampe nicht benutzen musste. Der schmale

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