Blutiges Gold
nach sich zog, der Tod, auf den nichts folgte, das Ende des Lebens, auch des Lebens der Götter – das war es, was die Druiden fürchteten.«
»Das tut jeder, der intelligent genug ist, sich das vorzustellen. Entropie bedeutet mit anderem Namen ultimative Auslöschung.«
Risa zögerte, dann legte sie ihre Hand zurück auf den Felsen. Alles, was sie spürte, war eine Regung der Luft, ein verschwindendes Murmeln, zitternde Ruhe. Stirnrunzelnd hob sie ihre Hand und trat durch die Öffnung in die Mitte zwischen die drei Steine.
»Spürst du etwas?«, fragte Shane.
»Nicht mehr. Es war aber hier. Das Gold.«
»Und jetzt ist es weg.«
Sie nickte, während sie nacheinander die kalte raue Oberfläche jedes der drei Sandsteinblöcke anfasste und ihren stillen Schwingungen nachspürte. »Ich kann zwar nicht sagen, dass es mir gefällt, was ich spüre, aber ich habe jetzt keine Angst mehr davor.« Sie blickte Shane an und fügte hinzu: »Aber ich will hier auch nicht freiwillig einschlafen.«
»Ja. Lass uns gehen.« Er ergriff ihre Hand und zog sie aus den Schatten der drei Felsen heraus. »Lass uns jetzt einen Ort suchen, wo es ein Funknetz gibt. Ich möchte wissen, was Rarities inzwischen Neues herausgefunden hat.«
Risa lief hinter Shane den Pfad zu dem leer stehenden Häuschen hinunter. Es war unheimlich einsam hier. »Können wir der Polizei nicht vielleicht einen anonymen Tipp geben, damit sie sich auf die Suche nach Virgil O’Connor macht?«
»Gleich nachdem ich bei den örtlichen Krankenhäusern angerufen habe. Wenn es möglich ist, würde ich gerne mit ihm reden, bevor die Polizei es tut.«
Nicht weit vom Felsvorsprung hörte Shane wieder Geräusche aus dem Gebüsch, am selben Platz wie beim Aufstieg. Diesmal hatte er kein unangenehmes Gefühl im Nacken, das ihn ablenkte. Er knipste seine Taschenlampe an und leuchtete ins Gebüsch hinein.
Drei Paar glühender Augen blitzten auf und verschwanden schnell, wobei Krallen über Felsen und von der Sonne ausgedörrte Erde scharrten.
»Warte hier«, sagte er zu Risa.
»Mit solchen Augen, die mich beobachten? Nein, danke.«
»Dann bleib so nahe bei mir, dass du im Licht bleibst.« Er griff hinter sich und zog die Pistole aus dem Halfter. »Ich brauche es, um durch das Gebüsch zu finden.«
Taschenlampe und Pistole parallel vor sich haltend, sodass beide gleichzeitig das Gebüsch bestrichen, begann Shane, sich vom Pfad wegzubewegen. Risa folgte ihm so dichtauf, dass sie seinen Rücken berühren konnte.
Der Wind drehte sich.
Der Geruch von Tod war in der Luft und sagte Shane, dass sich die wilden Tiere an einem Aas labten, das nicht mehr ganz frisch war. Finster entschlossen schwenkte er die Taschenlampe in immer größer werdenden Kreisen. Am Rand des Lichtscheins tauchte jetzt ein alter Stiefel auf, zerfledderte Kleider und die Reste eines Körpers, die nur ein Gerichtsmediziner ansehen konnte, ohne sich zu übergeben.
Schnell drehte sich Shane um und nahm Risa die Sicht auf die Arbeit von Mutter Natur.
»Es ist Zeit, zurückzugehen.«
Sie schluckte mühsam. »O’Connor?«
»Sagen wir, ich werde keine Krankenhäuser anrufen. Wenn wir ein Stück von hier weggefahren sind, rufe ich die Polizei an, wie ein guter anonymer Bürger.«
»Ich bin glücklich, dass du nicht so hinter dem Gold her bist, um jemanden dafür umzubringen.«
»Warum?«, fragte Shane.
»Mit jeder Person, die in letzter Zeit gestorben ist, verschwand ein weiteres Glied der Kette, die zurückführt zu dem echten Besitzer des Druidengoldes.«
»Überlass es den Kuratoren, sich über die Herkunft Gedanken zu machen.«
»Irgendjemand muss sich doch Gedanken machen.«
»Oh, ich zum Beispiel. Ich mache mir Gedanken wegen der Tatsache, dass zu viele Menschen, die dieses Gold berührten, zu Tode kamen.«
»Cherelle nicht.« Hoffentlich.
»Das würde ich nicht der Polizei erzählen«, meinte Shane.
»Warum?«
»Das könnte sie als Mörderin kennzeichnen.«
»Ich glaube, es war Socks«, sagte Risa sofort. »Oder Tim.«
»Du meinst, Cherelle ist nicht zu einem Mord fähig?«
Risa antwortete nicht.
Shane fragte nicht weiter. Er folgte ihr den Hang hinunter, weg vom Geruch des Todes.
53
Las Vegas
4. November
Nachts
Rich Morrison und Gail Silverado sahen sich die sechs Goldobjekte aus jedem Blickwinkel an. Beide trugen Latexhandschuhe. Ebenso John Firenze, auch wenn er nichts anderes getan hatte, als die Stücke auf Blättern seines Casinobriefpapiers auf seinem Schreibtisch
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