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Blutiges Gold

Blutiges Gold

Titel: Blutiges Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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schwere Goldskulptur, die geformt war wie ein gebogener Totempfahl. Ihr Fuß, der innen einen hölzernen Kern hatte, war ein Menschenkopf, der sich nach oben hin spiralförmig dreimal wiederholte. An der Stelle, wo sich die Gesichter zur Wiederholung des Musters überlappt hätten, gingen sie in eine andere Spirale über, die an drei Vögel mit langen Hälsen oder drei Schlangen erinnerte, die wiederum in drei Wölfe übergingen. Danach folgten drei brünstige Stiere, auch sie spiralförmig nach oben führend wie ein Traum oder Albtraum, bis das Ornament in einem dreifachen Vogelkopf endete, dessen starrende Augen aus menschlichen Totenschädeln bestanden und von dessen kräftigen Schnäbeln leblose menschliche Figuren herabhingen.
    »Verdammt, was auch immer die geraucht haben, hat jedenfalls ihr Gehirn ganz schön durcheinandergebracht«, sagte Cherelle stirnrunzelnd und rieb mit den Händen kräftig über die Gänsehaut auf ihren nackten Armen. »Huuu.«
    Aber der unheimliche gebogene Totempfahl war aus Gold. Obwohl er zur Hälfte innen aus Holz war, wog das Gold vielleicht zwei Kilo oder mehr. Das und der goldene Halsring, mit dem sie den alten Mann erschlagen hatte, brachten zusammen vielleicht ein Viertel des ganzen Schatzes auf die Waage. Auch das goldene Messer, das so seltsam gebogen war, und die mit Juwelen besetzte Scheide waren ziemlich schwer.
    Die übrigen Goldteile waren vor allem Schmuckstücke: Armbänder oder Armreife, ein Ring für eine Frau, in dessen breite Innenfläche verschiedene Symbole eingraviert waren, Broschen, so groß wie ihre Hand. Nur eines der Schmuckstücke war mit Juwelen besetzt. Bei anderen war eine Art Email verwendet worden, das strahlte wie Edelstein. Die meisten trugen Zeichen und Symbole, die Cherelle Kopfschmerzen bereiteten, wenn sie versuchte, sie zu enträtseln.
    Doch das war gar nicht nötig, denn ihr Kopf schmerzte schon seit der Channel-Sitzung mit Virgil höllisch und sie hatte das Gefühl, dass er gleich zerplatzte.
    Sie war dankbar, dass das Gold zwar unheimlich sein mochte, aber ihr beim Anfassen wenigstens nicht mehr die Hand verbrannte. Vage erinnerte sie sich, wie es gebrannt hatte, als sie den größten Halsring geschnappt und den alten Mann geschlagen hatte. Doch darüber würde sie jetzt nicht nachdenken. Sie wollte sich nicht gerne erinnern, was ein paar Stunden zuvor passiert war, und konzentrierte sich lieber auf den Goldschatz.
    Die sechs Kragen oder Colliers oder was immer mochten vielleicht Halsbänder gewesen sein, doch sie an- und auszuziehen war sicher äußerst unangenehm. Dann gab es noch verschiedene Figürchen in der Form von Tieren oder Dämonen oder Körperteilen oder was auch immer. Jede der Figuren war so groß wie ihre Hand, doch die Details auf ihnen verursachten ihr Augenschmerzen, als sie sich mühte herauszufinden, was sie bedeuten mochten.
    Die Stücke, die sie allerdings wirklich erregten, waren die schwere Skulptur, die einem Totempfahl ähnelte; das Teil, das einem kleinen goldenen Krug mit Klappdeckel ähnlich war; dann der merkwürdig gebogene Dolch in goldener Scheide und die Maske, die entweder einen Mann oder einen Gott oder Teufel darstellte und deren unheimliche, leere Augen ihr überallhin zu folgen schienen, egal, wo sie in dem Motelzimmer auch stand.
    Unheimlich hin oder her – auf jeden Fall war das eine tolle Beute. Soweit sie das beurteilen konnte, waren diese goldenen Altertümer genauso gut oder noch besser als alles, was sie in Virgils Büchern gesehen hatte.
    Und das bedeutete Geld, schlicht und einfach und überaus willkommen.
    Während sie an das Geld dachte und das Gold betrachtete, nestelte sie an einer ihrer langen blonden Locken herum, die Teil ihrer kunstvoll auf lässig getrimmten Frisur war – drei Viertel des Haars hatte sie hochgesteckt, und der Rest fiel locker herab und verlockte die Männer, hineinzugreifen und mit den Locken zu spielen und mit der zarten Haut darunter. Die Locke, die sich Cherelle um den Finger drehte, hatte normalerweise ihren Platz in dem leicht schattigen Teil ihres üppigen Dekolletés, das der tiefe V-Ausschnitt ihres roten Pullovers freigab, der sich so eng um ihre Brüste spannte, dass unter dem Strickgewebe ihr hauchzarter schwarzer BH zu erkennen war. Der Pullover steckte in zum Platzen engen Jeans. Die Sohlen ihrer abgetragenen weißen Stöckelschuhe waren hauchdünn. Sie schwor, dass sie das Prägedatum spüren konnte, wenn sie damit auf eine Münze trat.
    Abwesend

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