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Blutiges Gold

Blutiges Gold

Titel: Blutiges Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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nicht beschreiben konnte. »Da waren Höhenbefestigungen in Wales, Menhire, Grabhügel, Grabmarkierungen. Alle diese Orte waren zu alt, um von den Menschen geschaffen worden zu sein, deren Kunststil wir als keltisch bezeichnen, aber diese Orte waren von den Kelten benutzt worden. Von den Druiden. Diese Orte waren sehr … eigentümlich.«
    Shane wartete und fragte sich derweil, was sie wohl sah mit diesen Augen, die jetzt in die Weite blickten und so klar und tiefblau waren wie ein walisischer See. Als sie nicht weitersprach, fragte er sanft: »Was sehen Sie gerade?«
    »Mitternächtliche Ernten in Eichenwäldern unserer Zeit, und den Schnitter, in weiße Gewänder gekleidet, der die heilige Mistel mit einem Silbermesser abtrennt. Eine schwarze Quelle, umgeben von einem vorzeitlichen Steinring, und einen Busch, der dieser Quelle Schatten spendet, geschmückt mit Bändern, Münzen, frischen Blumen und Nachbildungen von Händen oder Füßen oder Genitalien – was die heutigen Bittsteller auch immer kuriert haben wollten. Aber am intensivsten erinnere ich mich, dass ich mitten in einem Eichenwald einschlief, umgeben von Menhiren, die gebeugt dastanden wie alte Männer, die zu viele Erinnerungen trugen.«
    »Sie haben geträumt.«
    Das sagte Shane so sanft, dass sie antwortete, bevor ihr klar wurde, was sie dabei preisgab. »Ja, ich habe geträumt.«
    Da vernahm sie ihre eigenen Worte. Sie rieb sich schnell über die Arme, um die Gänsehaut zu vertreiben, die sich auf ihrer Haut gebildet hatte wie das Gekräusel auf der vom Wind bewegten Oberfläche eines Sees.
    »Wie großartig«, sagte sie kurz angebunden. »Menschen träumen andauernd.«
    Shane wollte darauf nicht antworten. Er war zu sehr damit beschäftigt zu verstehen, warum Risa ihn mehr interessierte als je eine Frau vor ihr.
    Sie träumte.
    Er tat das manchmal auch.
    »Was haben Sie geträumt?«
    Zuerst wollte Risa darauf nicht antworten. Dann entschied sie, dass es keine Rolle spielte. Sie würde sich ja sowieso nach einem anderen Job umsehen.
    »Der Druidenhort«, sagte sie. »Der Schatz, nach dem ich gesucht habe, war schon verschwunden.«
    Seine Augen verengten sich. »Verloren für immer?«
    »Nein. Einfach verschwunden. Wie so viele Kelten auch. Einfach an einen anderen Ort gekommen. Darin waren die Kelten Meister. Ständig umzuziehen. Eine Großfamilie auf einmal. Oder auch ein ganzer Clan. Es waren Siedler, keine Soldaten. Kelten hatten keine Nationen oder Staaten oder stehende Heere, und sie wollten das auch nicht. Sie waren weitsichtige, zivilisierte, starrköpfige und mutige Individuen, die Kunst und Wein und wilde Orte liebten.«
    Sie warf einen Seitenblick auf Shane, in dem zugleich Vorsicht und Ironie lagen. »So wie jemand, den ich kenne.«
    »Sie selbst«, sagte Shane.
    Sie blickte überrascht. »Ich dachte eher an Sie.«
    Das Lächeln, das er ihr zuwarf, warf sie beinahe um; nie hatte sie etwas Ähnliches an ihm gesehen. Es war wie ein Mondaufgang in einem heiligen Hain. Sie wusste nicht, ob sie sich in seinem überirdischen Glanz aalen sollte … oder lieber weglaufen.
    Bevor sie eine Entscheidung treffen konnte, klingelte das Telefon. Sie griff nach dem Hörer wie nach einem Rettungsring.
    »Kuratorbüro«, sagte sie.
    »Hier ist Milly vom Empfang. Ist Mr Tannahill bei Ihnen?«
    Risa übergab den Hörer an Shane. »Milly vom Empfang.«
    »Tannahill«, sagte er kurz. »Was gibt es, Milly?«
    »Mr Smith-White ist hier mit einer Schachtel, die er vom Sicherheitspersonal nicht öffnen lässt.«
    »Schicken Sie ihn rauf.«
    »In Ihr Büro oder in das von Ms Sheridan?«
    »Risas Büro.«
    »In Ordnung, Sir.«
    »Noch etwas, Milly.«
    »Ja?«
    »Geben Sie ihm Sicherheitsleute mit. Bewaffnet.«

26
Las Vegas
3. November
Am späten Vormittag
    Skeptisch blickte sich Tim im vorderen Teil von Joey Clines Pfandhaus um. Es lag nur zwei Blocks weiter unten und einen dahinter vom Haus seiner Mutter.
    Herrje, sie lebte wirklich in einer Bruchbude. Kein Wunder, dass sie so viel trank. Oder sie lebte hier, weil sie so viel trank.
    Wie auch immer. Es war ein übler Ort.
    Er bewegte die Schultern und vermisste das Gewicht seines Rucksacks. Socks hatte darauf bestanden, dass er ihn im Kofferraum einschloss, weil Joey sonst, so meinte er, ausrastete, wenn ein Fremder mit Rucksack in seinen privaten Bereich marschierte.
    »Mann, so wie das hier aussieht«, sagte Tim, »ist der Typ froh, wenn er mal zwei Dollarscheine nebeneinander sieht. Wo hat er bloß das Bargeld

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