Blutiges Gold
Goldobjekte sammle, einen keltischen Namen trage und eine Goldausstellung eröffne, die nur aus Keltengold besteht. Da ist es doch klar, dass mir keltische Kunstgegenstände häufiger angeboten werden als Sex.«
»Schwachsinn«, murmelte sie leise in ihre Hände.
Doch es war nicht leise genug.
»Es ist erfolgreicher, mir in die Augen zu sehen, wenn Sie mir sagen wollen, dass ich sexy und unwiderstehlich bin.«
Ihr Kopf fuhr herum. »Das habe ich nicht gesagt!«
»Aber ganz sicher haben Sie das. Denken Sie noch mal drüber nach.«
»Aber …«
Er sprach einfach weiter. »Und während Sie darüber nachdenken, können Sie sich schon mal merken: Bei diesem zehnten Angebot habe ich ein gutes Gefühl. So eine Art Druidenhortgefühl.«
Erst dachte sie, er wollte sie erneut foppen. Dann sah sie ihm noch einmal genau in die Augen.
Er machte keine Scherze.
»Oh, Mist«, sagte sie mit einem tiefen Seufzer.
Er lächelte. »Jetzt fangen Sie an zu begreifen.«
Sie dachte schnell. Das konnte sie gut. Das hatte sie in der Vergangenheit schon oft aus Schwierigkeiten befreit. Vielleicht konnte sie damit auch Shane vor Schwierigkeiten in der Zukunft bewahren.
»Okay. Großartig«, sagte sie schnell. »Ich würde natürlich nie gegen ihren Spielerinstinkt votieren. Wer zum Teufel würde das tun wollen?« Das war die Wahrheit. Dieser Instinkt hatte Shane bereits vor seinem dreißigsten Lebensjahr zum vielfachen Millionär gemacht. »Aber bitte ziehen Sie Folgendes in Betracht. Hören Sie zu? Alles auf Empfang, auch der Spielerinstinkt?«
Sein Lächeln veränderte sich, es bekam einen herzlichen Ausdruck. »Ich mag es, wenn Sie mir mit großen Augen etwas ganz dringlich erklären wollen.«
»Sie hören gar nicht zu.«
»Jetzt sollte ich wohl die Augen schließen, um Ihnen besser zuhören zu können.«
»Stopp«, sagte sie und warf die Hände hoch. »Ich möchte ernsthaft mit Ihnen reden, also hören Sie endlich auf, mich auf den Arm zu nehmen, und hören Sie mir zu!«
Er schloss die Augen.
Ihr entschlüpfte ein tonloser Seufzer der Erleichterung, dann stellte sie ihm eine direkte Frage: »Bedeutet Ihnen das Wort ›Provenienz‹ irgendetwas?«
»Ja.« Er öffnete die Augen. »Es bedeutet, wenig Spielraum zu haben.«
Sie fragte sich, ob Schreien etwas nützen würde. Doch ein kurzer Blick in seine gleichmäßigen, überaus klugen Augen sagte ihr, dass sie ihre Luft für die Diskussion brauchen würde, die nun sicher folgte.
Diskussion . Sie lachte fast laut auf beim Gedanken an dieses Wort. Welch ein neutrales Wort für das wilde Wortgefecht, das sich zwischen ihnen anbahnte. Egal, wie zweifelhaft die Herkunft eines Objektes war und wie häufig Shane am Ende die fälschlich erworbenen Objekte dem Staat oder dem Menschen, der rechtlich mehr Anspruch darauf hatte als er, stillschweigend zurückgegeben hatte – sie hatte ihrem Chef nie etwas ausreden können, was er wirklich wollte.
Aber dieses Mal musste sie einfach gewinnen. Sie konnte nicht zulassen, wie er seine Reputation beschmutzte, indem er etwas kaufte, dessen Besitzrecht gesetzlich nicht eindeutig zu klären war, auch wenn man alle neun Richter des obersten Gerichtshofes auf seiner Seite hatte.
Wie bedauerlich, dass Shane so reich war. Jeder andere hätte sich durch die Rückgabe gestohlener Kunstgegenstände in der Vergangenheit schon so gründlich die Finger verbrannt, dass ihm gar nicht einfallen würde, weiterhin zweifelhafte Objekte anzukaufen.
Der Mann hatte einfach zu viel Geld.
»Lassen Sie uns einmal annehmen, dass der Druidenhort tatsächlich existiert«, sagte sie. »Nur als … Diskussionsgrundlage.«
»Okay.«
Er sagte das so leichthin, dass sie am liebsten mit den Zähnen geknirscht hätte. Doch, als sie ihm in die Augen blickte, sah sie nichts als Ernsthaftigkeit und Konzentration, die vollständig auf sie gerichtet waren. Den meisten Menschen war es unangenehm, einem so intensiven Blick ausgesetzt zu sein, doch sie war daran gewöhnt. Außerdem hatte sie diesen Blick an sich selbst auch schon beobachtet, wenn ihr Hirn unter Volldampf arbeitete und sie völlig auf ein Projekt konzentriert war.
»Nehmen wir einmal an, dass der Druidenhort im sechsten Jahrhundert vergraben wurde und das Geheimnis dieses Verstecks eintausendfünfhundert Jahre lang bewahrt werden konnte«, sagte sie.
»Das wäre möglich«, sagte er leichthin. »Mündliches Wissen ist schon immer über Familien und Geheimgesellschaften weitergereicht worden.«
»Hm, hm!«
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