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Blutiges Gold

Blutiges Gold

Titel: Blutiges Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Druiden oder auf dessen Geheiß für eine wichtige religiöse Zeremonie angefertigt. Ich tippe mal auf das Fest der Wintersonnenwende, wenn diese armen bibbernden Burschen beteten und opferten, damit die Sonne wieder ihren normalen Gang aufnahm.«
    Er wartete nicht, bis Shane ihn um das Stück bat, sondern hielt ihm den Samtbehälter mit dem stilisierten Pferd hin. Shane ergriff das Figürchen und ließ sie gleich darauf fast fallen, als er den Energiestoß spürte, der durch seine Hand zischte.
    »Das Gewicht von goldenen Teilen ist immer überraschend, nicht wahr?«, meinte Smith-White mit zufriedenem Lächeln.
    Risa wusste, dass Shanes Bewegung nicht allein daher kommen konnte. Shane war den Umgang mit Gold zu sehr gewöhnt, um sich von seinem Gewicht noch überraschen zu lassen.
    Aber irgendetwas hatte ihn doch überrascht.
    Als Shane von dem Pferd zu ihr blickte, wusste sie, dass er es ebenfalls kaufen würde.
    Zum Teufel, wie Niall sagen würde.
    Mit sprunghaft wachsender Ungeduld wartete Risa darauf, dass Shane das Objekt an sie weiterreichen würde. Anstatt es ihr einfach hinzuhalten, legte er eine Hand unter die ihre, bevor er ihr das Pferdchen mit der anderen Hand übergab. Sie wusste nicht, was sie mehr schockierte – die Wärme seiner Hand oder das Gefühl brennender Hitze, die sie durchfuhr, als das Pferd ihre Handfläche berührte. Und sie war sicher: Hätte er ihre Hand nicht gestützt, hätte sie das kostbare Figürchen sicher fallen gelassen.
    Ein Blick in das unendliche Grün seiner Augen versicherte ihr, dass er sich ebenso sicher war.
    »Danke«, sagte sie heiser.
    Sein Lächeln verriet, dass es ihm ein Vergnügen gewesen war.
    Ohne ein Wort zu sagen, stand sie auf und ging zu ihrem Arbeitstisch hinüber. Sie hielt das Pferdchen dabei die ganze Zeit über mit beiden Händen. Zwar war das erste Gefühl sengender Hitze verschwunden, aber sie spürte das Prickeln auf ihrer Hand bis in den Kopf hinein.
    Es war wie damals in Wales.
    Benommenheit wie dunkle Blitze, die stummen Schreie längst verstorbener Menschen, die Götter anbeteten, die ebenfalls tot waren …
    Gewaltsam schob sie den Gedanken beiseite und auch das Gefühl von Zeit, die um sie her wie ein stiller Sturm wirbelte. Sie atmete aus und stellte das Mikroskop auf die Pferdefigur scharf ein.
    Das Pferd war genauso wie die Brosche von Hand gefertigt, wahrscheinlich im Wachsausschmelzverfahren der verlorenen Form, mit Symbolen geschmückt und zweifellos keltischen Ursprungs. Im Gegensatz zur Brosche war es eher ein sehr frühes keltisches Stück als ein spätes. Die Verzierungen bedeckten die Figur nicht gänzlich, sondern beschränkten sich auf den Rumpf des Pferdchens. Das prominenteste Symbol war das Sonnenrad, das auf beiden Seiten der Figur eingraviert war. Jedes Rad barg wiederum drei gleich große kleinere Räder, die um die Radnabe angeordnet waren. Anstelle von Hufen wuchs auch aus den Füßen eines jeden Beines ein Sonnenrad. Die Wirkung der Figur war zierlich und kraftvoll zugleich. Wer auch immer dieses Figürchen geschaffen hatte, war ein außerordentlicher Künstler und ein geschickter Handwerker gewesen.
    Er hatte außerdem mindestens vierhundert Jahre vor Christus gelebt und war von einer Kultur geprägt worden, die die Archäologen Latènezeit nannten nach dem schweizerischen Fundort, wo dieser spezielle Kunststil zuerst entdeckt und erforscht worden war. Die Sonnenrad-Hufe deuteten aber eher auf eine Zeit zweihundert Jahre früher, die Hallstatt-Kultur genannt wurde, nach einer anderen archäologischen Ausgrabungsstätte in Österreich.
    Risa achtete wieder darauf, dass die versteckte Kamera das Pferdchen erfassen konnte, bevor sie damit zu den wartenden Männern zurückkehrte.
    »Bemerkenswert«, war ihr einziger Kommentar, als sie das Pferd wieder in sein samtenes Bett zurücklegte. »Es gibt auf den eingravierten Mustern fast keine Abnutzungserscheinungen, trotz der zweitausendfünfhundert Jahre. Es hätte erst gestern entstanden sein können.«
    Sie wünschte, sie könnte glauben, es wäre tatsächlich so neu. Eine Fälschung hätte man leicht abtun können. Aber sie fürchtete, dass das Figürchen genauso echt war, wie es Macht besaß.
    »Das nächste?«, fragte sie ungeduldig.
    Smith-White zog die Stirn in Falten. Er hatte bereits gehört, dass Shanes Kuratorin schwierig sein konnte, aber er war ihr früher nie persönlich begegnet. Ohne ein Wort nahm er ein drittes Objekt aus dem Aluminiumkoffer.
    »Eine weitere

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