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Blutiges Gold

Blutiges Gold

Titel: Blutiges Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Besucher, war das nicht ersichtlich, nicht mal aus Shanes Körpersprache. Mit leichtem Bedauern akzeptierte Smith-White, dass er wohl mit dem Handel beginnen musste. Shane Tannahill konnte eine Statue Geduld lehren.
    »Vielen Dank«, sagte Smith-White. »Ich weiß, dass wir beide zeitlich sehr beansprucht sind. Es war sehr freundlich von Ihnen, mir so kurzfristig einen Termin einzuräumen.«
    Shane nickte freundlich, während er noch einmal von dem dunklen, stark gesüßten dickflüssigen Getränk in Smith-Whites winzige Tasse nachschenkte, die man noch nicht einmal als Mokkatasse bezeichnen konnte. Nachdem er damit fertig war, griff Shane nach seiner eigenen Tasse. Statt den Kaffee auf einmal hinunterzuschlürfen wie ein Türke, nahm er bloß ein Schlückchen des dicken, unglaublich süßen Getränks. Die Mixtur aus Koffein und Zucker gab ihm einen Kick wie ein verrücktes Kamel.
    Smith-Whites kompakte, schön manikürte Finger strichen zärtlich über den Alukoffer.
    Shane nippte wieder an seinem Kaffee.
    Risa überlegte sich, dass Mord auch ganz befriedigende Komponenten haben konnte.
    Der Wächter zog ein wenig an seiner Uniformjacke und beobachtete genau die Hände des Besuchers. Er hoffte sehr, dass der zickige Besucher tatsächlich nichts anderes in seinem Koffer hatte als Gold. Die Atmosphäre war gespannt wie kurz vor einer Schießerei.
    Das Geräusch des vierstelligen Zahlenschlosses, an dem herumgedreht wurde, war in der Stille ziemlich laut. Smith-White machte sich lange an der Kombination zu schaffen, die ihm doch vertraut sein musste.
    »Ist der Torques schon angekommen?«, fragte Shane Risa mit träger Stimme.
    »Ich werde das überprüfen.«
    Sie stand auf und ging zu ihrem Computer hinüber. Sie spürte Shanes Blicke auf sich, die ganz und gar nicht träge waren, und wünschte, sie wäre von Kopf bis Fuß in Sackleinen gehüllt. Hosen und Jacke saßen zwar nicht eng – eher waren sie modisch locker fallend und untailliert –, aber sie ließen sie ihre weiblichen Kurven so stark fühlen, als würde Shane ihnen mit seinen Händen nachfahren. Wie so oft wünschte sie sich, dünn und geschmeidig wie eine Katze zu sein. Aber sie war es nicht und würde es auch nie werden.
    Vergiss es, sagte sie streng zu sich selbst.
    Sie gab auswendig eine Internetadresse ein und wartete.
    »Dem Sendungsverfolgungssystem des Spediteurs zufolge«, sagte sie, »verließ der Torques den Flughafen um zehn Uhr sechsunddreißig und ist im Augenblick auf dem Weg zu uns.«
    »Gut. Vielen Dank.«
    Irgendetwas in seiner Stimme irritierte sie, und sie sah ihn an. In seinen Augen lag dasselbe. Hitze.
    Smith-White erkannte, dass sein Versuch, Spannung zu erzeugen, gescheitert war. Er räusperte sich und öffnete das Schloss mit geschickten Fingern. Nun hob er den Deckel, aber nur so weit, dass er als Einziger einen Blick auf den Inhalt werfen konnte.
    Und der Wächter, natürlich. Aber der war kein Käufer, deshalb nahm Smith-White kaum Notiz von ihm.
    Während sich Smith-White Einmalhandschuhe überzog, warf der Wächter einen gründlichen Blick auf das Innere des Koffers, dann inspizierte er ihn ein zweites Mal, um sicherzugehen. Schließlich richtete er sich beruhigt auf, lehnte sich an eine der stabilen Vitrinen und entspannte sich. Wenn irgendetwas in dem Alukoffer des Besuchers Kugeln abfeuern konnte, eine scharfe Schneide hatte oder explodieren konnte, würde er ohne mit der Wimper zu zucken tausend Pokerchips auffressen – ohne Salz und ohne Ketchup.
    Risa setzte sich wieder in ihren Sessel und betrachtete aufmerksam ihre Fingernägel. Keiner eingerissen, keiner abgebrochen. Wenn dieser gute Mann nicht endlich und ziemlich plötzlich mehr als nur seine Hand aus dem Alukoffer zog, würde sie sich quer über den Kaffeetisch auf ihn stürzen und eine perfekte Maniküre ruinieren, indem sie ihm das selbstgefällige Gesicht zerkratzte.
    »Hier sind sie«, sagte Smith-White mit butterweicher Stimme. »Das ist doch ein ganz hübscher Schmuck, meinen Sie nicht auch?«
    Erste Eindrücke durchströmten Risa, als sie die runde, handgroße Brosche betrachtete, die in einer flachen, mit schwarzem Samt ausgeschlagenen Schachtel lag. Keltisch, da gab es keinen Zweifel. Wunderschön. Ein Sonnensymbol, in Gold gearbeitet, um das Gewand eines Fürsten oder Druiden zusammenzuhalten. Wahrscheinlich viertes bis siebtes Jahrhundert nach Christus. Vielleicht aus Irland. Vielleicht aus Schottland. Gold mit eingelassenem rotem Champlevé-Email,

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