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Blutiges Schweigen

Blutiges Schweigen

Titel: Blutiges Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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Mensch, der sie angefertigt hatte, hatte darauf geachtet, dass die Stirn dicker war als der Rest, um Sykes’ hervorstechendstes Merkmal nachzuahmen. Die Latexschicht war dort beinahe viermal so stark wie an der restlichen Maske. Jemand, der nahe genug an ihn herankam, hätte bemerkt, dass etwas nicht stimmte. Doch in den verschwommenen Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus dem Tiko’s hatte die Maske vollkommen echt ausgesehen.
    Ich erinnerte mich an den Mann in der Wohnung über der
von Markham. An seine seltsamen Gesichtszüge, die völlig reglos geblieben waren, während sich Mund und Augen bewegten.
    Nun kannte ich den Grund.
    Wir durchsuchten das Wohnzimmer. Kein Ton. Keine Modellierwerkzeuge. Kein flüssiges Latex. Keine Farben. Kein Recherchematerial oder Fotos von Sykes. Nichts wies darauf hin, dass die Maske in diesem Haus angefertigt worden war. Ein so komplizierter und zeitaufwändiger Vorgang wie das Formen und Gestalten einer Latexmaske hinterließ Spuren. Doch das Haus war halb leer. Also hatte er die Maske mitgebracht .
    Healy durchquerte das Zimmer und spähte die dunkle Treppe hinauf. Er schaltete die Taschenlampe ein und ließ den Lichtkegel über die Treppe gleiten, um sich zu vergewissern, dass sie nicht ebenso baufällig war wie die nebenan. Dann bewegte er die Lichtschalter neben sich an der Wand. Keiner funktionierte. Er sah mich an und bedeutete mir mit einem Nicken, dass er sich im ersten Stock umschauen wollte. Ich erwiderte die Geste. Während er, nur geleitet von einem Lichtstrahl, nach oben verschwand, ging ich in den hinteren Teil des Hauses.
    Klackklackklack .
    In der dunklen Küche bewegte sich etwas. Von links nach rechts. Ich machte einen Schritt zur Seite, beugte mich nach links und versuchte, um die Arbeitsfläche herumzuschauen. Doch es war nichts zu erkennen. Nichts rührte sich. Bis auf Healy, der oben mit seinem Gewicht die Dielenbretter zum Knarzen brachte, war nichts zu hören.
    Ich trat einen Schritt vor.
    Klackklackklack .
    Darauf folgte ein leises Quietschen wie von einem rostigen Scharnier.

    Ich nahm mein Telefon, klappte es auf und richtete das Licht des Displays auf die andere Seite der Arbeitsfläche. Eine Ratte huschte davon. Ihre Krallen erzeugten ein Klacken auf dem Linoleum. Sie schlüpfte in ein Loch zwischen einem Schrank und dem Herd.
    Als ich die Arbeitsfläche umrundete, stieß ich auf eine zweite Ratte. Der dicke rosafarbene Schwanz war zu sehen, der restliche Körper wurde von einem Küchenschrank verborgen. Sie quietschte nicht und rührte sich nicht von der Stelle. Allerdings war da ein anderes Geräusch, das klang wie ein Schmatzen. So, als kaue sie auf etwas herum. Links von mir sah ich Healy mit ausgestreckter Taschenlampe die Treppe herunterkommen. Er blickte mich an und schüttelte den Kopf. Oben war nichts. Im nächsten Moment surrte eine Fliege an meinem Kopf vorbei. Als ich danach schlug, spürte ich noch eine, die so benommen war, dass sie kaum reagierte. Kurz darauf hörte ich weiteres Summen.
    Sie waren überall.
    Und dann öffneten sich meine Sinne: Tiere, Blut  – und Verwesung.
    Wieder klappte ich das Telefon auf und richtete das blaue Licht auf die Lücke hinter der Arbeitsfläche. Diesmal setzte sich die Ratte, gefolgt von einer anderen, in Bewegung.
    Klackklackklack .
    Nur, dass diese hier winzige rote Spuren hinter sich herzog.
    Pfotenabdrücke.
    Auf dem Boden und gegen die Küchenschränke gesackt, lag eine Männerleiche. Seine Arme hingen, die Handflächen nach oben gewandt, an seinen Seiten. Die Finger waren zu Klauen gebogen. Die hellen Augen waren weit aufgerissen und starrten in die Nacht. Seine Kleider und das Linoleum um ihn herum waren voller Blut. Sein T-Shirt war zur Hälfte aufgerissen, und ich konnte sehen, dass die Haut auf seiner
Brust mehrere Stichwunden aufwies. Vermutlich waren sie ihm mit einer gezackten Klinge zugefügt worden, lang, dünn, so tief hineingestoßen und so schnell wieder herausgezogen, dass sie Fleisch, Muskeln und Fett mitgerissen hatte. Seine Hosenbeine waren hochgerutscht. Eine Socke lag auf der anderen Seite der Küche zwischen Blutspritzern, die offenbar aus einer Arterie stammten.
    »Was, zum Teufel, machen wir jetzt?«, fragte Healy, der hinter mir stand und den Mann am Boden anleuchtete.
    Wir hatten Daniel Markham gefunden.

55
    Healy betrachtete den Toten im Schein der Taschenlampe, wobei er darauf achtete, keine Spuren zu verwischen. Natürlich würden wir die Leiche melden müssen, aber zuerst war

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