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Blutiges Schweigen

Blutiges Schweigen

Titel: Blutiges Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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über den Pfad beugten, hatten dichte Kronen. Überall war Gras, das taillenhoch rings um die Baumstämme wuchs und auch durch die Risse im Pfad brach. Je tiefer sie in den Wald gerieten, desto weniger war der Weg zu erkennen, bis er schließlich in festgestampfte Erde überging.
    »Es ist alles so dicht hier«, stellte sie fest.
    »Ja, es scheint nichts zu sterben.«
    Sona blickte nach rechts. Durch eine Lücke zwischen den Bäumen konnte sie große Buchstaben an der Mauer einer anderen Fabrik ausmachen: MUNITION. Sie erkannte Reihe um Reihe zerbrochener Scheiben. Das schartige Glas steckte noch in den Rahmen. Dahinter war nichts als Dunkelheit.
    »Ich finde immer, dass sie ein bisschen wie Augen aussehen«, bemerkte Mark.
    Sie nickte. »Was für ein unheimlicher alter Kasten.«
    Er legte ihr den Arm um die Schultern und zog sie an sich. »Keine Angst, ich beschütze dich vor der gruseligen Fabrik.«
    Lachend versetzte sie ihm einen spielerischen Klaps auf die Schulter.

    Knack .
    Hinter ihnen ertönte ein Geräusch. Sie blieb stehen. Als Mark trotzdem weiterging, rutschte sein Arm von ihren Schultern. Er hielt inne und drehte sich zu ihr um.
    »Was ist?«
    Sie schaute sich um. Der Wind flüsterte sanft in dem Baum.
    »Sona?«, fragte er und machte einen Schritt auf sie zu. »Hast du etwas?«
    Sie nahm seine ausgestreckte Hand.
    »Sona?«
    Endlich hob sie den Kopf. »Ich glaube, alles ist okay.«
    Sie setzten ihren Weg fort. Der Pfad beschrieb eine leichte Biegung nach links. Bald verschwand die harte Erde unter ihren Füßen unter dem Gras. Plötzlich bemerkte Sona etwa dreißig Meter vor ihnen eine Lichtung. Hier war das Blätterdach nicht so dicht, sodass Sonnenstrahlen durch Laub und Geäst fielen und Hunderte von Pollen erfüllte Rechtecke auf den Boden malten. Es war ein wunderschöner Anblick.
    »Wow!«, rief sie aus. »Sieh nur.«
    Mark lächelte. »Das ist unser Picknickplatz.«
    Auf der Lichtung angekommen, fingen sie an, den Korb auszupacken. Sie breiteten eine Decke auf dem kniehohen Gras aus und förderten Päckchen mit Keksen und Käse zutage.
    Sona betrachtete die Umgebung. »Woher kennst du diese Stelle?«
    »Ich war als Junge oft hier.«
    »Sind wir weit weg von zu Hause?«
    Mark hob den Kopf. »Nein.«
    »Es ist so still …«
    Knack .
    Wieder das Geräusch. Wie heruntergefallene Zweige, die beim Drauftreten zerbrachen. Und nun war da noch etwas. Ein zweites Geräusch. Was mochte das sein?

    Sona starrte über die Lichtung. Dort, wo rechts von ihr der Wald anfing, war es dunkel. Hunderte von Baumstämmen verschwammen langsam im Schwarz. Dicke, knorrige Äste verhinderten das Eindringen von Sonnenlicht.
    »Hörst du das?«
    Mark packte weiter aus. »Was?«
    Sie sah ihn an. »Es klingt wie ein …«
    Er warf einen Blick auf die Stelle, die sie betrachtet hatte, und schaute dann wieder sie an. »Wie was?«
    »Wie ein …« Inzwischen machte sie ein besorgtes Gesicht. »Ein Wimmern.«
    Sie wandte sich wieder zum Wald um und spähte angestrengt hinein.
    Im nächsten Moment bewegte sich etwas.
    Etwas Dunkles huschte zwischen den Bäumen umher. Sie machte noch einen Schritt darauf zu und beugte sich ein Stück vor, um weiter als bis zur ersten Baumreihe sehen zu können.
    »Da!«, sagte sie. »Hast du das nicht bemerkt?«
    Mark stand auf und folgte ihr.
    »Da drin ist etwas.«
    Inzwischen hatte sie sich zu ihm umgedreht.
    »Ist das ein Tier?«
    Keine Antwort.
    »Mark?« Noch immer Schweigen. Sie musterte ihn. »Mark?«
    Etwas blitzte in seinen Augen auf, derselbe Ausdruck, den sie schon vorhin wahrgenommen hatte. Er wollte ihr etwas mitteilen. Nur, dass es kein Liebesgeständnis war, wie ihr plötzlich klar wurde. Das war es vorhin auch nicht gewesen. Es war ganz und gar kein liebevoller Blick.
    Sondern ein Blick des Bedauerns.
    »Tut mir leid, Sona.«
    »Was tut dir …«

    Er packte sie am Hals und zerrte sie an sich. Schlang ihr fest den Arm um den Nacken und hielt ihr den Mund zu. Als sie schreien wollte, drückte er mit den Fingern zu, sodass kein Ton herauskam. Im nächsten Moment zog er sie mit sich zu Boden. Verzweifelt trat sie um sich, als sie auf dem Gras aufkam, und schaute flehend zu ihm hoch, auf der Suche nach dem Mann, den sie nun schon seit fast sechs Monaten kannte. Doch er löste nur die Hand von ihrer Kehle und versetzte ihr einen Faustschlag gegen die Schläfe.
    Benommen rollte sie auf den Rücken.
    Als sie die Augen öffnete, ragte Mark über ihr auf.
    »Ich kann das nicht

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