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Blutiges Schweigen

Blutiges Schweigen

Titel: Blutiges Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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hinunterspülen. Ich werde es ihnen erklären, aber erst, wenn der Zeitpunkt günstig ist. Ich werde einfach behaupten, ich hätte
es selbst herausgefunden. Das gibt uns die Zeit, ein bisschen weiterzugraben.«
    Carver nickte. »Was sonst noch?«
    »Wir haben die Information nicht von Kaitlin. Wir dürfen sie nämlich nicht ans Messer liefern. Außerdem würde mich interessieren, warum sie geschwiegen hat und was dahintersteckt. Und das klappt nicht, wenn DCI Hart wieder mitmischt.«
    Diesmal nickten beide. Ich schaute zwischen ihnen hin und her.
    »Der letzte Punkt ist, dass ich wissen muss, ob Sie mir nun wirklich alles über Megan erzählt haben. Jede Tatsache. Jede Einzelheit. Es ist nicht meine Aufgabe, ein Urteil über Ihre Tochter zu fällen. Es interessiert mich nicht, was sie getan hat, mit wem sie Umgang pflegt und welche Fehler sie gemacht hat. Mir ist es nur wichtig, sie zu finden. Falls es also noch etwas gibt, das ich Ihrer Ansicht nach erfahren sollte, wäre jetzt der Zeitpunkt, reinen Tisch zu machen.«
    Carver drehte sich zu seiner Frau um. Sie erwiderte seinen Blick. Offenbar verstand sie die Geste. Als sie den Kopf schüttelte, wandte er sich wieder an mich.
    »Da ist nichts mehr«, erwiderte er leise. »Bitte, David, finden Sie unsere Tochter.«

14
    Als ich die Carvers verließ, war es viel zu spät, um Kaitlin anzurufen. Insbesondere zu Hause. Denn nach fünf Uhr nachmittags würde zumindest ein Elternteil anwesend sein, und ich wollte keinen Verdacht wecken. Allerdings musste ich dringend mit ihr sprechen und mehr über das herausfinden, was Megan ihr erzählt hatte. Außerdem interessierte mich, wie Charlie Bryant ins Bild passte.

    Zu Hause angekommen, duschte ich, aß etwas und nahm dann die DVDs vom Tiko’s mit ins Wohnzimmer. Dort legte ich die erste in den Recorder. Sieben Monate Bandaufnahmen. Das hieß, dass ich mir über viertausend Videostunden würde genehmigen müssen. Selbst bei einem zwanzigköpfigen Team hatte das zweihundert Stunden pro Person bedeutet. Es wäre der schnellere Weg gewesen, Kaitlin oder Lindsey anzurufen und sie zu fragen, an welchen Abenden sie dort gewesen waren, aber da das bis morgen warten musste, beschloss ich, mich zuerst mit den Wochenenden, insbesondere Freitag- und Samstagabend, zu befassen, wenn Megan aller Wahrscheinlichkeit nach ausgegangen war.
    Ich drückte auf Play.
    Die Aufnahmen aus dem Oktober, sechs Monate vor Megans Verschwinden, bauten sich ruckelnd auf. Die Filme waren in Farbe und ziemlich gut in der Qualität, hatten allerdings eine Zeitverzögerung von drei Sekunden, was dem Ganzen eine fremdartige Stimmung gab.
    Da die Aufnahmen an einem Mittwoch begannen, spulte ich zum Freitag vor. Der Club hatte den ganzen Tag geöffnet, weshalb ein ständiges Kommen und Gehen herrschte. Die jüngeren Leute — zwischen sechzehn und Anfang zwanzig — kamen ab acht Uhr. Als ich beim Lokalschluss um drei Uhr angelangt war, fehlte von Megan noch immer jede Spur. Anderthalb Stunden später hatte ich alle Wochenenden im Oktober durch, ohne etwas gefunden zu haben. Keine Spur von Megan oder ihren Freundinnen.
    Kurz überlegte ich, ob ich mir die Wochentage im Oktober ebenfalls anschauen sollte, nur für den Fall, dass ich sie übersehen hatte. Doch auf der zweiten DVD — November — erschienen Megan, Kaitlin und Lindsey im Tiko’s. Es war elf Uhr abends am ersten Freitag des Monats.
    Sie schlängelten sich, Kaitlin voran, hintereinander durch
die Menschenmenge. Männer blickten ihnen nach, wobei ihre Aufmerksamkeit hauptsächlich Kaitlin galt. Doch einige schienen auch an Megan und Lindsey interessiert. An der Bar blieben die Mädchen stehen und warteten. Sie sprachen miteinander. In einer Aufnahme beugte sich Megan zu Lindsey vor und sagte etwas, in der nächsten legte Lindsey lachend den Kopf in den Nacken. Die Mädchen bestellten Getränke und gingen dann die Wendeltreppe hinauf in die obere Etage.
    Obwohl die Position der Kamera nicht die beste war, konnte ich sie weiterhin beobachten. Ihre Köpfe waren zwischen den Leuten zu sehen. Der Schein einer Lichtorgel — stakkatoartig wegen der Zeitverschiebung — glitt hin und her. Die Gäste tanzten. Die drei Mädchen hatten Posten neben drei voll besetzten Sofas bezogen. Dreimal holten sie sich am Tresen etwas zu trinken. Schließlich gingen sie wieder nach unten zur Tanzfläche, wo sie bis zwei Uhr blieben.
    Ich spulte vierundzwanzig Stunden vor. Da fiel mir etwas ein, das James Carver gesagt

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