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Blutkirsche

Blutkirsche

Titel: Blutkirsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudrun Weitbrecht
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eingerichtet und auch schon mit einer Suchtklinik Kontakt aufgenommen.
    „Ich weiß nicht“, klagte Magda. „Ich glaube, sie hat Angst vor irgendetwas.“
    |126| „Konntest du sie nicht überreden, hierzubleiben? Oder Achim zum Teufel schicken?“
    „Du hättest das können, wenn du hier gewesen wärst, aber was kann ich alte Frau da ausrichten. Achim ist doch ein Schrank von einem Mann!“
    Das stimmte, der Ehemann von Sieglinde war über einen Meter achtzig groß, dabei wog er mindestens zwei Zentner, als Anne ihn das letzte Mal gesehen hatte.
    „Hat er ihr gedroht? Warum hast du mich nicht angerufen?“
    „Nein, richtig gedroht hat er ihr nicht. Ich glaube, er macht mich für ihren Zustand verantwortlich.“
    „Warum sollte er das?“
    „Ich weiß nicht ...“ Magda zögerte. „Ich wollte dich ja anrufen, aber es ging ganz schnell, außerdem hat Sieglinde mich gebeten, es nicht zu tun. Ich glaube, sie wollte keinen Ärger machen. Ich habe schon versucht, sie telefonisch zu erreichen, aber es geht niemand dran! Soll ich zu ihr hinfahren und nachschauen?“
    „Ach, Mama!“ Anne nahm ihre Mutter in die Arme. „Wie willst du denn hinkommen, der Zug ist zu anstrengend für dich, und ich habe keine Zeit, um dich zu fahren. Dieser Mordfall sitzt mir im Nacken. Wer weiß, ob Achim dich überhaupt zu ihr lässt, du kennst ihn doch. Und überleg mal, Sieglinde ist alt genug, um zu wissen, was sie will.“ Eigentlich glaubte Anne gerade das nicht, aber sie versuchte, ihre Mutter zu trösten.
    „Ich rufe sie an und spreche mit ihr!“, fügte sie hinzu.
    „Bestimmt?“
    „Ja, sicher, das mache ich gleich!“ Anne tippte in das tragbare Flurtelefon die Nummer ihrer Schwester ein.
    Der Apparat am anderen Ende klingelte lange, aber niemand nahm ab. Dann ertönte das Besetzt-Zeichen. In einem anderen Fall hätte Anne Mails geschickt, aber Sieglinde besaß keinen Computer, also gab es auch keine Mailadresse. Vielleicht bekam sie die elektronische Adresse des Sohnes heraus. Der konnte einen Rechner haben, als Geschäftsmann brauchte er schließlich so etwas. Aber ob der Sohn seiner Mutter eine Nachricht übermittelte, blieb fraglich.
    „Was ist?“, fragte Magda.
    „Niemand da, ich versuche es in einer Stunde noch mal!“, versprach Anne. „Ich gehe erst mal nach oben. Ich habe den ganzen Tag fast nichts gegessen. Hast du noch was von heute Mittag übrig?“ Sie ließ sich auf |127| den gepolsterten Stuhl neben dem Telefontisch fallen. Ihre Mutter ging zurück in die Küche. Anne hörte es klappern, und gleich darauf erschien Magda mit einem Topf.
    „Petersilienkartoffeln mit Möhren und Fleischküchle.“
    „Hm, lecker, mein Lieblingsessen. Jetzt brauche ich wenigstens nicht zu kochen!“
    Ihre Mutter schien sich beruhigt zu haben, auch tat ihr gut, dass Anne ihr Essen lobte.
    Auf der Küchenanrichte lag ein Zettel: ‚Bin zur Bandprobe. Julian‘.
    Anne füllte das Essen in einen Teller und schob ihn in die Mikrowelle. Inzwischen ging sie ins Bad, duschte sich und zog eine Dreiviertel-Leggins und eine Leinenbluse über.
    Mit dem aufgewärmten Essen setzte sie sich an den Küchentisch und aß, während sie die Tageszeitung durchblätterte. Ihr Handy klingelte.

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    Frau Möhrles Wohnung befand in der Kremser Straße über einer Gaststätte. Die Parkplätze in der Einbahnstraße waren, ebenso wie in der Dornbirner Straße vor den ehemaligen Fabrikhallen der Firma Schoch, alle belegt. Marco zeigt auf ein großes weiß-gelb angestrichenes Gebäude mit Zwiebelturm. „Wow, ist das eine Barockkirche?“
    „Ja, ist aber nicht alt, nachgebaut, die gehört der Pius X. Bruderschaft, besser bekannt als Levebre-Anhänger“, klärte Anne ihren Assistenten auf.
    „Ist Levebre nicht der mit dem Schisma?“
    „Stimmt, genau der mit der Abspaltung. Soviel ich weiß, hat der Papst die Exkommunion von Priestern der Bruderschaft zurückgenommen, obwohl sie nach wie vor die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils ablehnen, unerlaubt Pfarrer und Bischöfe weihen und einer der Ultrarechten den Holocaust leugnet.“
    „Das passt ja“, meinte Marco und fragte: „Protestieren die nicht auch mit Transparenten gegen den Sündenpfuhl beim Christopher-Street-Day?“
    Anne nickte und brummte ein „Mhm“. Sie war mit ihren Gedanken schon bei der Vernehmung und dem Fall.
    „Wahrscheinlich alles belegt von S-Bahn-Pendlern“, vermutete Anne, als sie und Marco endlich eine freie Parkbucht bei den

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