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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Zimmerschlüssel und lachte, dann fischte sie in seinen Hosen, und dann lehnten sie an der Wand, und er küsste sie wieder, ihr Mund war voll mit seinem Atem und seiner Zunge und ihren Haaren, und dann ging die Tür krachend auf, und sie beide stürzten ins Zimmer und fielen auf die dämmrigen Dielenbretter. Sie kletterte auf ihn, und sie keuchten los, der Raum drehte sich, sie merkte, dass ihr die Kotze im Hals brannte, schluckte sie aber einfach runter und störte sich auch nicht weiter dran, schmeckte auch nicht schlimmer als beim ersten Mal, und Tempel beschwerte sich auch nicht, oder er hatte noch nicht mal was gemerkt, er war eh viel zu sehr damit beschäftigt, ihr Hemd aufzuknöpfen, und er hätte dazu nicht länger brauchen können, wenn die Knöpfe von Stecknadelgröße gewesen wären.
    Irgendwann merkte sie, dass die Tür noch immer offen stand und gab ihr einen Tritt, damit sie zufiel, aber sie hatte die Entfernung falsch eingeschätzt, denn sie trat stattdessen ein Loch in die Gipsverkleidung der Wand neben dem Rahmen und fing wieder an zu lachen. Mit dem nächsten harten Tritt knallte die Tür dann aber doch zu, und jetzt hatte er auch ihr Hemd offen und küsste ihre Brust, was sich ganz in Ordnung anfühlte, auch wenn es ein bisschen kitzelte, und ihr kam der eigene Körper blass und komisch vor, und sie fragte sich, wann sie das letzte Mal so etwas getan hatte, und sie stellte für sich fest, dass es schon viel zu lange her war. Dann hielt er inne und starrte ins Dunkel, die Augen nur zwei kleine Glutpünktchen.
    »Machen wir das Richtige?«, fragte er und klang kurz so komisch ernsthaft, dass sie am liebsten wieder gelacht hätte.
    »Woher zum Teufel soll ich das wissen? Zieh deine Hosen aus.«
    Sie versuchte, sich aus ihren eigenen herauszuwinden, aber sie trug noch immer ihre Stiefel und verhedderte sich immer mehr. Klar, sie wusste, dass sie die Stiefel zuerst hätte ausziehen sollen, aber jetzt war es dazu ein bisschen spät, und sie schnaufte und trat und ihr Gürtel zuckte wie eine in der Mitte durchgeschnittene Schlange, an deren Ende noch ihr Messer schlenkerte und gegen die Wand knallte, bis sie endlich einen Stiefel wegschleuderte und aus einem Hosenbein herauskam, was für ihren Zweck zu genügen schien.
    Sie schafften es irgendwie ins Bett und verwickelten sich ineinander, mehr nackt als bekleidet, warm und angenehm hin und her wippend, seine Hand zwischen ihren Beinen, während sie ihre Hüften gegen seine Berührung stemmte und sie beide immer weniger lachten und dafür mehr stöhnten, langsam und kehlig. Hinter ihren geschlossenen Augenlidern flirrten helle Pünktchen herum, und sie musste die Augen wieder aufmachen, damit sie nicht das Gefühl bekam, jeden Augenblick aus dem Bett zu fallen und zur Decke rauszufliegen. Mit offenen Augen war es allerdings noch schlimmer, das ganze Zimmer drehte sich dröhnend laut mit ihrem Atem und dem pochenden Herzschlag und dem warmen Reiben von Haut auf Haut und den Federn der alten Matratze, die protestierend quietschten, ohne dass sich jemand einen Dreck um ihre Klage scherte.
    Irgendwas wegen ihrem Bruder und ihrer Schwester nagte an ihr, und da war das Bild von Gully, wie er hin und her schwang, und irgendwas von Lamm und einem Kampf, aber sie ließ all das an sich vorüberziehen wie Rauch und mit der herumwirbelnden Zimmerdecke wegtreiben.
    Wie lange war es schließlich her, dass sie ein bisschen Spaß gehabt hatte?
    »Oh«, stöhnte Tempel. »O nein.«
    Er brachte ein bemitleidenswertes Stöhnen heraus, wie es den Verdammten in der Hölle angestanden hätte, denen ewiges Leid bevorstand und die ihr sündhaft verschwendetes Leben bereuten.
    »Gott helfe mir.«
    Aber Gott hatte genug damit zu tun, den Rechtschaffenen beizustehen, und Tempel konnte schwerlich vorgeben, in diese Kategorie zu gehören. Nicht nach dem Spaß letzte Nacht.
    Alles tat ihm weh. Die Decke auf seinen nackten Beinen. Die Fliege, die nahe der Zimmerdecke leise summte. Die Sonne, die versuchte, am Rand der Vorhänge vorbeizukriechen. Die Geräusche vom Leben und Sterben in Knick unter ihrem Fenster. Jetzt erinnerte er sich wieder, wieso er mit dem Trinken aufgehört hatte. Woran er sich nicht mehr erinnern konnte, war, wieso es ihm wie eine gute Idee erschienen war, wieder damit anzufangen.
    Er verzog gequält das Gesicht angesichts des abgehackten, gurgelnden Geräuschs, das ihn geweckt hatte. Es gelang ihm, ein wenig den Kopf zu heben, und er sah Scheu, die über den

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