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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Zeit, einmal dazubleiben. Es zumindest zu versuchen.« Er ließ sich neben sie aufs Bett sinken, und das Quietschen der Bettfedern ging ihm durch und durch. »Mir ist egal, was du gemacht hast. Ich schulde dir etwas. Zwar nur noch mein Leben, aber trotzdem. Lass mich bleiben.« Er warf die leere Flasche beiseite, holte tief Luft, fuhr sich mit der Zunge über Daumen und Zeigefinger und glättete seinen Bart. »Gott steh mir bei, aber jetzt hätte ich gern diesen Kuss.«
    Sie sah mit zusammengekniffenen Augen zu ihm auf, und alles in ihrem Gesicht hatte die falsche Farbe – die Haut war leicht gelblich, die Augen leicht rosa, die Lippen leicht blau. »Ernsthaft?«
    »Ich bin ja vielleicht ein Idiot, aber ich lasse eine Frau, die es schafft, ohne zu kleckern in einen Nachttopf zu kotzen, nicht mehr gehen. Wisch dir den Mund ab und komm her.«
    Als er sich zu ihr drehte, war von draußen auf dem Flur ein Klappern zu hören, und ihr Mund verzog sich zu einem Lächeln. Sie lehnte sich gegen ihn, ihr Haar kitzelte seine Schulter, und ihr Atem roch schlecht, und ihm war das egal. Der Türknauf drehte sich und rasselte, und Scheu brüllte in Richtung Tür, so nah und mit so kaputter Stimme, dass es sich wie ein Axthieb gegen Tempels Stirn anfühlte: »Das ist verdammt noch mal das falsche Zimmer, du Idiot!«
    Entgegen allen Erwartungen wurde die Tür trotzdem aufgestoßen, und ein Mann trat ein. Ein hochgewachsener Kerl mit kurz geschorenem blondem Haar und schneidiger Kleidung. Er hatte auch einen schneidigen Gesichtsausdruck, als seine Augen ohne Eile das Zimmer musterten, als stünde er in seinen eigenen Räumlichkeiten und stellte nun gleichermaßen verärgert und amüsiert fest, dass jemand anders darin gevögelt hatte.
    »Ich glaube, ich bin hier schon richtig«, sagte er, und zwei weitere Männer erschienen in der Tür. Sie alle sahen nicht gerade aus wie Kerle, über deren Anblick man sich irgendwo gefreut hätte, schon gar nicht, wenn sie uneingeladen in einem Gasthauszimmer auftauchen. »Ich habe gehört, dass du mich suchst.«
    »Wer zum Teufel bist du denn?«, knurrte Scheu, deren Augen in die Ecke wanderten, in der ihr Messer in seiner Scheide auf dem Boden lag.
    Der Eindringling lächelte wie ein Jahrmarktsgaukler kurz vor seinem besten Trick, den ihm keiner glauben wird. »Grega Cantliss.«
    Nun geschahen einige Dinge gleichzeitig. Scheu schleuderte die Flasche in Richtung Tür und machte einen Satz zu der Stelle, wo ihr Messer lag. Cantliss machte einen Satz auf sie zu, und die beiden anderen Kerle verhedderten sich im Durchgang hinter ihm.
    Und Tempel machte einen Satz zum Fenster.
    Er mochte ja gerade erst vom Bleiben gesprochen haben, aber bevor er sichs versah, war er draußen, die Luft brannte in seiner Kehle, als es mit einem ängstlichen Schrei abwärts ging und er sich durch den kalten Matsch rollte, wieder aufrappelte und nackt über die Hauptstraße rannte, etwas, das in den meisten Städten als recht unwürdige Aktion betrachtet worden wäre, in Knick allerdings nicht besonders bemerkenswert erschien. Er hörte jemanden brüllen und zwang sich weiterzurennen, rutschte weg, glitt aus, und sein Herz klopfte so laut, dass er glaubte, er müsse sich den Schädel mit den Händen zusammenhalten. Die Würfelkirche Hochwürdens kam ruckelnd näher.
    Als die Wachleute an der Tür ihn sahen, lächelten sie, dann runzelten sie die Stirn, und dann hielten sie ihn fest, als er die Treppe hinaufstolpern wollte.
    »Es gibt bei Hochwürden unumstößliche Regeln, was Hosen angeht …«
    »Ich muss zu Lamm, zu Lamm!«
    Einer versetzte ihm einen Schlag auf den Mund, so dass sein Kopf nach hinten ruckte und er gegen den Türrahmen stolperte. Er wusste, dass er diese Prügel mehr denn je verdiente, aber trotzdem traf eine Faust im Gesicht doch immer wieder unerwartet.
    »Lamm!«, kreischte er wieder und schützte seinen Kopf, so gut er konnte. »La-uff!« Die andere Faust krachte in seinen Bauch, und er knickte zusammen, der Atem fuhr zischend aus seiner Brust, und er sackte auf die Knie, blutigen Schaum vor dem Mund. Während er in atemlosem Schweigen die Steine unter seinem Gesicht betrachtete, packte ihn einer der Leibwächter an den Haaren und zog ihn hoch, die Faust hoch erhoben.
    »Lasst ihn in Ruhe.« Zu Tempels großer Erleichterung packte Savian diese Faust mit einer knorrigen Hand, bevor sie wieder zuschlagen konnte. »Er gehört zu mir.« Damit packte er Tempel unter den Achseln und zog ihn durch die Tür,

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