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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Keller stieß und vor denen er sich grundlos fürchtete. Wegen des rasierten Kopfes wirkte der üppige Schnauzbart des Nordmanns noch alberner und affektierter, aber das Brüllen der Menge stieg nur weiter an. Ein atemloser, wilder Rausch hatte die Zuschauer gepackt, und sie hätten vermutlich auch eine Albinoschnecke mit lautem Beifallsgeheul begrüßt, wenn sie darauf gehofft hätten, das Tier würde zu ihrer Unterhaltung bluten.
    »Und für Hochwürden tritt sein Gegner an … Lamm.« Der zweite Kämpfer trat zu weit weniger begeistertem Gebrüll in den Kreis, während hektisch die letzten Wetten abgeschlossen wurden. Er war ebenso rasiert und eingeölt, und sein Körper zeigte so viele Narben, dass kein Zweifel an seiner Kampferprobtheit bestehen konnte, auch wenn ihm kein großer Ruf als Kämpe vorausging.
    Camling beugte sich vor und flüsterte: »Ist das der ganze Name?«
    »Der ist so gut wie jeder andere«, erwiderte der alte Nordmann, ohne den ruhigen Blick von seinem Gegner zu lösen. Fraglos galt er als der Außenseiter in dieser Partie. Auch Camling selbst hatte ihn fast völlig abgeschrieben, bis zu diesem Augenblick: Er war älter, kleiner, hagerer, und die Quoten der Wetten sprachen gegen ihn, aber Camling entdeckte nun etwas in seinen Augen, das ihn zögern ließ. Eine Sehnsucht, eine Gier, als habe er schrecklichen Hunger und Golding sei eine ordentliche Mahlzeit.
    Im Gesicht des Hünen war hingegen ein Schatten des Zweifels zu erkennen, als Camling die beiden in die Mitte des Kreises führte. »Kenne ich dich?«, rief er Lamm über das Johlen der Menge zu. »Wie heißt du wirklich?«
    Lamm drehte den Hals erst zur einen, dann zur anderen Seite. »Vielleicht fällt es dir noch ein.«
    Camling streckte eine Hand empor. »Möge der Bessere gewinnen!«, kreischte er.
    Über das ekstatische Aufbrüllen des Publikums hörte er Lamm ruhig sagen: »Es ist der Schlechtere, der so etwas gewinnt.«
    Es würde Goldings letzter Kampf sein. Das war ihm klar.
    Sie umkreisten einander. Beinarbeit. Ein Schritt nach vorn, ein Schritt zur Seite. Gegenseitiges Belauern und Abschätzen. Das wilde Gebrüll der Menge und die erhobenen Fäuste und verzerrten Gesichter schoben sie beiseite. Zweifelsohne waren die Leute wild darauf, dass der Kampf endlich anfing. Sie erkannten nicht, dass ein solcher Kampf oft schon jetzt entschieden wurde, in diesen langsamen Augenblicken, bevor sich die Kontrahenten überhaupt berührten.
    Bei den Toten, Golding war aber auch müde. Versagen und Reue zerrten an ihm wie Ketten an einem Schwimmer, die mit jedem Tag, mit jedem Atemzug schwerer wurden. Es musste sein letzter Kampf sein. Fernland, so hatte er gehört, sei eine Gegend, wo die Menschen ihre Träume verwirklichen konnten, wo sie nach Möglichkeiten suchten, alles Verlorene wiederzugewinnen, aber er hatte hier nichts anderes gefunden als diese stupiden Kämpfe. Glama Golding, der mächtige Häuptling, der Held von Ollensand, der in Liedern besungen wurde und sich auf dem Schlachtfeld hervortat, gleichermaßen bewundert und gefürchtet, wälzte sich hier zur Unterhaltung von Idioten im Dreck.
    Eine leichte Neigung der Hüfte, ein kleines Ducken der Schulter, ein paar faule, weit ausholende Schwünge, um den anderen einzuschätzen. Dieser Lamm bewegte sich gut, egal, wie alt er sein mochte. Er war kein Neuling in diesem Geschäft – seine Bewegungen waren knapp und kontrolliert, und er verschwendete keine Kraft. Golding fragte sich, woran er gescheitert war und was er bereute. Welchen Traum hatte er verfolgt, dass er in diesem Kreis gelandet war?
    »Lass ihn am Leben, wenn es dir möglich ist«, hatte Ring gesagt. Das zeigte nur, wie wenig er verstand, auch wenn er die ganze Zeit von seinem Ehrenwort schwadronierte. In einem solchen Kampf gab es keine Wahl, hier auf der Waage des großen Gleichmachers stand Leben gegen Tod. Hier war kein Platz für Großmut, kein Platz für Zweifel. In Lamms Augen konnte er lesen, dass der das genauso wusste. Sobald zwei Männer in den Kreis treten, spielt nichts, was außerhalb geschehen ist, vorher oder nachher, noch eine Rolle. Dann geht alles seinen Weg.
    Golding hatte genug gesehen.
    Er biss die Zähne aufeinander und setzte zum Angriff an. Der alte Mann reagierte gut, aber Golding erwischte ihn trotzdem am Ohr und ließ einen harten linken Schwinger gegen die Rippen folgen, spürte den Aufprall durch den ganzen Arm, wie er jedes Gelenk erwärmte. Lamm schlug zurück, aber Golding schüttelte

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