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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Tod bedrohen muss, damit der Kampf so ausgeht, wie ich es gern hätte? Wie lässt mich so etwas dastehen, hm? Ist das ein guter Anfang für den neuen Weg, den ich beschreiten will? Du meinst wohl, es sei fair, wenn ich mein Wort gegenüber Leuten halten muss, denen ihre eigenen Versprechungen scheißegal sind? Was ist daran fair, gottverdammt noch mal? Los, hol die Frau.«
    »Ich?«
    »Es ist dein Dreck, den ich da gerade aufzukehren versuche, oder nicht? Bring sie hier rauf, damit unser Freund Lamm sehen kann, dass Papa Ring ein Mann ist, der zu seinem Wort steht.«
    »Vielleicht verpasse ich dann den Anfang«, wandte Cantliss ein, als könnte er es nicht fassen, dass ihm so viele Unannehmlichkeiten zugemutet wurden.
    »Wenn du so weiter schwatzt, dann verpasst du den Rest von deinem Scheißleben, Freundchen. Hol die Frau.«
    Cantliss stapfte aus der Tür, und Ring meinte ihn noch brummen zu hören: »Das ist verdammt noch mal nicht fair.«
    Er biss die Zähne zusammen, als er sich wieder zur Tribüne umwandte. Dieses Arschloch machte überall nur Ärger, und ihm stand ein schlimmes Ende bevor – Ring hoffte allmählich, dass er es eher früher als später fand. Er zupfte seine Manschetten zurecht und tröstete sich mit dem Gedanken, dass der Markt für gedungene Schergen enorm nachgeben würde, sobald Hochwürden erst einmal besiegt war, und er sich dann Schläger eines anderen Kalibers würde leisten können. Die Menge verstummte nun, und Ring griff wieder nach seinem Ohr, zwang sich aber, in der Bewegung innezuhalten und die Nervosität zu unterdrücken. Er hatte alles getan, um den Sieg so wahrscheinlich wie möglich zu machen, aber die Einsätze waren noch nie so hoch gewesen.
    »Willkommen allesamt!«, brüllte Camling, der es ganz offensichtlich genoss, wie seine Stimme bis zum Himmel hinaufhallte. »Hier, im historischen Theater von Knick! In den vielen Jahrhunderten, die seit der Erbauung verstrichen sind, hat sich hier zweifelsohne noch kein so bedeutsames Ereignis abgespielt wie jenes, welches in Kürze vor unseren glücklichen Augen stattfinden wird!«
    Konnten Augen unabhängig von ihren Besitzern glücklich sein? Diese Frage ließ Camling kurz innehalten, bevor er sie wieder beiseiteschob. Er durfte sich nicht ablenken lassen. Es war sein großer Moment, das fackelerhellte Rund war gedrängt voller Zuschauer, auf der Straße dahinter waren viele weitere zusammengekommen, die sich auf die Zehenspitzen stellten, um einen Blick auf die Geschehnisse zu erhaschen, und sogar die Bäume auf den Hängen oberhalb des Theaters stöhnten unter der Last unerschrockener Beobachter in ihren Ästen, die allesamt an Camlings Lippen hingen. Er mochte ja ein berühmter Wirt geworden sein, aber dass er es nicht auf die Bühne geschafft hatte, war zweifelsohne eine Schande und ein großer Verlust für die Schauspielkunst.
    »Ein Kampf, meine lieben Freunde und Nachbarn, und was für ein Kampf! Ein Wettstreit von Kraft und Schläue zweier ehrenwerter Kämpen, bei dem ich mit größter Bescheidenheit selbst den Schiedsrichter geben werde, ich, Lennart Camling, als anerkannt neutrale Person und lang schon ansässiger Bürger dieser Gemeinschaft!«
    Er glaubte kurz, er habe jemanden »Gammling« rufen hören, aber das ignorierte er.
    »Ein Wettstreit, um einen Disput zweier Parteien über einen Gebietsanspruch zu klären, im Einklang mit dem Bergbaurecht …«
    »Schluss mit dem Gequatsche, anfangen!«, brüllte jemand.
    Es gab einzelnes Gelächter, Buhrufe und Beifall. Camling machte eine lange Pause, hob das Kinn und erteilte den Banausen eine Lektion in kultivierter Würde. Eine Lehre, wie er gehofft hatte, sie einmal von Iosiv Lestek vorgeführt zu bekommen, aber was war das für eine Farce gewesen. »Für Papa Ring tritt ein Mann an, der keine große Vorstellung braucht …«
    »Wieso kriegt er dann eine?« Noch mehr Gelächter.
    »… der sich mit seiner Leistung in den Kampfgruben, Käfigen und Schildkreisen von Naheland und Fernland einen Namen gemacht hat, der allerorten gefürchtet wird, seit er seine Heimat im Norden verließ. Ein Mann, der in zweiundzwanzig Begegnungen ungeschlagen blieb. Glama … Golding!«
    Golding drängte sich in den Kreis mit nacktem Oberkörper und den ganzen riesigen Körper mit Fett eingerieben, damit sein Gegner ihn nicht so leicht zu packen bekam. Die Muskelberge schimmerten weiß im Licht der Fackeln und erinnerten Camling an die riesigen Albinoschnecken, auf die er manchmal in seinem

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