Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
und ein abgestandener Geruch umgab ihn. Manche Menschen verbrauchen sich schnell. Aber er hatte das abgeliefert, was er schuldig war, und noch einen ordentlichen Bonus für die gewährte Gunst draufgelegt. Deswegen atmete er auch noch. Ring hatte schließlich sein Wort gegeben.
    Die Wettkämpfer kamen nun heraus, und die Stimmung der Menge hellte sich sofort auf. Golding überragte mit seinem großen, rasierten Kopf Rings Männer, die ihn umringten, Passanten aus dem Weg schoben und den Weg für ihn freimachten, hinauf zum Theater, dessen alte Steine im schwindenden Licht orangefarben leuchteten. Ring hatte Golding nichts von der Frau gesagt. Der Nordmann mochte ja ein Zauberer mit seinen Fäusten sein, aber er hatte die schlechte Angewohnheit, sich viel zu schnell ablenken zu lassen. Also hatte Ring ihn einfach nur angewiesen, dass er den Alten am Leben lassen sollte, wenn es irgendwie möglich war, und betrachtete das nun als gegebenes Versprechen. Ein Mann muss sein Wort halten, aber ein kleiner Spielraum muss bleiben, sonst bekommt man nichts erledigt.
    Jetzt sah er auch Lamm, wie er die Stufen von Hochwürdens Würfelkirche zwischen den uralten Säulen hinunterschritt, von seinen eigenen Gefolgsleuten umgeben. Wieder fummelte Ring mit seinem Ohr herum. Die Sorge trieb ihn um, der alte Nordmann sei womöglich einer von der Sorte, bei denen man nicht darauf zählen konnte, dass sie vernünftig handelten. Ein unberechenbarer Joker, und Papa Ring wusste gern, welche Karten im Spiel waren. Vor allem, wenn der Einsatz derart hoch war wie jetzt.
    »Dieser alte Dreckskerl gefällt mir nicht«, sagte Cantliss.
    Papa Ring sah ihn grimmig an. »Stell dir mal vor, mir auch nicht.«
    »Bist du sicher, dass Golding ihn fertigmacht?«
    »Golding hat bisher noch jeden erledigt, oder nicht?«
    »Stimmt wohl. Für einen Sieger glotzt er allerdings ziemlich kläglich aus der Wäsche.«
    Ring wäre gut ohne diesen Blödmann ausgekommen, der seine Sorgen nur noch weiter anfachte. »Deswegen habe ich dich ja die Frau verschleppen lassen. Nur für den Fall.«
    Cantliss rieb sich das stopplige Kinn. »Kommt mir trotzdem verdammt riskant vor.«
    »Dieses Risiko müsste ich überhaupt nicht eingehen, wenn du dem alten Sack nicht die Kinder geklaut und an diesen Wilden verkauft hättest.«
    Cantliss’ Kopf fuhr überrascht herum.
    »Ich kann eins und eins zusammenzählen«, knurrte Ring, den plötzlich ein Schauer überfiel, als sei er schmutzig und könne sich den Dreck nicht abwaschen. »Wie tief kann ein Mann denn noch sinken? Kinder verhökern!«
    Cantliss sah zutiefst verletzt aus. »Das ist so verdammt unfair! Du hast gesagt, ich soll bis zum Winter das Geld besorgen, sonst wäre ich ein toter Mann. Woher die Kohle kommt, darüber hast du dir doch keine Gedanken gemacht. Soll ich das Geld wieder zurückgeben, damit du mit seiner niederen Herkunft nichts zu tun hast?«
    Ring betrachtete das alte Kästchen, das auf dem Tisch stand, und dachte an das glänzende Gold darin, dann sah er wieder mit grimmigem Gesicht zur Straße. Er war nicht dorthin gekommen, wo er heute stand, indem er Geld zurückgegeben hatte.
    »Dachte ich mir doch.« Cantliss schüttelte den Kopf, als sei die Entführung von Kindern ein gutes Geschäftsmodell, für das man ihn eigentlich wärmstens hätte beglückwünschen sollen. »Woher hätte ich denn wissen sollen, dass dieser alte Drecksack plötzlich aus dem hohen Gras hervorstürmt?«
    »Weil«, sagte Ring und sprach dabei sehr langsam und kalt, »du allmählich begriffen haben solltest, dass es Folgen hat, wenn du irgendwelchen Scheiß anstellst, und dass ein Mann nicht durchs Leben gehen kann, ohne weiter zu denken als bis zur Spitze seines Schwanzes!«
    Cantliss schob das Kinn vor und brummte: »Das ist verdammt noch mal beschissen unfair.« Ring fragte sich unwillkürlich, wie lange es her war, dass er zum letzten Mal einen Mann ins Gesicht geschlagen hatte. Auf alle Fälle verlockte es ihn, das jetzt zu tun. Aber das änderte nichts, das wusste er. Deswegen hatte er ja aufgehört, selbst auszuteilen, und damit angefangen, andere Leute dafür zu bezahlen.
    »Bist du ein Kind, dass du hier herumjammerst?«, fuhr er Cantliss an. »Du meinst wohl, es sei fair, wenn ich für einen Mann einstehen muss, der ein gutes Blatt nicht von einem schlechten unterscheiden kann, der aber trotzdem eine Riesensumme, die er gar nicht hat, auf seine Karten setzt? Du meinst wohl, es sei fair, wenn ich eine junge Frau mit dem

Weitere Kostenlose Bücher