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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Drachenärsche werden Sie nicht freundlich willkommen heißen, sobald Sie ihren Boden betreten. Es ist ein seltsamer, schwefeliger Boden, aber sie verteidigen ihn so eifersüchtig wie schlecht gelaunte Bären, kann ich nur sagen.«
    »Dann wären Sie beide wohl eine wertvolle Ergänzung für unsere Expedition«, sagte Cosca. »Wie lauten Ihre Bedingungen?«
    »Wir geben uns mit dem zwanzigsten Teil aller erbeuteten Schätze zufrieden.«
    »Wir wollen dort oben eine Rebellion ausrotten, keine Schätze finden.«
    Süß lächelte. »Bei jedem Abenteuer riskiert man, enttäuscht zu werden.«
    »Dann willkommen an Bord! Mein Rechtskundiger wird eine entsprechende Vereinbarung vorbereiten.«
    »Zweihundertvierundsiebzig«, überlegte Freundlich laut. Seine toten Augen glitten zu Tempel. »Und Sie.«
    Cosca kippte Schnaps in die Gläser. »Wieso sind alle wirklich interessanten Leute immer schon so betagt?« Er stieß Tempel in die Rippen. »Nun, Ihre Generation bringt einfach nicht viel zustande.«
    »Wir ducken uns im Schatten großer Männer und sind uns unserer Schwächen nur zu sehr bewusst.«
    »Oh, Sie wurden sehr vermisst, Tempel! Wenn ich in vierzig Jahren Kriegsführung eins gelernt habe, dann, dass man die Dinge immer von der lustigen Seite betrachten muss. Dieser Mann hat so eine geschickte Zunge! Ich spreche jetzt von Worten, nicht vom Geschlechtsakt, darüber kann ich nichts sagen. Das brauchen Sie nicht zu notieren, Sworbreck!« Der Biograf strich brummig etwas durch. »Wir werden bald aufbrechen, sobald die Männer sich ausgeruht haben und wir mit genügend Verpflegung ausgestattet sind!«
    »Vielleicht sollten wir besser warten, bis der Winter vorbei ist«, sagte Süß.
    Cosca beugte sich zu ihm. »Können Sie sich vorstellen, was passiert, wenn ich meine Kompanie hier vier Monate lang kampieren lasse? Da wäre der jetzige Zustand der Stadt allenfalls ein kleiner Vorgeschmack.«
    »Können Sie sich vorstellen, was passiert, wenn dreihundert Menschen da oben von einem richtigen Wintersturm überrascht werden?«, brummte Süß, der sich mit den Fingern durch den Bart fuhr.
    »Nicht im Geringsten«, erklärte Cosca, »aber ich kann kaum erwarten, das herauszufinden. Wir müssen den Augenblick nutzen! Das war von jeher mein Motto. Schreiben Sie das auf, Sworbreck.«
    Süß hob die Augenbrauen. »Könnte sein, dass Ihr Motto bald lauten könnte, Scheiße, ich spüre meine Füße gar nicht mehr.«
    Aber der Generalhauptmann hörte wie immer nicht mehr zu. »Ich habe so eine Ahnung, als ob wir alle in den Bergen finden werden, was wir suchen!« Er legte Savian den Arm um die Schultern und zog Lamm mit dem anderen an sich. »Lorsen seine Rebellen, ich mein Gold, diese braven Menschen ihre verschleppten Kinder. Lassen Sie uns auf unser Bündnis anstoßen!« Damit hob er Tempels fast leere Flasche.
    »Scheiß auf diesen Dreck«, zischte Scheu durch die zusammengebissenen Zähne.
    Tempel konnte da nur zustimmen. Aber mehr schien er zu dieser Angelegenheit nicht beitragen zu können.

KEIN AUSWEG
    R o nahm die Kette mit der Drachenschuppe ab und legte sie sanft auf die Pelze. Scheu hatte ihr einmal gesagt, dass man das ganze Leben damit verschwenden konnte, auf den richtigen Augenblick zu warten. Und deswegen war dieser jetzt so richtig wie jeder andere.
    Im Dunkeln berührte sie Pits Wange, und er rührte sich ein wenig; ein leises Lächeln zog über sein Gesicht. Er war hier glücklich. Vielleicht war er einfach jung genug, um zu vergessen. Hier war er sicher, oder zumindest so sicher, wie man überhaupt sein konnte. Richtige Sicherheit gab es in dieser Welt nicht. Ro wünschte, sie könnte sich von ihm verabschieden, aber sie hatte Angst, dass er anfangen würde zu weinen. Also nahm sie ihr Bündel und glitt hinaus in die Nacht.
    Die Luft war klar und kalt, es fiel leichter Schnee, der allerdings schmolz, kaum dass er den heißen Boden berührte, und auch die Feuchtigkeit, die er hinterließ, trocknete sofort wieder. Licht drang aus einem der Häuser; die Fenster brauchten weder Glas noch Läden, und sie waren aus dem Berg gehauen worden oder aus Mauern, die so alt und verwittert waren, dass Ro sie nicht von den Bergflanken unterscheiden konnte. Sie hielt sich in den Schatten, die mit Lumpen umwickelten Füße tappten geräuschlos über das alte Pflaster, an der großen schwarzen Kochsteinplatte vorbei, die über die Jahre so poliert worden war, dass sie glänzte, und von der durch den Schnee leichter Dampf

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