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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Ich hatte es gut gemeint, wie immer, wollte dir helfen … aber das habe ich nicht getan, oder?«
    »Nicht besonders.«
    »Ist meine Schuld, dass du in dieser Klemme steckst. Wenn dieser Dreckskerl Lorsen herausfindet, was du da hast … ich meine, du solltest abhauen. Das hier ist nicht dein Kampf. Hindert dich doch nichts daran, dich einfach abzusetzen, und hier ringsherum ist doch reichlich Gegend, in der man verschwinden kann.«
    »Und was sagst du denen dann? Dass ich meinen verschleppten Sohn einfach so vergessen habe? Dann würden die nur neugierig. Könnte für dich Ärger geben. Und letztlich auch für mich. Ich denke, ich halte mich einfach mal bedeckt, die Arme möglichst auch, und laufe bei euch mit. Ist für alle das Beste.«
    »Meine verdammte große Klappe«, zischte sie.
    Savian grinste. Es war wohl das erste Mal, dass sie das sah, und ihr kam es vor, als habe man den Blendschutz von einer Laterne abgezogen. Die Falten in seinem gegerbten Gesicht kamen in Bewegung, und seine Augen strahlten plötzlich. »Weißt du was? Deine große Klappe mag nicht jeder gut finden, aber mir gefällt sie allmählich.« Er legte ihr eine Hand auf die Schulter und drückte sie. »Aber achte ein bisschen auf diesen Blödmann Sacri. Ich glaube, der ist anderer Meinung.«
    Das sah sie genauso. Wenig später kam ein Stein heruntergeflogen, der ihren Kopf nur um Haaresbreite verfehlte. Sie sah Sacri oben grinsen und war sich sicher, dass der Styrer ihn absichtlich losgetreten hatte. Bei der nächsten Gelegenheit sagte sie ihm das auch und erwähnte zudem, wo sie ihr Messer hinstecken würde, wenn noch ein Stein geflogen käme. Die anderen Söldner waren von ihrer Ausdrucksweise unangenehm berührt.
    »Ich sollte dir Manieren beibringen, Mädchen«, zischte Sacri und schob seinen vorstehenden Kiefer noch weiter vor, um so gut es ging das Gesicht zu wahren.
    »Du müsstest erst mal wissen, was das ist, um es anderen beibringen zu können, du Arsch.«
    Seine Hand glitt zu seinem Schwert, mehr aus Großspurigkeit denn wirklich in der Absicht, die Waffe zu benutzen, doch bevor er mehr tun konnte, ragte plötzlich Jubair zwischen ihnen auf.
    »Wir werden unsere Waffen schon noch ziehen, Sacri«, erklärte er, »aber zu welcher Zeit und gegen wen, das bestimme ich. Das hier sind unsere Verbündeten. Wir brauchen sie, um uns den Weg zu zeigen. Lass die Frau in Ruhe, oder aber wir bekommen Streit, und Streit mit mir ist eine ziemlich unangenehme Sache.«
    »Tut mir leid, Hauptmann«, sagte Sacri mit grimmiger Miene.
    Jubair bedeutete ihm mit einer Handbewegung weiterzugehen. »Reue ist das Tor zur Erlösung.«
    Lamm hatte während der kurzen Auseinandersetzung kaum aufgesehen und stapfte anschließend davon, als ob ihn all das nichts anginge.
    »Vielen Dank für deine Hilfe«, fuhr sie ihn an, als sie ihn einholte.
    »Du hättest sie bekommen, wenn du sie gebraucht hättest. Das weißt du wohl.«
    »Ein Wort oder zwei hätten nichts geschadet.«
    Er beugte sich zu ihr. »Meiner Meinung nach haben wir zwei Möglichkeiten. Wir können diese Drecksäcke für unsere Zwecke benutzen, oder aber wir bringen sie alle um. Mit harten Worten wurde noch keine Schlacht gewonnen, aber schon einige verloren. Wenn du einen Mann umbringen willst, dann ist es nicht hilfreich, ihm das vorher zu erzählen.«
    Lamm ging weiter und ließ sie zurück, um über seine Worte nachzudenken.
    Sie lagerten in der Nähe eines dampfenden Bachs, aus dem sie, wie Süß sagte, nicht trinken sollten. Nicht dass jemand darauf scharf gewesen wäre; er roch nach ausgesuchten Feiertagsfürzen. Die ganze Nacht gurgelte und zischte das Wasser in Scheus Ohren, und sie träumte zu fallen. Wachte dann schwitzend auf, die Kehle ganz rau von dem warmen Gestank, und sie sah, dass Sacri Wache hatte und sie beobachtete; dabei glaubte sie, Metall in seiner Hand glänzen zu sehen. Danach lag sie wach, das eigene Messer gezogen in der Faust. So wie sie früher immer dagelegen hatte, als sie auf der Flucht war. So, wie sie eigentlich nie wieder hatte daliegen wollen. Überrascht stellte sie fest, dass sie sich wünschte, Tempel wäre bei ihr. Nicht, dass der ein großer Held gewesen wäre, aber irgendwie fühlte sie sich mutiger, wenn er in ihrer Nähe war.
    Am Morgen ragten graue Schatten hoher Klippen hoch über ihnen auf, die durch den hin und her wehenden Schleier fallenden Schnees wie die Ruinen von Mauern, Türmen und Festungen aussahen. Löcher waren in den Fels geschnitten, zu

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