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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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sein Notizbuch kritzelte. »Was zur Hölle schreiben Sie denn da!«
    Der Schriftsteller sah auf, und die reflektierenden Flammen tanzten über seine Augengläser. »Nun, das hier … ist jetzt recht aufregend.«
    »Meinen Sie?«
    Sworbreck deutete schwach auf das verwüstete Fort. »Er wollte seinen Freund retten, unter den denkbar ungünstigsten Vorzeichen …«
    »Und hat damit dafür gesorgt, dass dieser Freund getötet wurde. Betrachtet man jemanden, der etwas trotz ungünstigster Vorzeichen versucht, nicht eher als einen unverbesserlichen Idioten denn als Helden?«
    »Die Grenze zwischen beidem war von jeher fließend …«, raunte Brachio.
    Sworbreck hob die Hände. »Ich war auf der Suche nach einer Geschichte, die das Blut in Wallung bringt …«
    »Und die habe ich Ihnen nicht liefern können«, fauchte Cosca, »ist es das? Sogar mein verdammter Biograf lässt mich im Stich! Garantiert werde ich später zum Schurken eines Buchs, das ich ursprünglich selbst in Auftrag gab, während Sie diesen Köpfe abschlagenden Verrückten in den Himmel heben werden! Was halten Sie von all dem, Tempel? Tempel? Wo ist dieser verdammte Rechtskundige hin? Was meinen Sie, Brachio?«
    Der Styrer wischte sich frische Feuchtigkeit von seinem tränenden Auge. »Ich denke, es ist an der Zeit, ein für alle Mal einen Schlusspunkt unter die Ballade vom neunfingrigen Nordmann zu setzen.«
    »Endlich einmal ein vernünftiger Vorschlag! Bringen Sie die andere Röhre her. Ich verlange, dass dieses traurige Gebäude, das die Bezeichnung Fort keinesfalls verdient hat, in Schutt und Asche gelegt wird. Und dass aus diesem sturen Irren, der sich ungefragt eingemischt hat, Hackfleisch gemacht wird! Hol mir doch endlich jemand eine neue Flasche. Ich habe es satt, nicht für voll genommen zu werden!« Cosca schlug Sworbreck das Notizbuch aus den Händen. »Ein bisschen Respekt, ist das vielleicht zu viel verlangt?« Obendrein versetzte er dem Biografen eine Ohrfeige, der darüber so verblüfft war, dass er sich in den Schnee setzte und sich die Wange hielt.
    »Was sind das für eigenartige Geräusche?«, fragte Lorsen und gebot mit erhobener Hand Ruhe. Ein Grollen und Donnern ertönte in der Dunkelheit und wurde schnell lauter. Unruhig rückte Lorsen in den Schatten der nächstgelegenen Hütte.
    »Verdammte Scheiße«, hauchte Dimbik.
    Ein Pferd kam aus der Nacht gestürmt, die Augen wild aufgerissen, und ihm folgten mehrere Dutzende Tiere, sie rasten den Hang herunter und auf die Ansiedlung zu, dass der Schnee nur so spritzte, eine wild wogende Masse von Tierleibern, eine Flut aus Pferdefleisch, die im Galopp heranraste.
    Männer warfen ihre Waffen beiseite und rannten davon, duckten sich beiseite, nutzten jeden Schutz, der sich bot. Lorsen stolperte über seinen flatternden Mantel und fiel der Länge nach in den Dreck. Er hörte Triumphgeheul und erhaschte einen kurzen Blick auf Dab Süß, der hinter der Herde dahinstürmte, wie ein Wahnsinniger grinste und seinen Hut grüßend schwenkte, als er am Lager vorüberpreschte. Dann waren die Pferde inmitten der Häuser, und die Hölle brach los, ein Durcheinander schlagender, tretender, zertrümmernder Hufe, wiehernder, wild gewordener, sich aufbäumender Tiere, und Lorsen drückte sich hilflos gegen den nächsten Schuppen, krallte sich mit den Nägeln an den roh gesägten Brettern fest.
    Etwas krachte gegen seinen Kopf, und fast wäre er gestürzt, aber er klammerte sich hartnäckig fest, während der Lärm um ihn brandete, als sei das Ende der Welt gekommen, und die Erde bebte unter den Hufen der völlig außer Kontrolle geratenen Tiere. Er keuchte und schnaufte und biss die Zähne so fest zusammen, wie er auch seine Augen zudrückte, während Splitter und Dreck gegen seine Wangen prallten.
    Und dann herrschte plötzlich Stille. Pulsierende, dröhnende Stille. Lorsen löste sich von der Schuppenwand und machte einen oder zwei zögernde, wacklige Schritte über den von Hufen aufgewühlten Boden, blinzelte in einen Schleier aus Rauch und sich allmählich legendem Staub.
    »Sie haben die Pferde durchgehen lassen«, murmelte er.
    »Was Sie nicht sagen!«, kreischte Cosca, der aus einer Tür in der Nähe trat.
    Das Lager war völlig verwüstet. Einige Zelte waren eingeebnet worden, die Leinwände und alles, was sich darunter befunden hatte, Menschen wie Ausrüstung, im Schnee zertrampelt. Das zerstörte Fort rauchte noch immer. Zwei der Hütten standen in hellen Flammen, brennendes Reet rutschte von

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