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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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verwendete. Jubair thronte inmitten dieser Szenerie auf seinem riesigen Schlachtross, deutete mit seinem enorm großen Säbel hierhin und dorthin und brüllte Befehle, begleitet von unverständlichem Gebrabbel über den Willen Gottes.
    Sworbrecks Bleistift schwebte über dem Papier, die Fingerspitzen zupften an der Fadenheftung, aber ihm fiel nichts ein, was er hätte schreiben können. Schließlich kritzelte er die ungereimten Worte Kein Heldenmut zu beobachten auf die Seite .
    »Was treiben diese ganzen Idioten?«, brummte Tempel. Ein paar Kanteser hatten mehrere Maultiere an die Stützpfeiler des moosbewachsenen Wachtturms gebunden und schlugen mit Peitschen auf sie ein, bis den Tieren der Schaum vorm Maul stand, ohne dass es ihnen gelungen wäre, das Gebäude zum Einsturz zu bringen.
    Sworbreck hatte bereits beobachten können, dass viele der Männer ihren Spaß daran hatten, Dinge zu zerstören. Je größer die Anstrengung war, die man dafür auf sich nehmen musste, desto größer war auch das Vergnügen. Wie um diese Theorie zu untermauern, hatten vier von Brachios Leuten gerade jemanden in den Dreck gestoßen und verpassten ihm nun eine lustige Abreibung, während ein dicker Mann mit einer Schürze vergebens versuchte, sie zu beruhigen.
    Sworbreck war zuvor selten mit Gewalt konfrontiert worden. Schön, ein Disput über verschiedene Erzählstrukturen unter zwei Schriftstellern aus seinem Bekanntenkreis war einmal recht übel entgleist, aber das schien jetzt kaum noch zu zählen. Nun, da er sich sozusagen mitten in einer Schlacht wiederfand, war Sworbreck plötzlich gleichzeitig kalt und heiß. Sowohl fürchterlich verängstigt als auch fürchterlich aufgeregt. Einerseits wich er vor dem Spektakel zurück, andererseits wollte er mehr davon zu sehen bekommen. War es nicht genau das, weswegen er gekommen war? Um Blut und Dreck und Brutalität hautnah zu erleben? Um die trocknenden Eingeweide zu riechen und die Schreie der Gemarterten zu hören? Damit er sagen konnte, dass er es gesehen hatte. Damit er sein Werk mit Überzeugung und Echtheit aufladen konnte. Damit er in den beliebten Salons von Adua sitzen und gelassen über die Schattenseiten der Kriegskunst sprechen konnte. Vielleicht waren das nicht die edelsten Motive, aber sicherlich auch nicht die niedersten, die augenblicklich zu erleben waren. Und schließlich hatte er nie behauptet, der beste Mensch der Welt zu sein.
    Nur der beste Schriftsteller. Das schon.
    Cosca schwang sich aus dem Sattel, brachte mit einem Aufstöhnen seine altehrwürdigen Hüften wieder in Gang und stolzierte dann ein wenig steifbeinig auf den verhinderten Friedensstifter in der Schürze zu. »Guten Tag! Mein Name ist Nicomo Cosca, Generalhauptmann der Kompanie der Gütigen Hand.« Er deutete auf die vier Styrer, deren Ellenbogen und Stöcke beim Prügeln weiter rhythmisch auf und nieder gingen. »Wie ich sehe, haben Sie einige meiner tapferen Kameraden bereits kennengelernt.«
    »Ich heiße Clay«, sagte der dicke Mann, dessen Hängebacken vor Angst schlotterten. »Mir gehört der Laden dort drüben …«
    »Ein Laden? Hervorragend! Dürfen wir ein wenig stöbern?« Brachios Männer schleppten bereits so viel Nahrungsmittel und Ausrüstung aus dem Geschäft, wie sie tragen konnten, während ihnen Feldwebel Freundlich wachsam dabei zusah. Er achtete zweifelsohne stets darauf, dass sich Diebstähle innerhalb der Kompanie in Grenzen hielten; Diebstähle außerhalb der Kompanie hingegen wurden augenscheinlich begrüßt. Sworbreck drehte den Bleistift zwischen den Fingern. Ein weiterer Kommentar über das Fehlen jeglichen Heldenmuts erschien überflüssig.
    »Nehmen Sie sich, was Sie brauchen.« Clay hob die mehlbestäubten Handflächen. »Es gibt keinen Grund für Gewalt.« Die Pause, die nun folgte, wurde unterbrochen von zersplitterndem Glas und Holz und dem Wimmern des Mannes, der noch am Boden lag und gelegentlich ohne allzu viel Elan noch einen Tritt bekam. »Darf ich fragen, wieso Sie hier sind?«
    Lorsen trat vor. »Wir sind hier, um Verrat auszumerzen, Meister Clay. Wir sind hier, um die Rebellion auszulöschen.«
    »Sie … Sie sind von der Inquisition?«
    Lorsen sagte nichts, aber sein Schweigen sprach Bände.
    Clay schluckte. »Hier gibt es keine Rebellion, das kann ich Ihnen versichern.« Obwohl Sworbreck einen falschen Ton in seiner Stimme spürte. Irgendetwas, das mehr war als verständliche Nervosität. »Wir interessieren uns hier nicht für Politik …«
    »Wirklich

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