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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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egal, in welche Richtung er schaut.
    Der hoch aufragende Wagen war auf eine Lichtung gezogen worden, und die stark beanspruchten Pferde hatten die Köpfe in die Futtersäcke gesteckt. Cosca lehnte an einem der Räder und schilderte den hochrangigsten Mitgliedern der Kompanie seine Vision für den Angriff auf Averstock, wobei er mühelos zwischen Styrisch und der Gemeinen Sprache hin und her wechselte und sich für jene, die beider Sprachen nicht mächtig waren, zusätzlich auf ausdrucksvolle Handbewegungen verlegte und seinen Hut schwenkte. Sworbreck hatte sich neben ihn auf einen Felsbrocken gekauert und hielt den Bleistift gespitzt, um den großen Mann bei der Arbeit zu porträtieren.
    »… damit Hauptmann Dimbiks Unionisten von Westen aus zuschlagen können, vom Fluss her!«
    »Jawohl, Herr General«, verkündete Dimbik, der ein paar säuberlich gefettete Haarsträhnen mit einem angefeuchteten Finger wieder an Ort und Stelle schob.
    »Brachio wird seine Männer simultan von Osten aus angreifen lassen!«
    »Simu was ?«, schnaufte der Styrer, der mit der Zunge an einem faulen Zahn spielte.
    »Zur gleichen Zeit«, übersetzte Freundlich.
    »Ah.«
    »Und Jubair wird am Hügel aus dem Wald hervorbrechen, und damit sind sie eingekreist!« Die Feder auf Coscas Hut zuckte wild, als sie einen metaphorischen Sieg über die Kräfte der Dunkelheit errang.
    »Lassen Sie niemanden entwischen«, stieß Lorsen knirschend hervor. »Jeder muss überprüft werden.«
    »Natürlich.« Cosca schob den Unterkiefer vor und kratzte sich nachdenklich am Hals, wo sich ein paar helle Flecken eines rosafarbenen Ausschlags zeigten. »Und die Beute muss sämtlich genau angegeben, geschätzt und ordentlich aufgeschrieben werden, damit sie entsprechend der Quartiervereinbarung aufgeteilt werden kann. Noch Fragen?«
    »Wie viele Männer wird Inquisitor Lorsen heute zu Tode foltern?«, verlangte Sufeen mit durchdringender Stimme zu wissen. Tempel starrte ihn mit offenem Mund an, und er war nicht der Einzige.
    Cosca kratzte sich weiter. »Ich dachte eher an Fragen zur Taktik …«
    »So viele wie nötig«, unterbrach ihn der Inquisitor. »Denken Sie, ich genieße das? Die Welt ist ein grauer Ort. Ein Ort der Halbwahrheiten. Der halben guten und halben schlechten Taten. Und dennoch gibt es Dinge, für die es sich zu kämpfen lohnt, und sie müssen mit all unserer Kraft und Hingabe angegangen werden. Halbe Maßnahmen führen zu nichts.«
    »Und was, wenn es dort gar keine Rebellen gibt?« Sufeen riss sich von Tempel los, der wild an seinem Ärmel zog. »Was, wenn Sie sich irren?«
    »Manchmal tue ich das sicherlich«, sagte Lorsen schlicht. »Der Mut liegt darin, dass man bereit ist, den Preis dafür zu zahlen. Wir alle bereuen irgendetwas, aber nicht alle von uns können es sich leisten, sich von solchen Gefühlen behindern zu lassen. Manchmal sind kleine Verbrechen nötig, um große zu verhindern. Manchmal muss man für das allgemeine Wohl kleinere Übel in Kauf nehmen. Ein Mann mit Prinzipien muss harte Entscheidungen treffen und bereit sein, die Folgen zu tragen. Oder aber, er setzt sich hin und jammert über die ungerechte Welt.«
    »Für mich funktioniert das gut«, sagte Tempel mit einem erstickend falschen Lachen.
    »Für mich nicht.« Sufeen hatte einen seltsamen Gesichtsausdruck, als ob er durch die Versammelten hindurch etwas betrachtete, das in weiter Ferne lag, und Tempel beschlich eine schreckliche Vorahnung. Sogar noch schrecklicher als sonst. »General Cosca, ich möchte nach Averstock gehen.«
    »Das wollen wir alle! Haben Sie meine Ansprache nicht gehört?«
    »Vor dem Angriff.«
    »Wieso?«, fragte Lorsen.
    »Um mit den Stadtbewohnern zu reden«, sagte Sufeen. »Um ihnen die Möglichkeit zu geben, Rebellen vorher auszuliefern.« Tempel verzog gequält das Gesicht. Gott, das klang lächerlich. Edel, rechtschaffen, mutig und lächerlich. »Um zu vermeiden, was in Handelsguth geschehen ist …«
    Cosca war überrumpelt. »Ich war der Meinung, wir hätten uns in Handelsguth ausgesprochen gut benommen. Eine Kompanie Kätzchen hätte nicht sanfter vorgehen können! Würden Sie das nicht auch sagen, Sworbreck?«
    Der Schriftsteller rückte seine Augengläser zurecht und brachte stammelnd hervor: »Bewundernswerte Zurückhaltung.«
    »Das ist eine arme Stadt.« Sufeen deutete mit einem leicht zitternden Finger in Richtung der Bäume. »Die haben dort nichts, was sich zu nehmen lohnt.«
    Dimbik runzelte die Stirn, während er mit dem

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