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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Fingernagel an einem Fleck auf seiner Schärpe kratzte. »Das weiß man erst, wenn man nachgesehen hat.«
    »Geben Sie mir einfach eine Chance. Ich flehe Sie an.« Sufeen faltete die Hände und sah Cosca in die Augen. »Ich bete.«
    »Gebet ist Hochmut«, verkündete Jubair. »Die Hoffnung des Menschen, den Willen Gottes zu ändern. Aber Gottes Plan steht fest, und seine Worte sind bereits gesprochen.«
    »Dann scheiß auf Gott!«, zischte Sufeen.
    Jubair hob leise eine Augenbraue. »Oh, Sie werden feststellen, dass Gott vielmehr auf Sie scheißt.«
    Es entstand eine Pause, und das metallene Klingen der Kampfvorbereitungen drang mit dem morgendlichen Vogelsang unter den Bäumen hervor.
    Der Alte seufzte und massierte sich die Nasenwurzel. »Sie klingen sehr entschlossen.«
    Sufeen wiederholte Lorsens Worte. »Ein Mann mit Prinzipien muss harte Entscheidungen treffen und bereit sein, die Folgen zu tragen.«
    »Und wenn ich dem zustimme, was dann? Wird uns Ihr Gewissen auf dem ganzen Weg durch Naheland und zurück immer wieder in den Hintern pieken? Das könnte nämlich ziemlich lästig werden. Ein Gewissen kann schmerzhaft sein, aber das ist Schwanzfäule auch. Ein Erwachsener sollte seine Gebrechen still ertragen und darauf achten, dass er damit nicht seinen Freunden und Kollegen zur Last fällt.«
    »Gewissen und Schwanzfäule sind wohl kaum miteinander zu vergleichen!«, fuhr ihn Lorsen an.
    »Stimmt«, bestätigte Cosca mit einem Nicken. »Schwanzfäule endet selten tödlich.«
    Das Gesicht des Inquisitors war noch wutverzerrter als sonst. »Soll ich dem entnehmen, dass Sie diesen Blödsinn unterstützen?«
    »Das sollen Sie, denn das tue ich. Die Stadt ist eingeschlossen, da kommt ohnehin niemand raus. Vielleicht kann dieser Versuch uns allen das Leben ein wenig leichter machen. Was meinen Sie, Tempel?«
    Tempel blinzelte. »Ich?«
    »Ich sehe Sie an und nenne Ihren Namen.«
    »Ja, aber … ich?« Es gab einen guten Grund, weshalb er damit aufgehört hatte, schwere Entscheidungen zu treffen. Er traf stets die falschen. Das zeigte sich schon allein daran, dass er sich dreißig Jahre lang in Armut und Angst durch die verschiedensten Katastrophen hindurchgewunden hatte, um nun in dieser Klemme zu landen. Er sah von Sufeen zu Cosca, zu Lorsen und wieder zurück zu Sufeen. Wo war der größte Profit zu erwarten? Wo lag die geringste Gefahr? Wer war tatsächlich … im Recht? Es war verdammt schwer, sich den einfachsten Weg in diesem Durcheinander zu suchen. »Nun ja …«
    Cosca blies die Backen auf. »Ein Mann mit Gewissen und ein Zweifler. Wir haben Gottes Hilfe wirklich nötig. Sie haben eine Stunde.«
    »Ich protestiere!«, bellte Lorsen.
    »Wenn Sie es nicht lassen können, dann tun Sie das, aber ich werde Sie über den ganzen Lärm nicht hören können.«
    »Was für Lärm?«
    Cosca steckte sich die Finger in die Ohren. »Bla-di-bla-di-bla-di-bla-di-bla …!«
    Er grölte noch immer vor sich hin, als Tempel schon hastig hinter Sufeen in den hohen Wald hineinlief. Ihre Stiefel trafen knackend auf herabgefallene Äste, verfaulte Kiefernzapfen, vertrocknete Kiefernnadeln, und der Lärm der Männer weiter oben auf dem Hügel verebbte langsam. Bald war nur noch das Rauschen der Zweige und das Zwitschern und Trillern der Vögel zu hören.
    »Sind Sie verrückt geworden?«, zischte Tempel, während er Sufeen einzuholen versuchte.
    »Ich bin wieder zu Verstand gekommen.«
    »Was wollen Sie denn tun?«
    »Mit ihnen reden.«
    »Mit wem?«
    »Mit jedem, der mir zuhört.«
    »Sie wollen die Welt durch Reden zu einem besseren Ort machen?«
    »Womit wollen Sie es denn versuchen? Mit Feuer und Schwert? Mit Vertragspapieren?«
    Sie hatten die letzte Gruppe von Wachposten erreicht. Bermi war darunter und warf ihnen einen fragenden Blick zu, aber Tempel antwortete darauf nur mit einem hilflosen Achselzucken. Dann waren sie im offenen Gelände, und das Sonnenlicht schien ihnen hell ins Gesicht. Die wenigen Häuser von Averstock kuschelten sich in eine Schleife des Flusses unter ihnen. »Häuser« war bei den meisten der »Gebäude« eine recht geschönte Bezeichnung. Es waren kaum bessere Schuppen mit ein bisschen Dreck dazwischen, und Sufeen eilte bereits beflissen den Abhang hinunter und darauf zu.
    »Was zur Hölle hat er denn vor?«, zischte Bermi aus der schattigen Sicherheit der Bäume.
    »Ich glaube, er folgt seinem Gewissen«, sagte Tempel.
    Der Styrer sah wenig überzeugt aus. »Das Gewissen ist ein beschissener

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