Blutköder
Telefonistin der Ansicht, dass sie ihre Aufgabe hiermit erfüllt hatte und Anna guten Gewissens sich selbst überlassen konnte.
Anna rieb sich das so lange an den Telefonhörer gepresste Ohr und betrachtete die Wörter zwischen den verschnörkelten Variationen der Abdrücke von Bärentatzen auf der Seite. Beim Namen Fetterman hatte bei ihr etwas geklingelt. Nun brachte Fetterman’s Abenteuerwelt einen ganzen Glockenturm zum Schwingen. Anna verließ das kreative Chaos des Büros und legte den Dreiviertelkilometer zur Zentrale im Laufschritt zurück.
Harry war beim Mittagessen. Maryanne aß an ihrem Schreibtisch, indem sie mit der einen Hand ihr Sandwich möglichst weit weg von der Tastatur hielt und mit der anderen nach dem Ein-Finger-Suchsystem Korrekturen eingab. Anna hoffte, dass Harry wusste, welches Glück er mit ihr hatte.
Sandwich und Tipparbeit wurden beiseitegelegt und Anna wurde aufgefordert, auf Harrys Schreibtischstuhl Platz zu nehmen, während die Sekretärin die 10-343- und 10-344-Berichte über Zwischenfälle und Straftaten in den letzten drei Wochen aus der Ablage heraussuchte und sie ihr reichte.
Ein vor zehn Tagen von einem Ranger im nordwestlichen Teil des Parks eingereichter Bericht verriet Anna, was sie wissen wollte. Es ging darin nicht um eine Straftat, sondern um den im Park am Wegesrand abgestellten Pick-up mit Pferdeanhänger. Der Pick-up war auf einen gewissen Carl G. Micou aus Tampa, Florida, zugelassen. Anna las den Bericht über den herrenlosen Pick-up noch einmal. Die einzige Telefonnummer in den Fahrzeugpapieren gehörte zu einem abgemeldeten Geschäftsanschluss: Fetterman’s Abenteuerwelt am Highway 41.
Nun hatte Anna zwar gefunden, was sie gesucht hatte, allerdings keine Ahnung, was sie damit anfangen sollte. In der nächsten Stunde las sie weitere Berichte aus dem Zeitraum, in dem Pick-up und Anhänger entdeckt worden waren, stieß aber nicht auf Zusammenhänge. Ein Anruf im Stützpunkt in Polebridge und ein weiterer in der Telefonzentrale sagten ihr, dass sich bis jetzt niemand gemeldet und Anspruch auf die Fahrzeuge erhoben hatte. Anna fotokopierte den 10-343-Bericht, bedankte sich bei Maryanne und kehrte zurück in die Parkverwaltung.
Das Sandwich der Sekretärin hatte sie daran erinnert, dass es Mittagszeit war. Doch sie war zu beschäftigt, um ihre Zeit mit Jagen und Sammeln zu verbringen, weshalb sie sich in Joans Büro mit Süßigkeiten begnügte. Am Abend würde sie der Forscherin eine Tüte Gummibärchen schulden.
Um Ordnung zu schaffen, wo von selbst keine entstehen wollte, sortierte Anna ihre Papiere auf Joan Rands Aktenstößen: Carolyn Van Slykes Autopsiebericht, die Liste der an der Leiche sichergestellten Gegenstände, in der auch die Jacke mit McCaskils topografischer Karte in der Tasche vermerkt war, die vorliegenden Informationen über Bill McCaskil, alias Bill Fetterman, und Annas über und über bekritzelte Notizen, die eine Verbindung zwischen Fetterman und Fetterman’s Abenteuerwelt belegten. Der 10-343-Bericht, der einen Pick-up mit Pferdeanhänger, zurückgelassen im nordwestlichen Teil des Glacier-Nationalparks, mit einer geschlossenen Firma am Highway 41 am Stadtrand von Tampa, Florida, in Zusammenhang brachte, bildete den Abschluss dieses papiernen Gedankengangs.
Zu viele Zufälle, allerdings nicht genug, um Schlüsse daraus zu ziehen. Gehörten Pick-up und Anhänger McCaskil? Hatte er sich die Fahrzeuge ausgeliehen oder sie gestohlen? Durchaus möglich. Aber warum stand sein eigenes, offiziell zugelassenes Auto dann hier auf einem Parkplatz? Wer war Carl Micou? Hatte McCaskil einen Komplizen? Und wenn ja, in welcher Sache?
Obwohl Anna einer Verbindung zwischen McCaskil und dem Mordopfer noch immer keinen Schritt näher gekommen war, war sie sehr zufrieden mit sich. Der Vormittag war nicht vergeudet gewesen.
Sie griff wieder zum Telefon und rief noch einmal Francine Cuckor an. Miss Cuckor hatte eine sehr eigenwillige Vorstellung von Berufsehre. Sie war zwar sofort bereit gewesen, bis in sämtliche schmutzigen Einzelheiten zu schildern, dass ihre Chefin alles gevögelt hatte, was nicht bei drei auf den Bäumen war, doch als Anna sie aufforderte, auf die Frage nach den Namen von Mandanten mit ja oder nein zu antworten, begann sie herumzudrucksen. Nach einer Weile wurde Anna eine Etage nach oben durchgereicht und mit Claude Winger, einem Juniorpartner der Kanzlei, verbunden.
Da es sich nicht empfahl, jemandem, der von Berufs wegen ein Meister in
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