Blutkult (German Edition)
hatte, waren seinem Reittier nicht gewachsen. Der Hengst bäumte sich auf und stieß mit den Vorderhufen gegen die Tore, die unter der urtümlichen Kraft des Tieres zerschellten.
Schon jetzt dachte Larkyen darüber nach, dass er früher oder später an diesen Ort zurückkehren musste, um dem Treiben des Fürsten ein Ende zu bereiten.
Noch während er durch den Wald ritt, vernahm er von Schloss Nemar die Stimme Strygars. „Larkyen, Kind der dritten schwarzen Sonne, du sollst des Todes sein!“
Nur kurz wandte sich Larkyen um, da sah er zwischen den Bäumen Beliar entlang rennen.
„ Es ist Zeit, deine Unsterblichkeit auf die Probe zu stellen“, rief Beliar und sprang in die Luft. In den Händen des Fürstensohnes begann die Spitze eines langen Speeres rötlich zu erglühen. Beliar warf den Speer nach Larkyen.
Ein übermächtiges Gefühl von Überraschung erfüllte Larkyen, während die Waffe mit einer Geschwindigkeit auf ihn zuflog, der selbst seine Sinne nicht gewachsen waren.
Alles was er sah, war das Leuchten eines roten Blitzes. Er versuchte auszuweichen, doch ein dumpfer Ruck durchfuhr ihn, gefolgt von einem pochenden Schmerz. Der Speer steckte in seiner rechten Schulter, Blut floss über seinen Leib.
Er riss den Speer aus seinem Fleisch und blickte ungläubig auf die Wunde. Sie heilte nicht! Unaufhaltsam sprudelte das Blut weiter hinaus.
Er presste eine Hand auf die Wunde, während er mit der anderen die Zügel hielt.
Das Gebrüll eines ganzen Heeres erklang von allen Seiten. Bäume und Sträucher raschelten, das Geräusch vieler nackter Füße gesellte sich hinzu. Die Strygarer sprangen auf Larkyen zu. Um sie abzuwehren, benötigte er beide Hände. Der Geruch seines Blutes schien die Angreifer rasend zu machen. Manche verbissen sich sogar im Fleisch seines Pferdes.
Doch wie viele von ihnen Larkyen auch mit bloßen Händen tötete, immer weitere griffen ihn an.
Der Hengst war sich der Not seines Herrn bewusst und lief schneller. Mehr als eine der wilden Bestien wurde unter Alvans Hufen zermalmt.
Zu Larkyens Erleichterung trug ihn das Pferd schnell aus der Reichweite der Strygarer. Ihr Gebrüll wurde leiser, bis es irgendwann schließlich verstummte.
Die Sümpfe mit ihren steinernen Statuen und auch der Ranyowald eilten an ihnen vorbei, ohne das Alvan innehielt.
Schließlich graute der Morgen.
Alvan trotte über eine Hügelkuppe, aus der ein großer Fels aufragte, der an eine gezackte Krone erinnerte.
Die ersten Sonnenstrahlen benetzten Larkyens Gesicht. Er war kaum mehr bei Kräften. Noch immer floss sein Blut, und er fühlte sich das erste Mal seit langem wieder so schwach und hilflos wie ein gewöhnlicher Mensch. Ein Gefühl dass er abgrundtief hasste. Wenn der Tod kam, waren sich vielleicht alle Wesen gleich.
Er fiel vornüber vom Rücken des Pferdes und schlug am Boden auf. Das Gras war feucht vom Tau.
Der Kopf seines Hengstes Alvan senkte sich zu ihm herab. Larkyen hörte das Schnauben des Pferdes direkt neben seinem Ohr. Alvan stieß ihn mehrfach mit der Schnauze an.
Nur kurz streckte Larkyen die Hand aus, strich dem Pferd durch die buschige Mähne.
„ Mir scheint, nun ist für dich die Gelegenheit gekommen, um in deine kalte Heimat zurückzukehren“, seufzte Larkyen, während ihn seine Kräfte verließen.
Seine Augen waren zum Himmel gerichtet, wo das Morgenrot in seiner schillernden Pracht erstrahlte. Wenn dies das letzte war, was er je sehen sollte, so konnte er sich glücklich schätzen. Denn in einer Zeit wie dieser, so dachte er sich, vermochte der Tod auch grauenvoller in Erscheinung zu treten. Die Erinnerung an die Leichengrube im Schloss Nemar kehrte zurück.
Dann legte sich Dunkelheit über ihn und trug ihn davon.
Kapitel 4 – Auf Leben und Tod
„ Öffne die Augen, Larkyen.“
Eine weibliche Stimme, liebevoll und freundlich, drang durch die Dunkelheit.
Larkyen öffnete die Augen. Er sah in das Gesicht einer Majunayfrau. Ihre schmalen Augen leuchteten bernsteinfarben und ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Das schwarze Haar fiel ihr zur Seite über die Schultern.
„ Du hast schon viel zu lange geschlafen“, sagte die Frau und strich ihm über die Wange. „Ich dachte, du würdest gar nicht mehr aufwachen.“
„ Kara?“, flüsterte Larkyen.
Er lag im hohen Gras der Steppe. Ein warmer Windhauch streifte sein Gesicht.
„ Du hast mir so gefehlt“, flüsterte er und legte beide Arme um sie.
„ Ich wusste gar nicht, dass ich je fort war“, sagte Kara
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