Blutkult (German Edition)
lachend.
„ Doch das warst du, viel zu lange.“
„ Bist du dir da so sicher? Denn auch wenn du mich nicht sahst oder berühren konntest, so bin ich dennoch nie fern von dir gewesen.“
„ Ganze Welten haben uns getrennt.“
„ Was ist schon eine Welt.“
„ Eine Welt kann eine Ewigkeit sein“, sagte Larkyen, „und diese Ewigkeit ohne dich zu verbringen, das wäre für mich niemals endende Qual.“
„ Trage mich immer in deinem Herzen, dann kannst du dir gewiss sein, dass ich, egal wie weit wir auch voneinander entfernt sind, immer bei dir bin.“
Sie legte die Hand auf seine Brust.
„ Solange dein Herz schlägt, solange werde ich auch ich in dir weiterleben. Und so wollen wir vereint sein für alle Zeit, über Jahrtausende hinweg, wenn es die Könige und Völker der Gegenwart nicht mehr gibt und ihre Reiche längst zu Staub zerfallen sind.“
„ Für alle Zeit“, seufzte Larkyen.
„ Und nun musst du wieder aufbrechen.“
„ Was meinst du damit?“ flüsterte er.
„ Lebe“, sagte Kara, „Lebe, dazu bist du bestimmt.“
Plötzlich fühlte er wieder den kalten Boden unter sich, auf dem er lag, fühlte die von Blut und Tautropfen durchnässte Kleidung, die kalt an seinem Körper klebte.
Dennoch schien es ihm, als sei Kara noch in seiner Nähe. Er konnte ihre Augen ganz deutlich sehen.
Er begann, sich zu fragen, welche Welt die Wirkliche war. Jene, in der das Antlitz von Kara so nahe war, oder die, in der sein Leib verwundet im Dreck lag.
Bestimmte nicht der Verstand letzten Endes jegliche Realität?
Alles was Larkyen wollte, war Kara. Er schloss sie noch fester in die Arme und küsste sie. Während er seiner großen Liebe endlich wieder so nahe war, fühlte er sich warm und geborgen. Seine tiefen Gefühle drohten ihn nun in dieser jenseitigen Welt festzuhalten. Und einem Teil von ihm gefiel dieser Gedanke. Wäre es nicht wunderbar, hier an ihrer Seite zu bleiben? Warum sollte er zurückkehren, in eine Welt, in der nur Krieg und Schmerz, nur Leid und Verderben auf ihn warteten?
Ihm wurde klar, wie viel Stärke er aufbringen musste, um dem Jenseits zu widerstehen. Er war sich im Klaren darüber, dass sein Platz in der Welt der Lebenden war, mit beiden Füßen auf dem Boden der Realität. Es war seine Pflicht als lebendiges Wesen, jeder Bedrohung zu widerstehen. Überleben, so lautete das oberste Gebot in der Natur.
„ In deinem Herzen werden wir immer vereint sein“, hallte Karas Stimme in seinem Kopf. Und so sollte es auch sein. Es war Zeit für einen weiteren Abschied, bei dem Larkyen diesen letzten Funken menschlicher Träumereien aus sich verbannte.
Er kehrte zurück in die Wirklichkeit, um sich den Schmerzen und der Pein zu stellen, und seine Rückkehr wurde bereits erwartet.
„ Wen haben wir denn da?“ hörte er die Stimme eines Mannes. „Aufstehen!“
Larkyen spürte, wie jemand ihm kräftig in den Rücken trat. Darauf ertönte das Gelächter mehrerer Männer.
„ Was sollen wir mit dem Kerl machen? Stechen wir ihn gleich ab?“
„ Da ist uns bereits jemand zuvorgekommen. Er ist verletzt. Die Wunde blutet stark.“
„ Schauen wir mal nach, was er bei sich trägt.“
Mehrere Hände tasteten sich unter seinen Umhang. Das Schwert Kaerelys wurde aus der Lederscheide gezogen.
„ Schwarzer Stahl“, flüsterte jemand erstaunt. „Makellos.“
Die Männer begannen, sich um das Schwert zu streiten. Keiner von ihnen ahnte auch nur ansatzweise, welche Macht sie in ihren Händen hielten. Larkyen konnte nur hoffen, dass sie Kaerelys nicht gegen ihn einsetzten. Er versuchte sich aufzubäumen, um ihnen das Schwert zu entreißen, doch sein Körper war zu schwach.
„ Was für ein Kerl trägt solch ein Schwert bei sich?“
Eine Hand tastete grob über Larkyens Gesicht. Fremde Finger schoben ihm die Augenlider zurück. Sonnenstrahlen stachen in seine Augen, und nur verschwommen sah er das schmutzige Gesicht eines Mannes mit zerzausten Haaren. Und noch acht weitere Männer konnte er erkennen. Das kedanische Pferd sah er nicht, vielleicht war Alvan tatsächlich in Richtung seiner nordischen Heimat aufgebrochen.
„ Aufwachen!“ blaffte der Mann ihn an und erschrak plötzlich. „Das sind keine Menschenaugen, seht euch das an.“
Larkyen griff nach der Hand des Mannes, bekam sie zu fassen und ließ nicht mehr los. Gierig stillte er seinen Hunger an der Beute. Heiß strömte das Leben des Mannes durch Larkyens Finger in seinen Leib und gab ihm die Kraft, die er
Weitere Kostenlose Bücher