Blutkult (German Edition)
als ich in Not war, und mir eine Unterkunft gegeben. Ich bin dir zu tiefem Dank verpflichtet.“
„ Ich hoffe, du bist endlich zufrieden, Regar“, flüsterte Sigurian, „Mit diesen dunklen Göttern hast du Unheil über uns gebracht.“
„ Unheil?“ spottete Logrey und machte einen drohenden Schritt auf den sterblichen Heiler zu. „Du wirst gleich am eigenen Leib erfahren, was das bedeutet.“
„ Genug“, sagte Larkyen, und seine kraftvolle Stimme sorgte für augenblickliche Stille. Alle Blicke waren jetzt auf Larkyen gerichtet. „Wir sind keine Feinde, ihr Bewohner Wehrheims habt nichts von uns zu befürchten. Vor Einbruch der Nacht werden wir eure Stadt verlassen haben.“
In Sigurians Gesicht zeigte sich ein Ausdruck von tiefer Erleichterung. Er winkte seine drei Begleiter zurück. Doch bevor er an ihrer Seite den Raum wieder verließ, warf er Regar und Etain noch einen strafenden Blick zu.
„ Was habt ihr nun vor, Herr?“ fragte Regar. Sein Gesicht zeugte von großer Ehrfurcht gegenüber den vier Unsterblichen.
„ Wir werden bald aufbrechen“, antwortete Larkyen. Er musste sich eingestehen, dass Logrey mit seinen Bedenken gegenüber den Sterblichen nicht Unrecht hatte. Doch nicht aus Misstrauen gab er Regar keine zufriedenstellende Antwort, sondern um ihn und die anderen Wehrheimer zu schützen. Es war besser für alle Laskuner, besser für die ganze Welt, wenn das Grauen von Nemar in aller Abgeschiedenheit bekämpft werden würde. Keine Geschichten, keine Sagen sollten an Strygar und seine Bestien erinnern.
Selbst ein Unsterblicher war von Zeit zu Zeit auf einen treuen Gefährten angewiesen, dessen war sich Larkyen gewiss. Auf dem Weg zu den Ställen grübelte er darüber nach, was ihm alles noch widerfahren wäre, wenn der Kedanerhengst Alvan die Sterblichen nicht auf seine Fährte geführt hätte.
Kinder der schwarzen Sonne besaßen ein ungewöhnlich vertrauensvolles Verhältnis zu den Tieren, und es schien fast, dass je wilder und kräftiger ein Tier war, dieses Vertrauen umso stärker wurde. Larkyen hatte bereits einem Wolf und sogar einem Gebirgsbären gefährlich nahe gegenübergestanden, und jene Raubtiere hatten in ihm ein überlegenes, jedoch auch gleichartiges Geschöpf erkannt.
Die Ställe waren am Stadtrand untergebracht, ganz in der Nähe eines Aussichtsturms. Er fühlte den Blick des Wächters auf sich ruhen. Ein junger Stallbursche kam ihm entgegen und ahnte bereits den Grund für Larkyens Besuch.
„ Herr“, sagte der Stallbursche und wich dem Blick von Larkyens Raubtieraugen schüchtern aus. „Dein Pferd ist schon ganz unruhig, es ist es nicht gewohnt, eingesperrt zu sein. Komm ich bringe dich zu ihm.“
Dem Stallburschen war in Larkyens Gegenwart sichtlich unwohl, seine Schritte wurden schnell und unsicher. Mit zittrigen Händen öffnete er das hölzerne Stalltor und trat vor Larkyen ein. Während er zwischen den Boxen hindurchging, wandte er sich immer wieder kurz zu Larkyen um, so als erwarte er einen Angriff des Unsterblichen.
Der riesenhafte Kedanerhengst hatte Larkyens Nähe bereits gewittert. Sein Schnauben übertönte die Laute der anderen Pferde bei weitem.
„ Alvan“, flüsterte Larkyen.
Der Hengst neigte seinen Kopf zu dem Unsterblichen herab. Die Strygarerbisse waren längst behandelt worden und sollten schnell verheilen.
Larkyen lächelte, und freudig strich er mit den Händen durch die dichte Mähne des Hengstes.
„ Herr, wenn du erlaubst, ziehe ich mich zurück“, sagte der Stallbursche.
Larkyen nickte beiläufig, woraufhin der Stallbursche eine Verbeugung andeutete und ihn verließ.
Larkyens ganze Aufmerksamkeit galt nun Alvan.
„ Du bist also doch nicht nach Norden zurückgekehrt. Deine einstigen Herren nannte ich erbitterte Feinde, du aber trugst zu meinem Überleben bei.“
Bevor die Reise zum Fürstentum Nemar beginnen sollte, beabsichtigte Larkyen, auf Alvan zur Königskuppe auszureiten. Denn noch immer ruhte dort sein Schwert tief im Felsgestein. Und Larkyen würde nicht in den Kampf ziehen, ohne das Schwert Kaerelys wieder in seinen Händen zu wissen. Zu viele, für einen Krieger wertvolle Erinnerungen, verband er mit dem schwarzen Stahl jener Waffe. Ohne Kaerelys fühlte er sich geradezu unvollkommen.
Larkyen ließ sich von Regar eine detaillierte Karte der umliegenden Täler besorgen. Einmal mehr erwies sich der Wehrheimer als treuer und zuvorkommender Verbündeter, der den schnellsten Weg von Wehrheim zur Königskuppe in
Weitere Kostenlose Bücher