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Blutkult (German Edition)

Blutkult (German Edition)

Titel: Blutkult (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Siebert
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das Kartenleder geritzt hatte. Seiner fundierten Ortskenntnis nach gelangte ein Reiter weitaus schneller ans Ziel, wenn er eine Höhle am südwestlichen Ende des Tals durchquerte.
    Regar hätte Larkyen sogar Geleit bis zur Königskuppe gegeben, doch Tarynaar gebot dem Krieger, in Wehrheim zu bleiben. Der hünenhafte Unsterbliche wollte Larkyen selbst begleiten.
    Tarynaar war bei weitem zu groß für die Pferde der Laskuner und lief neben Larkyen her. Mühelos hielt er mit dem Kedanerhengst Schritt.
    „ Auf deinem Weg nach Kentar begegnen wir uns stets inmitten von Bedrohungen und Konflikten wieder. Was du über unseren Feind berichtet hast, lässt mich wünschen, du hättest übertrieben, oder dich gar geirrt, doch dein Wort ist zu gewichtig, als das ich es in Frage stelle. Schon vor Jahrhunderten ahnte ich, dass eines Tages andere Lebewesen versuchen würden, den Thron der Nahrungskette zu erklimmen.
    Ich habe mit einigen Einwohnern Wehrheims gesprochen. Tilurian, der Älteste, erinnerte sich noch an eine Erzählung über einen Fürst, der sich sein Leben lang den Studien der Magie und der Erforschung der Geheimnisse dieser Welt verschrieben hatte. Eines Tages wurde sein Schloss von einer Seuche heimgesucht. All seine Bediensteten starben daran, dann auch seine Gemahlin. Lediglich sein eigenes Leben und das seines Sohnes konnte er irgendwie retten. Damals hieß es, der Fürst habe den Tod persönlich besiegt, doch als Preis dafür habe sein Reich langsam sterben müssen. Nebel breitete sich aus und erstickte die Umgebung, und der einst fruchtbare Boden begann zu faulen. Als dann die fünf Fürstentümer von Laskun ihre Macht einbüßten, hörte niemand mehr etwas von diesem Fürsten. Es hieß, dass auch seine Blutlinie längst erloschen sei.“
    „ Tilurians Erzählung deckt sich weitgehend mit der des Fürsten selbst.“
    „ Er sprach dir gegenüber sehr offen über seine Absichten und Pläne. Ich glaube, im Angesicht einer solchen Bedrohung und der Aussicht auf große Macht, hätten selbst manche von uns Unsterblichen nachgegeben und sich diesem Fürsten angeschlossen. Durch die Ablehnung von Strygars Angebot hast du unserer Art gegenüber wahre Treue bewiesen.“
    „ Niemals würde ich irgendjemandem dienen, auch nicht als Heerführer. Götter dienen nicht.“
    „ Deine Wertschätzung des Lebens und der Freiheit ist eine Eigenschaft, die ich bei vielen unserer Art vermisse. Auch du solltest sie in all den Jahrtausenden, die noch vor dir liegen, nie verlieren. Vergiss niemals, wer du bist.“
    „ Der den Sturm bringt“, flüsterte Larkyen, „so nannte mich der Fürst.“
    „ So lautet die altnordische Bedeutung deines Namens. Ich bin überrascht, dass er diese Bedeutung kennt. Er muss weit in der Welt herumgekommen sein. Dein Name geht auf eine alte Erzählung der Kentaren zurück, die nur noch sehr wenigen Menschen in den entlegensten Winkeln der westlichen Welt bekannt ist. Sie handelt von einer Zeit, in der die Götter uneins sind und verstreut über die Welt umherirren. Mit der Offenbarung einer fremden Macht beginnt ein gewaltiger Krieg, wie ihn die Welt noch nie zuvor erlebt hat. Ländereien und Völker werden vernichtet, und der Himmel steht in Flammen. Doch aus den Trümmern der größten Stadt des Westens erhebt sich ein Götterkrieger. Er ist als einziger fähig, eine Armee aufzustellen, die in der Lage ist, jene fremde Macht zu besiegen. In der Geschichte heißt es, dass er mit seinem Heer wie ein Sturm über die Welt hereinbricht. Und nachdem sie den Sieg errungen haben, ist das Antlitz der Welt ein anderes geworden, und ein neues Zeitalter beginnt.
    Vielleicht glaubt der Fürst, in dieser Erzählung etwas Wahres und Zukünftiges erkannt zu haben.“
    „ Er gab vor, er wolle mich an seiner Seite haben, weil wir beide einen großen Verlust betrauern mussten und ich somit seine Gründe verstehen würde.“
    „ Gesagt hat er das, ja, doch er mag mehrere Gründe haben. Der Erzählung nach, wärst du derjenige, der inmitten eines großen Krieges über Sieg und Niederlage bestimmt. Wer würde so jemanden nicht an seiner Seite haben wollen?“
    „ Es ist nur eine Geschichte, und wenn andere in ihr eine Bedeutung sehen wollen, so soll es mir gleich sein.“
    „ Wir sollten diese Möglichkeit dennoch nicht ausschließen.“
     
    Die beiden Unsterblichen legten ihren Weg über die weiten, grünenden Felder des Tals geschwind zurück. Sie zogen an zwei Gehöften vorbei, deren Bewohner ihnen grüßend

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