Blutkult (German Edition)
zuwinkten. Der Südwesten des Tals war mit Tannen bewaldet, dahinter erhoben sich steile Felskegel, auf denen sich Moose und Farne in üppiger Vegetation angesiedelt hatten.
Hinter den dichten Zweigen mehrerer Tannen verborgen, entdeckten sie schließlich die Höhle. Sie war hoch und schmal, erinnerte mehr an einen tiefen Spalt im Fels. Einst schien sich hier ein unterirdischer Gebirgsfluss seinen Weg durch das Gestein gebahnt zu haben. Noch immer zeugten die glattgespülten Wände von der Urgewalt des Wassers.
Den Erzählungen Regars nach, bot Laskun unzählige dieser unterirdischen Wege, auf denen sich die meisten Einheimischen zwischen den Tälern fortbewegten. Ein altes laskunisches Sprichwort besagte: Den Durchreisenden die Straße, den Laskunern die Höhlen.
Larkyen führte sein Pferd hinter sich her, Tarynaar folgte in einigem Abstand. Schon nach wenigen Schritten wurde es dunkel.
Die beiden Unsterblichen benötigten kein Licht, um bei Dunkelheit zu sehen, der Kedanerhengst jedoch wurde unruhig. Larkyen strich seinem Pferd über den Hals und redete ihm gut zu.
Erst nach einer Weile sahen sie wieder Licht und fanden sich schließlich am Ufer eines klaren Sees wieder. Auf seiner Oberfläche spiegelte sich der blaue Himmel mit Schleiern purpurfarbener Wolken, so täuschend nahe und als würde er darauf warten, von den forschenden Händen verträumter Reisender berührt zu werden.
Die Unsterblichen gingen an einem steinigen Ufer entlang, wo ein Bachlauf in den See mündete. Sich an der Landkarte orientierend, folgten sie dem Bach zurück bis zu einer Wiese.
Von dort aus erkannte Larkyen bereits den mit hohen Gräsern bewachsenen Hügel und den Felsen in Form einer gezackten Krone. Tief in seinem Gestein steckte das Schwert Kaerelys.
Larkyen und Tarynaar erreichten die Königskuppe, als die Sonne im Zenit stand.
Nur wenige Schritte entfernt, lag noch immer der Leichnam im Gras. Einige Krähen hatten sich darauf niedergelassen und ließen sich bei ihrer Mahlzeit nicht stören.
Larkyen stieg von Alvans Rücken und näherte sich der Stelle mit dem Schwert. Mühelos zog er Kaerelys aus dem Felsen. Die Macht, die diese Waffe ausstrahlte, während er sie endlich wieder in Händen hielt, war atemberaubend. Er hatte nie eine andere magische Waffe sein Eigen genannt, dennoch betrachtete er Kaerelys nach wie vor als die Zierde unter den Kriegswerkzeugen.
„ Sieh“, sagte Tarynaar und deutete in die Ferne, wo sich die Berge des Pregargebirgskammes als grauer Wall in Richtung Norden zogen. Inmitten seiner Ausläufer lag das Fürstentum Nemar verborgen. Eine graue Nebelsäule stieg von dort gen Himmel auf und verschmolz mit den Wolken. Daraufhin erklang ein lauter Donnerschlag, wie von einem aufkommenden Gewitter, der den Boden vibrieren ließ.
Die Krähen flatterten hoch und verschwanden in den Kronen umliegender Bäume. Und als schienen die Vögel am Himmel eine drohende Gefahr zu wittern, sanken sie in Schwärmen herab und suchten ebenfalls Zuflucht in den Ästen. Der Himmel blieb bis auf einige wenige Wolkenfetzen leer. Die Natur schien den Atem anzuhalten, und wieder kehrte jene unheilvolle Stille ein, wie Larkyen sie bereits im Reich des Fürsten erlebt hatte.
Aus der Nebelsäule wuchsen mehrere gräuliche Stränge, die wie die langen Finger einer Hand nach den übrigen Bergen des Gebirgskammes griffen, um sie schließlich zu verhüllen.
„ Das ist das Werk des Fürsten“, sagte Larkyen.
„ Hältst du es für möglich, dass er noch weitere Elementarkräfte erlangt hat?“
„ Fürst Strygars Streben nach Macht ist groß, ich glaube, er wird alles versuchen, um auch die anderen Elemente beherrschen zu können. Was immer ihm diese Kräfte auch ermöglicht, wir sollten davon ausgehen, dass sie sich vermehren werden.“
Larkyen und Tarynaar kehrten sofort zurück nach Wehrheim. Kaum hatten sie die ersten Wachtürme passiert, als ihnen auch schon Etain entgegenrannte.
Die junge Frau war außer Atem, ihre Lippen bluteten.
„ Eine Gruppe von Wachen haben Regar abgeführt und in Ketten gelegt“, keuchte sie. „Sigurian hat die Leute gegen ihn aufgehetzt, weil er die anderen Götter beschworen hat, um dir zu helfen.“
„ Und was haben sie dir angetan?“
„ Eine der Wachen schlug mich, als ich versuchte, Regar zu helfen.“
„ Wo ist Regar jetzt?“
„ Es gibt einen Kerker, nur ein paar Straßen weiter, dort haben sie ihn hingebracht.“
An Tarynaar gewandt, sagte Larkyen: „Berichte
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