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Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Titel: Blutland - Von der Leidenschaft gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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Leben und rumpelte auf wackeligen Rädern die staubige Straße entlang, die sich durch die gläserne Frontscheibe scheinbar endlos vor uns erstreckte, wie ein braunes Band durch die Moorlandschaft.
***
    Die ersten paar Stunden rumpelten wir schweigend dahin. Ich war geschwächt vom Blutverlust, und Criminy, so nahm ich an, fühlte sich hilflos und verletzt, weil er mich schon wieder hatte einspannen müssen. Aber sein Tornister war in den Feuern von Brighton verloren gegangen und ohne eine Menschenmenge, die er für eine Handvoll Kupferlinge mit magischen Tricks bezaubern konnte, war ich sein einziges Zahlungsmittel weit und breit. Und wir machten uns beide Sorgen wegen Tabitha Scowl.
    »Eins verstehe ich immer noch nicht«, fing ich schließlich an. »Goodwill hat sie angeheuert, um dich zu töten und mich zu entführen. Aber stattdessen war sie drauf und dran, mich auszusaugen und mit dir zum Wanderzirkus durchzubrennen. Als hättest du es nicht bemerkt, wenn ich verschwunden wäre. Und als würde Goodwill dann nicht Jagd auf sie machen.«
    »Liebe macht uns alle zu Narren, Liebling, und Liebeszauber sind hinterhältig«, erklärte er. »Sie nutzen unsere niederen Instinkte und natürlichen Neigungen aus. Letztendlich hätte ich es selbst geglaubt. Du verschwunden, dieses Ding in meiner Tasche und sie in meiner Nähe … mit der Zeit hätte ich sie geliebt. Verdammt seien ihre Augen.«
    »Aber warum hast du dann drei Zimmer genommen, statt nur zwei?«, fragte ich. »Warum hast du sie nicht mit zu dir genommen?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete er. »Vielleicht war der Zauber nicht korrekt ausgeführt. Vielleicht war sie zu schwach. Vielleicht auch du und ich, das zwischen uns – vielleicht ist das zu stark. Es fällt mir schwer, mich jetzt daran zu erinnern. Es war alles verschwommen. So ähnlich, wie wenn man betrunken ist.«
    »Nun, ich bin froh darüber«, meinte ich so sachlich wie möglich. »Wahrscheinlich hätte sie dich am Ende verraten.«
    »Das ist wahr«, meinte er und grinste mir von der Seite her zu. »Wahrscheinlich hätte sie das getan. Nicht dass du eifersüchtig wärst oder so etwas.«
    »Ich bedenke nur die Tatsachen«, gab ich zurück. »Und sie hätte nach Fisch gerochen.«
    Daraufhin brach er in sein überlautes Lachen aus, und ich musste mitlachen. Aus einer gewissen Perspektive war es ziemlich lustig. Ein Beziehungsdreieck zwischen einem Magier, einer Wahrsagerin und einer berufsmäßigen Meerjungfrau; zwei von ihnen Bluttrinker und die Dritte im Bunde ein Alien aus einer anderen Welt.
    Dass wir so über die Absurdität der Lage lachen mussten, versetzte uns in erheblich bessere Stimmung. Ich glaube, wir fühlten uns beide ein wenig wie Dummköpfe. Er ließ eine Hand herüberwandern, um nach meiner Hand zu greifen, doch dann rumpelte die Kutsche über einen Stein, und er brauchte beide Hände, um uns auf Spur zu halten.
    »Ich habe ja nicht vor, das dauernd zu machen«, meinte ich, »aber, könnte ich ein kleines Nickerchen machen?«
    »Mal sehen«, schmunzelte er. »Du hattest vier Tage lang keinen Schlaf, du bist eine Meile geschwommen und wurdest dabei von Bestien angeknabbert, ein Geist hat dich beinahe zu Tode erschreckt, ein Verehrer hat dich in einem U-Boot beglückt, und dann wärst du zweimal beinahe von einer bösartigen, verlogenen Spionin ermordet worden. Oh, und dann hast du auch noch ein paar Becher Blut verloren, weil du einem besonders bösen Copper entgegentreten willst.«
    Ich kicherte. Er hatte nicht ganz Unrecht.
    »Ja, meine süße Tangerine. Ich würde sagen, du hast ein Nickerchen verdient.«
***
    Wir mussten ein paar Mal anhalten, um den Schlüssel wieder aufzuziehen. Beim ersten Mal dauerte es am längsten. Criminy war allein nicht stark genug, um die Feder komplett zu spannen, und ich war zu schwach, um eine große Hilfe zu sein. Ich verschlief den größten Teil der Reise und wachte nur auf, wenn mich das quietschende Geräusch des Schlüssels, der wieder umgedreht wurde, aus meinen Träumen holte. Jedes Mal nahm ich ein paar Schlucke lauwarmes Wasser aus meiner Feldflasche oder mümmelte an altbackenen Butterkeksen, die Master Haggard in irgendwelchem alten Gepäck gefunden hatte, und fiel dann erschöpft auf die Sitzbank zurück. Einmal erwachte ich mit rasendem Harndrang, nur um gleich darauf kreischend aus dem Unterholz zu flüchten, mit gelöstem Hemd und einer ganzen Familie wie irre schnatternder, heißhungriger Bludhörnchen im Schlepptau.
    Als die

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