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Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Titel: Blutland - Von der Leidenschaft gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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ganzen Weg in mürrischem Schweigen zurückgelegt, während Criminy und Tabitha miteinander schwatzten und flirteten. Er hielt ihr die Tür auf, und sie ließ sie einfach hinter sich zufallen, sodass ich sie voll abbekam. Ich hatte kaum noch die Energie oder Willenskraft, um sie abzufangen. Und dann standen wir vor Master Haggard.
    »Haben Sie noch freie Zimmer, Sir?«, fragte Criminy, als seien sie sich noch nie begegnet.
    »Haben wir, Junge«, antwortete der alte Mann. »Wie viele Zimmer?«
    »Drei bitte«, sagte Criminy. »Wenn Sie das hier als Bezahlung akzeptieren wollen.«
    Zu meiner eigenen Überraschung wurde mir das Herz schwer wie ein Felsbrocken. Drei? Meine Gedanken rasten, während Criminy eine Handvoll von Goodwills graviertem Silberzeug aus der Weste zog und Master Haggard feierlich nickte. Drei Zimmer? Was tat er da?
    Und warum machte mir das so viel aus? Nur weil er mich im Bett um den Verstand brachte, hieß das doch noch lange nicht, dass ich ihn liebte oder dass wir uns irgendwelche Versprechen gegeben hätten.
    Falls Tabitha irgendwelche Triumphgefühle hegte, zeigte sie es nicht. Tatsächlich sah sie sogar verärgerter drein denn je. Aber als Master Haggard uns zu drei Zimmern nebeneinander in dem langen Flur begleitete, trotteten wir beide resigniert hinterdrein. Criminy nahm das Zimmer in der Mitte. Tabitha und ich durchbohrten uns gegenseitig mit Blicken. Ich kam mir vor wie auf einem Highschool-Ausflug, und ich war der Trottel mit der Zahnspange.
    »Gute Nacht«, rief Criminy sanft und schloss seine Tür.
    Meine Tür und die von Tabitha knallten im selben Moment zu.
***
    Es war noch stockfinster, als meine Tür am frühen Morgen zitternd aufging. Mit einem Lächeln erwachte ich aus meinen Träumen.
    Er war zu mir zurückgekommen
    Ich rutschte auf dem Bett zur Seite, um ihm Platz zu machen, und hoffte, dass er meine Erleichterung und mein kindisches Hochgefühl in der Dunkelheit nicht bemerkte. Ich wollte nicht zu bereitwillig wirken.
    Die Tür schloss sich leise. Ich konnte weder seinen Schatten sehen noch seine Schritte hören. Hatte er nur nach mir gesehen und war dann wieder zurück in den Flur gegangen?
    »Criminy?«, flüsterte ich.
    Und dann presste sich mir ein Handschuh über Nase und Mund und drückte meinen Kopf ins Kissen.
    »Hast du wirklich geglaubt, das funktioniert?«, erklang ein wütendes Flüstern.
    Ich wehrte mich, warf den Kopf vor und zurück, aber der Druck des Handschuhs lockerte sich kein bisschen. Ich wimmerte gegen das weiche Leder und fing an, panisch zu zappeln und um mich zu schlagen. Ich bekam keine Luft.
    Nur Zentimeter vor mir tauchte Tabithas Gesicht auf, ihre Augen voll tödlicher Wut.
    »Ich weiß nicht, welchen Zauber du benutzt hast, aber ich werde dich aussaugen dafür, dass du ihn mir weggenommen hast«, knurrte sie, so leise, dass ich es kaum hören konnte. Ein Geruch nach Kupfer, Tod und rohem Fleisch ging von ihr aus, und ich versuchte, nicht zu würgen.
    Ich ließ meine bloßen Hände hochschnellen, krallte nach ihren Augen und zog ihr meine spitzen Fingernägel über die Wangen. Als ich ihre Haut berührte, kam unaufgefordert der Stromschock, und aus lauter Überraschung biss ich sie durch den Handschuh hindurch in die Hand.
    Kein Wunder, dass sie mich nicht berühren hatte wollen, weder vorher noch später. Dafür hätte er ihr bei lebendigem Leib die Haut abgezogen.
    Sie war gar nicht von Jonah Goodwill gefangen genommen worden. Sie hatte ihn aufgesucht, als ich angekommen war, ein Fremdling mit einer ungewöhnlichen Gabe. Geld und die Zusage, sie zu verschonen, wenn der Massenmord an ihrem Volk erst begann, hatten sie überzeugt, den Coppers zu helfen. Sie war eine Spionin, ein Lockvogel und eine Meuchelmörderin.
    Aber ihr Auftrag war es, Criminy zu töten, nicht mich.
    Ich grub meine Zähne noch tiefer in ihre Hand, in der Hoffnung, ihre Knochen knacken zu hören.
    »Hör auf zu beißen, du kleine Schlampe!«, kreischte sie – und dann keuchte sie, als ihr klar wurde, wie laut ihr Geschrei durch das schlafende Gasthaus geklungen war.
    Im Flur krachten Türen auf, und schnelle Schritte kamen an meine Tür. Tabitha sah sich hektisch im Zimmer um, riss das Fenster auf und sprang nach draußen, wobei sie den Rock ihres langen Kleides hinter sich herzog. Ich konnte nichts tun als auf dem Bett liegen, nach Luft schnappen und versuchen, nicht ohnmächtig zu werden, denn das noch einmal zu tun, hatte ich mir ausdrücklich verboten.
    Nur Sekunden

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