Blutland - Von der Leidenschaft gerufen
ärgerlich. »Was willst du noch mehr?«
»Von dir? Nichts«, antwortete sie. Die Gestalt in dem Stuhl erhob sich in einer Rauchwolke. Von meinem Fenster aus konnte ich ihr Gesicht nicht sehen, aber irgendwie wusste ich, dass sie mich direkt anstarrte. Ihre Pfeife zeigte in meine Richtung. »Sie ist es, die etwas benötigt. Ist es nicht so?«
Criminy drehte sich zu mir um, und sein Gesicht war voller Schmerz und Resignation. »Letitia, Liebes. Würdest du bitte kommen und mit uns sprechen?«
Noch eine mysteriöse Frau aus Criminys Vergangenheit. Wie schafften die alle es nur, ihn zu finden? Als ich ihn zum ersten Mal berührt hatte, hatte ich nur die Zukunft gesehen, nicht seine wechselvolle Vergangenheit – und so langsam dachte ich mir, dass das ganz gut so war.
Mit durchgedrücktem Rücken und erhobenem Kopf trat ich an Criminys Seite. Er nahm meine Hand und drückte sie. »Letitia, mein Liebes, das ist Madam Hepzibah Burial. Sie ist es, die mir den Zauber für dein Medaillon gegeben hat.«
Ah, also eine spät verwandelte Bludfrau. Aus der Nähe war ihr Gesicht wie das einer alten Frau, deren Falten gelöscht und geglättet oder vielleicht mit Wachs verschmiert waren. Über die Augenlider hatte sie dramatische Katzenaugen gezogen, und ihre Lippen waren tief burgunderrot. Ihr Haar bestand aus langen Rastalocken in Schwarz und Rot, und sie trug einen Wollmantel, der sie vollständig einhüllte.
»Hallo, meine Liebe«, begrüßte sie mich mit einem wissenden Lächeln.
»Hallo«, antwortete ich. Criminy drückte meine Hand. Ich sagte nichts mehr.
»Du hast dein Medaillon verloren«, sagte sie. »Wie gedankenlos von dir.«
»Es wurde gestohlen«, sagte Criminy. »Und im Augenblick sind wir unterwegs, um es zurückzuholen.«
»Das ist nicht der einzige Weg, Fremdling«, sagte sie zu mir. »Komm.«
Sie kletterte in ihren Wagen. Mit einem lauten Krachen flogen die Fensterläden unter dem Schild auf. Eingerahmt von Regalen mit magisch aussehenden Flaschen und Gegenständen, lehnte sie sich aus dem Fenster, verschränkte die Arme auf der Fensterbank und lächelte wie ein hungriges Krokodil.
»Keine Angst, kleine Pinkie«, schnurrte sie. »Madam Burial weiß, was du brauchst.«
Ich sah Criminy an und versuchte, meine extremen Zweifel und die abgrundtiefe Furcht in meinen Augen für ihn sichtbar zu machen.
»Mach dir keine Sorgen, Liebes«, sagte er resigniert. »Ich bin bei dir.«
Ich trat an das Fenster und blieb gerade außerhalb ihrer Reichweite stehen. Criminy lehnte sich gegen den Wagen und tat amüsiert, aber ich konnte die Anspannung an seinem Kinn und den Zorn in seinen Augen sehen. Der Mann hegte offensichtlich keine Sympathien für einen Fuchsbau ohne Notausgang. Offenbar saßen wir hier so lange mit der alten Tussi fest, bis sie es sich anders überlegte.
Madam Burial stellte eine elegante Glasflasche auf die Fensterbank, und ihre Mundwinkel zuckten mit grimmiger Belustigung. »Siehst du das, Dorothy? Das ist dein Ticket nach Hause. Das hier sind deine rubinroten Schuhe, gleich hier.«
»Sie spricht in Rätseln«, grummelte Criminy. »Manchmal denke ich, sie glaubt wirklich daran.«
Aber ich wusste genau, was sie meinte, natürlich. Jeder Fremdling würde es wissen.
»Bevor ich meine Absätze dreimal aneinanderschlage: Wo ist der Haken?«, fragte ich, und sie kicherte.
»Du lernst schnell, Letitia. Der Haken ist der: Es braucht zwei Leute. Du kannst nicht allein gehen. Der Zauber wirkt nur bei zwei Leuten, die sich an den Händen halten, ein vollständiger Kreis. Also, du kannst deinen feinen Magier hier mitnehmen, oder du nimmst … jemand anderen.« Die letzten Worte sagte sie mit einem listigen Zwinkern und fügte hinzu: »Ich habe die Karten gelegt. Du hast zwei Herzen in unserem seltsamen Land gestohlen. Du arbeitest schnell.«
Ich war durcheinander, und Criminy funkelte die Bludfrau voller Abscheu an.
»Gut, der Cembalist ist verknallt in sie«, spottete er. »Er ist unbedeutend.«
»Das sagst du«, schoss sie zurück. »Aber sie kann ihm sein Leben zurückgeben, ihn mit zu ihrer Großmama nehmen. Sie kann ihr sicheres und bequemes Leben zurückhaben. Sie braucht dein Land aus Lügen und Blut nicht.«
»Du weißt nicht, was sie braucht«, knurrte er.
»Wie funktioniert es?«, fragte ich, und Criminy drehte sich zu mir um und nahm meine Hände.
»Letitia, Liebes, du kannst doch nicht ernsthaft einen Handel mit diesem Monster in Erwägung ziehen?«
»Man muss schon selbst ein
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