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Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Titel: Blutland - Von der Leidenschaft gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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müssten mal ihren Dreck wegräumen«, murmelte er an niemand Bestimmten gerichtet, während er seinen Mantel glatt strich.
    Endlich hielten wir unter einem Vordach an, und mit einem gemurmelten: »Viel Spaß da drin«, bezog der Copper in der Nähe Posten. Damit Rafael auch nicht kneifen konnte.
    Das Schild zeigte eine stilisierte Flamme und darüber kalligrafiert Gasthaus Holofernes . Ich schauderte, als Criminy die Türklinke ergriff. Irgendwas stimmte hier nicht.
    Bevor er die Tür öffnen konnte, legte ich ihm die Hand auf die Schulter.
    »Irgendwas riecht komisch hier«, sagte Rafael und schnupperte. »Riecht nach Fisch.« Dann zuckte er mit den Schultern und ging hinein. Ich hinterher, froh, dass er es auch bemerkt hatte.
    »Guten Abend, Sir«, erklang eine tiefe, sonore Stimme.
    Hinter dem Tresen stand ein sehr großer, sehr dünner alter Bludmann mit einer Adlernase im Gesicht. Ich bezweifelte, dass er in seinem ganzen Leben je gelacht hatte. Und ich konnte ihn vom ersten Augenblick an nicht leiden.
    »Guten Abend, Mr Holofernes«, sagte Rafael. »Die Wache am Tor hat mir gesagt, ich muss mich hier melden, also hier bin ich. Ich war noch nie in der Stadt. Haben Sie ein Zimmer frei?«
    »Hier unterschreiben«, intonierte der alte Mann und schob ein neu aussehendes Gästebuch über den Tresen. Schulterzuckend nahm Rafael die Feder und trug in zittriger Kursivschrift Rafael Fester, Nag’s Head ein. Dann schaute er erwartungsvoll auf.
    »Papiere«, verlangte Mr Holofernes, und Rafael gab sie ihm. Mr Holofernes unterzog die alten, abgegriffenen Papiere einer gründlichen Untersuchung und leckte sogar mit der Zungenspitze über eine Ecke, bevor er sie schweigend zurückgab. Dann händigte er Rafael ein kleines Messingabzeichen mit einem verschnörkelten B darauf aus und deutete auf sein eigenes Revers, um zu zeigen, wo es korrekterweise angebracht werden musste.
    Danach betätigte Mr Holofernes eine Kristallglocke und schaute Rafael finster an, während die beiden Männer sich in unbehaglichem Schweigen gegenüberstanden.
    Aus lauter Langeweile war Rafael schon kurz davor, etwas zu sagen, das vielleicht töricht gewesen wäre, doch in dem Moment kam eine dunkelhaarige Bludfrau eilig die Treppe herunter. Sie begann ihn wie ein verrückter Spatz zu bezwitschern, und Master Holofernes verschwand.
    »Nun, ja, hallo, Sir. Wie geht es Ihnen, Sir? Sie möchten ein Zimmer, nicht wahr, Sir? Und Sie sind dem Regenguss gerade noch entkommen, ist das nicht ein Glück? Und was für einen reizenden Hirsch Sie da haben. Haben Sie den selbst erlegt? Da kriegen Sie einen hübschen Batzen Geld für, mit so einem schönen Geweih drauf. Na, wo ist denn Ihr Gepäck, Sir?«
    Rafael schaute vollkommen perplex drein, und ich hätte beinahe losgekichert.
    »Ich habe kein Gepäck, Miss, nur diesen kleinen Sack«, antwortete er schließlich. »Hatte nicht vor, über Nacht zu bleiben. Wollte nur dieses Geschenk von den guten Leuten aus Nag’s Head zu Master Jonah Goodwill bringen und ihm danken, dass er unsere Stadt beschützt. Aber die Wache hat mich hergeschickt, und da bin ich.«
    »Tja, nun, ein Zimmer kostet zehn Kupferlinge oder drei Phiolen, Sir, und damit ist Pinkieblut gemeint, falls sie es nicht wissen. Und der Preis ist inklusive eine halbe Ampulle zum Abendessen, das ist ein ziemlich gutes Angebot. Ach ja, so gegen elf versammeln sich alle im Gasthaus im Salon zu einer kleinen Party, Sir.«
    »Das klingt schrecklich extravagant«, antwortete Rafael und kramte in seiner Weste nach Münzen. »Aber ich habe nicht erwartet, dass es so teuer ist. Ist meine erste Nacht in einer großen Stadt.«
    »Oh, nun, Sir, wenn das zu teuer für Sie ist, haben wir auch noch ein halbes Zimmer für fünf Kupferlinge, aber das ist nur mit Liege und Wasserkrug. Die regulären Zimmer haben ein hübsches, großes Bett, Blick auf die Stadt und fließendes Wasser, wissen Sie. Alles ganz reizend, versichere ich Ihnen.«
    Rafael zeigte das mir vertraute Lächeln und sagte: »Ist lieb, dass Sie das erwähnen, aber ich denke, ich sündige mal und gönne mir so ein Zimmer, um mich auszubreiten und es zu genießen. Man lebt ja nur einmal, eh?«
    Sie lachten gemeinsam. Musste ein Insiderwitz für Bludleute sein. Sie übergab ihm einen Schlüssel und beschrieb ihm den Weg zu seinem Zimmer; fehlte nur noch, dass sie ihn angewiesen hätte, sich vor der obligatorischen Party noch frisch zu machen.
    Ich folgte Rafael zwei Treppenfluchten hinauf und achtete

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