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Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Titel: Blutland - Von der Leidenschaft gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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deine Welt. Du musst es fühlen, schmecken, es dir auf der Zunge zergehen lassen und mit dem Geschmack von Sang vergleichen. Sehen, ob es mithalten kann.«
    Ich warf mich aufs Bett, packte ein Kissen und drückte mein Gesicht dagegen, um meine lautlosen Tränen zu stoppen. Ich war froh, dass er nicht sehen konnte, wie ich weinte. Er saß am Bettrand, mit dem Rücken zu mir, und vergrub den Kopf in seinen Händen.
    »Ich würde die Welt für dich niederbrennen«, flüsterte er erbittert. »Deine Welt oder meine eigene. Ich würde diese ganze Stadt hier mit bloßen Händen einreißen, ohne zu zögern. Ich muss nichts anderes schmecken, ich brauche keinen Vergleich. Ich dachte immer, als du zu mir kamst, dass du dasselbe fühlen würdest.«
    »Ist dir je der Gedanke gekommen, dass ich so viel Liebe vielleicht gar nicht wert bin?«, flüsterte ich.
    »Nicht bevor du es ausgesprochen hast, nein«, antwortete er sanft.
    Ich schniefte.
    »Aber das ändert trotzdem nichts an meinen Gefühlen«, sagte er, stand auf und nahm mit dieser eigentümlich schüttelnden Bewegung wieder seine harte, entschlossene Haltung an. »Und wir müssen abwarten, was passiert, wenn all deine Optionen offen vor dir liegen. Und jetzt wasch dich und zieh dich anständig an, denn wir gehen auf eine Party.«
***
    Ein Korsett zu schnüren, war an sich schon schwierig und unbequem. Ein unsichtbares Korsett an einem unsichtbaren Körper zu schnüren war so, als müsse man den Zulassungstest für die Uni blind, in Sanskrit und mit einem Kreidestummel schreiben, und das Ganze während eines Wirbelsturms.
    Bis all meine Kleidungsstücke wiedergefunden waren und sich nur mithilfe unseres Tastsinnes wieder korrekt an meinem Körper befanden, waren wir fünfzehn Minuten zu spät für die Party, und ich war hoffnungslos derangiert. Ich half Criminy dabei, sein Hemd zu richten und zupfte Fussel von seinem Samtjackett, das sich über seine eigenen Schultern spannte, an Rafaels gebeugten Körper aber etwas herabhing. Der Unterschied zwischen dem, was meine Augen sahen und dem, was meine Hände fühlten, war befremdlich.
    Als Nächstes schüttete er eine Art Puder über mich.
    »Um deinen Duft zu unterdrücken«, meinte er.
    »Ich rieche gar nichts.«
    »Ganz genau.«
    »Aber warum benutzen dann die Pinkies dieses Zeug nicht regelmäßig?«, fragte ich. Dabei dachte ich an Casper und fragte mich, wie viel Blud er wohl zu sich genommen hatte, um denselben Effekt zu erzielen.
    »Es ist teuer, man braucht komplexe Magie, es hält nicht sehr lange an und besteht aus … nun ja … das willst du nicht wissen«, erklärte er und wich meinem Blick aus.
    »Ähm?«
    »Letitia, Liebes, das hier ist wichtig«, bat er und tastete nach meiner Hand. »Wir versuchen so viele Informationen wie nur möglich zu sammeln. Ich weiß nicht, wie sie das anstellen, aber auf der Party werden auch Copper sein. Ohne Pemberly bin ich da ein wenig im Blindflug. Deine Aufgabe ist es, dich im Hintergrund zu halten und die Leute zu beobachten. Hör bei Unterhaltungen abseits mit. Lausche, wenn irgendwo geflüstert wird. Halte Ausschau nach Löchern in der Wand oder Augen in Gemälden, von wo aus sie uns beobachten könnten.«
    »Das kann ich machen«, erklärte ich mit dem Mund voll kaltem Wrappie, den ich aus unserem Säckel geholt hatte. Im Spiegel sah ich zu, wie der Burrito Bissen für Bissen in der Luft verschwand. Danach fühlte ich mich immer noch halb verhungert und kramte in unserem Säckel nach Tangerinen.
    »Und vor allem, fass niemanden an. Stoß nichts um. Und mach kein Geräusch. Du musst einfach eine ruhige Ecke finden und dort bleiben.«
    »Aye-aye, Käpt’n«, antwortete ich und leckte mir die Finger ab.
    Eigentlich freute ich mich darauf – unsichtbarer Gast auf einer Party mit lauter Bludleuten. Ich musste mir keine Gedanken machen, wie ich mich anderen vorstellen sollte, oder überlegen, wohin mit meinen Händen, oder mich mit langweiligen Leuten über das Wetter unterhalten. Ich konnte jeden nach Herzenslust anstarren und belauschen, und dabei Informationen sammeln, die uns hoffentlich mehr über Goodwills Spielchen verraten würden.
    Ich folgte Rafael nach unten. Die redselige Bludfrau scheuchte ihn in einen Raum, der mich, vom schwarz-weiß karierten Fußboden bis hin zu den holzvertäfelten Wänden und Bücherregalen mit Lederbänden, an den Billardsaal aus dem Film Alle Mörder sind schon da erinnerte. Ein Billardtisch mit acht Lochtaschen dominierte den Raum. Rote

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