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Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Titel: Blutland - Von der Leidenschaft gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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der auf einem Holzklotz ausgestreckt dalag und schlief. Er wirkte wie ein absolut normaler Teenager, der rein zufällig mit blassgrünen Schuppen bedeckt war. Seine lange gespaltene Zunge flatterte hin und her, während er schnarchte.
    »Er braucht Sonnenlicht«, sagte Criminy. »Sagt er jedenfalls. Ich glaube aber, er ist einfach nur ein stinkfauler Kerl.«
    Der Wagen neben dem Echsenjungen war mit Purpurrot und Pink bemalt. Ich lächelte den beiden hübschen Mädchen zu, die auf seinem Dach miteinander flüsterten. Sie wirkten einfach so unschuldig und mädchenhaft und glücklich, sogar noch, als sie Handstand auf Stühlen machten, und das mehr als drei Meter über dem Boden.
    »Cherie und Demi. Die Twisty Sisters«, erklärte Criminy sinnend, während er ihnen heiter zuwinkte. Die Mädchen winkten zurück – wobei sie beide auf je nur einer Hand standen. »Keine Sorge – sie sind beide verwandelt, also selbst wenn sie abstürzen, passiert ihnen nichts. Cherie habe ich in einem Waisenhaus in London gefunden, und Demi war ein Fremdling, sie lag blutend im Moor. Jetzt stehen sie sich so nahe wie richtige Schwestern, und sie sind die besten Schlangenmenschen, die ich je getroffen habe. Ich bin irgendwie ein Glückspilz, weißt du.«
    »Vielleicht ist es kein Glück«, sagte ich.
    »Vielleicht«, murmelte er, aber ich merkte, dass er zufrieden mit sich war und einen beinahe väterlichen Stolz auf seine merkwürdige Schaustellertruppe hegte. Criminy Stains Magie war weit mehr, als das, was er aus seinem Hut zog.
    Immer mehr Leute tauchten aus den Wagen auf, um zu üben, aber wir hielten vor einem hellblauen Wohnwagen an, der allein stand und etwas verwittert aussah. Die aufgemalte Schrift war erst kürzlich und heftig abgekratzt worden. Criminy zog einen altmodischen Schlüsselring aus einer seiner geheimnisvollen Manteltaschen, wählte einen aus und schloss damit die Tür auf. Drinnen war es dunkel und muffig, und kaputte Möbelstücke lagen ungeordnet durcheinander. Und es roch ganz deutlich nach Hund. Ich rümpfte die Nase.
    »Tut mir leid, Liebes«, sagte er. »Der Wolfsjunge hat ein ziemliches Chaos hinterlassen, als er davongelaufen ist.«
    Er führte mich hinein und drückte einen Knopf an der Wand. Eine Reihe Lampen erwachten summend zum Leben und tauchten den dunklen Raum in flackerndes orangefarbenes Licht, das alte Tapeten mit schwarzen Samtstreifen über glänzendem Silber enthüllte.
    »Er sollte groß genug sein«, meinte er, »für jemanden, der hier seine ersten Gehversuche macht. Wir klopfen die Teppiche aus, waschen die Laken, reparieren die Möbel. Bis zum Schlafengehen ist hier alles so gut wie neu. Ist dir das recht?«
    Ich ging herum und befühlte ein paar Dinge mit den Fingern. Ein eleganter Stuhl war zu Kleinholz zerschlagen, und aus einer Couch mit Seidenbezug quoll die Polsterung aus parallel verlaufenden Rissen. Es wäre eine Menge Arbeit nötig, um das hier wohnlich zu machen, aber ich hatte nicht vor, meinen Zweifeln an seinen Fähigkeiten als Magier oder Arbeitgeber Ausdruck zu verleihen. Jeder, an dem wir vorbeigekommen waren, hatte ihn mit einer Verbeugung oder einem Knicks begrüßt und war ihm mit tiefem und irgendwie furchtsamem Respekt begegnet. Criminy Stain war ein Mann, der Dinge zum Laufen brachte.
    »Solange ich einen sicheren Platz zum Schlafen habe, geht es mir gut«, antwortete ich. »Nur sag mir bitte, dass Pyjamas hier nicht auch bis zum Hals hinauf geschnürt werden.«
    »Die Tür schließt von innen«, sagte er und zeigte auf vier verschiedene Schlösser an der Vordertür. »Und das ist der einzige Eingang. Keine Fenster. Für Pinkies gemacht, weißt du. Aber wir werden dir so bald wie möglich ein Uhrwerk besorgen, das Wache halten kann.«
    Sein Blick wanderte über mein Kleid, wie der eines Hundes, der ins Schaufenster einer Metzgerei schaut. »Du kannst schlafen, worin auch immer du möchtest«, murmelte er.
    Ich wurde rot und tat so als würde ich ein Gemälde in einem Goldrahmen betrachten. Es zeigte eine Elefantenherde, die einen Löwen zertrampelte.
    Er räusperte sich. »Jetzt wo wir allein sind, möchte ich, dass du deine seherischen Fähigkeiten ausprobierst«, verkündete er. »Als dein Arbeitgeber muss ich wissen, was du kannst.«
    »Ich weiß nicht, wie«, gestand ich. »Es war mehr etwas, das mir passiert ist, nicht etwas, das ich absichtlich gemacht habe. Ich hatte nicht die Absicht, sie zu berühren.«
    »Versuch es«, sagte er und nahm meine linke Hand,

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