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Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Titel: Blutland - Von der Leidenschaft gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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Machtverhältnisse.
    Der nächste Wagen war ein Aquarium. Und hinter dem dicken, welligen Glas, schwebend in kristallblauem Wasser und eingerahmt von sanft wogenden Wasserpflanzen, war eine Nixe.
    Ich musste zweimal hinschauen, um sicher zu sein. Yep, eine Nixe, komplett mit silberblauem Schwanz.
    Wunderschönes blondes Haar wallte um ihren Kopf herum, und über ihren Brüsten trug sie weiße Muschelschalen. Ihre Augen waren mit schwarzem Kajal umrandet und ruhten unverwandt auf Criminy. Als wir direkt vor ihr waren, schwamm sie an die Scheibe und drückte einen Kuss darauf, während sie meiner Begleitung kess zuzwinkerte.
    »Sirena«, sagte Criminy. »Die Nixe. Ist ein Flittchen. Habe mal versucht, ihr Magie beizubringen, aber sie hatte so gar kein Talent dafür.« Sie winkte ihm wie verrückt, also winkte er mit einem gelangweilten Lächeln zurück, und sagte: »Ja, ja, wir sehen dich ja. Also mach weiter.«
    Die Nixe schaute uns böse an, machte einen Rückwärtssalto und klatschte dabei mit ihrer Schwanzflosse auf die Wasseroberfläche. Ich kreischte auf, als kalte Tröpfchen auf mich herabrieselten, und Criminy zog mich etwas näher an sich. Mein Herzschlag beschleunigte sich, als er mit einem leuchtend roten Taschentuch sanft mein Gesicht abtupfte.
    »Da ist noch ein Tropfen«, raunte er mit leiser, belegter Stimme. »Genau da.«
    Seine Lippen streiften ganz leicht über meine. Ich wollte ihn wegstoßen. Eigentlich hätte ich den Kopf wegdrehen und ihm eine Ohrfeige verpassen müssen, dafür, dass er die Situation ausnutzte. Aber ich war viel zu sehr damit beschäftigt, meine Knie nicht einknicken zu lassen und zu seinen Füßen dahinzuschmelzen. Seine Berührung war nur kurz, aber sie durchfuhr mich wie ein heißer Blitz, und alles was ich tun konnte, war zurückweichen und mich räuspern. Criminy entschuldigte sich nicht. Er grinste nur.
    Sirena schlug mit der Hand einmal gegen das Glas und zog sich dann zum Schmollen hinter eine Wasserpflanze zurück. Bevor ich Criminy fragen konnte, ob sie falsch oder echt oder echte Magie war, steuerte er mit mir auf den nächsten Wagen und den starken Mann zu, Torno. Er war fast ein Riese, hatte gewaltige Muskeln und einen gewachsten schwarzen Schnurrbart mit gezwirbelten Spitzen. Er trug einen hellbraunen Lederanzug, der sich ab dem Hals zu einer eng um Ohren und Kinn anliegenden Kappe verlängerte. Ich konnte mir kaum vorstellen, wie unbequem und stickig es in seinem Kostüm sein musste.
    Er machte Kniebeugen und hielt dabei eine Couch aus rotem Samt über dem Kopf. Darauf saß steif ein zweiköpfiger Junge von etwa vierzehn Jahren. Beide Köpfe hatten zotteliges Haar in undefinierbarer Farbe und dunkle Augen, die listig und zugleich mürrisch dreinblickten. Der offene Hemdkragen sagte mir, dass sie Bludmänner waren, und ich sah ihnen zu, wie jede Hand eine Teetasse an einen Mund führte, woraufhin beide schlürften und saugten, wie es nur Teenager fertigbringen. Als die Tassen wieder auf ihren Untertassen landeten, waren die Lippen der beiden mit rotem Blut benetzt. Beide Köpfe zeigten mir ein schreckliches Grinsen mit blutrot gefärbten Zähnen. Ich schauderte, und Criminy zog mich vorwärts mit den Worten: »Es ist unhöflich, so zu starren, wenn man nicht dafür bezahlt hat, Mäuschen. Sie wurden so geboren.«
    »Ich habe nicht auf ihre Köpfe gestarrt«, antwortete ich, »sondern auf ihre blutigen Zähne.«
    »Du wirst dich daran gewöhnen.«
    In dem Moment erregte eine fremdartige Frau, die an uns vorbeiging, meine Aufmerksamkeit. Sie war doch tatsächlich dabei, eine Pythonschlange mit dem Kopf voran zu schlucken, als sei das das Normalste der Welt. Ihre Haut hatte einen tiefen blauschwarzen Ton, und ihr Haar fiel in Zöpfen bis zur Taille. Sie trug nichts als ein glänzendes Korsett, Pluderhosen und Stiefel aus Schlangenleder, die ihr bis zu den Knien gingen.
    »Wer ist das?«, flüsterte ich Criminy zu, als sie an uns vorüber war. »Oder – was ist sie?«
    »Veruca Lindenfain, die abyssinische Schwert-, Feuer- und Schlangenschluckerin«, antwortete er. »Abyssinier sind menschlich, aber ihr Blut ist so stark, dass kein Wesen davon trinken will. Nicht einmal eine Bludratte will erblinden und den Verstand verlieren. Aber sie bringt uns hübsch Geld ein, weißt du. Sie zieht eine Menge Leute an, egal, wo wir hinkommen. Es gibt nicht viele ihrer Art, die sich in beiden Welten bewegen und obendrein Feuer schlucken können.«
    Als nächstes kam der Echsenjunge,

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