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Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Titel: Blutland - Von der Leidenschaft gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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meinen Brustkorb und piekste mich, bevor ich wieder Luft bekam. Es war ein vertrautes Gefühl, und dann wurde mir klar, dass Mr Surly gerade von seiner Lieblingsschlafmatte gesprungen war: nämlich mir. Und irgendwo im Hintergrund spielte immer noch dieselbe nervtötende Melodie.
    Ich blinzelte noch mal.
    Mein Handy. Nanas spezieller Klingelton.
    Langsam materialisierten sich die vertrauten Umrisse meines Schlafzimmers in der Dunkelheit. Das Fußende des Bettes, die Lampe, die übergroßen Ziffern auf dem Wecker: 2:21 Uhr nachts.
    Ring, ring .
    Ich rollte mich herum und tastete auf dem Nachttisch nach meinem Telefon.
    »Hallo?«
    »Tish, geht es dir gut, Süße?«, erklang Nanas besorgte Stimme.
    Wieso machte sie sich um mich Sorgen, wenn sie doch diejenige war, die um 2:21 Uhr morgens anrief?
    »Mir geht es gut, Nana«, brummelte ich. »Was ist los?«
    »Ich hatte einen Albtraum«, sagte sie und klang dabei, als würde sie sich über sich selbst ärgern. »Und ich bin mit Herzklopfen aufgewacht. Was meinst du, sollte ich mir deswegen Sorgen machen?«
    »Wenn man aus einem Albtraum mit heftigem Herzklopfen aufwacht, ist das ziemlich normal«, sagte ich und versuchte dabei, nicht besorgt, sondern geduldig zu klingen. Wenn jemand so alt und bei so schlechter Gesundheit war wie Nana, dann konnte fast alles ein schlechtes Zeichen sein. Aber das wollte ich ihr nicht sagen. Ich musste sie von der Sorge um ihr Herz ablenken und ihr dabei helfen, sich zu beruhigen. »Worum ging es in dem Traum?«
    »Oh, Süße, du hattest dich verlaufen, irgendwo weit weg«, erzählte sie. »Und du lagst auf einer Straße und hattest so ein altmodisches Kleid an, und da waren diese großen roten Ratten, die dich auffraßen. Es war das Schrecklichste, was ich jemals gesehen habe.«
    Mir lief ein Schauer über den Rücken. Ich hatte Criminy nicht gefragt, welche Farbe Bludratten hatten, aber jetzt konnte ich es mir vorstellen. Ich hatte ihn auch nie gefragt, ob Hellsichtigkeit – oder irgendwelche anderen Arten von Voraussagen – in Familien gehäuft auftraten.
    »Also, Nana, ich kann dir hundertprozentig garantieren, dass ich mich sicher in meinem Apartment mit meinem Kater befinde und schlafe«, sagte ich. »Mir geht es gut, wirklich. Und auch mit dir ist alles in Ordnung. Meinst du, du kannst wieder einschlafen?«
    »Wenn ich nur aufstehen könnte«, meinte sie verdrossen, »dann würde ich mir jetzt eine Tasse Kamillentee machen.«
    »Ich mache dir morgen früh eine, gleich als Erstes«, versprach ich.
    »Morgen früh brauche ich ihn nicht mehr«, grummelte sie, aber ich konnte hören, dass sie schon wieder am Einschlafen war. Ich sagte ihr nichts davon, aber ich gab heimlich immer ein wenig Ambien zu ihren Medikamenten für die Nacht, um ihr beim Einschlafen zu helfen. »Nacht, Nacht, Süße«, murmelte sie mit leiser werdender Stimme.
    »Ich liebe dich, Nana«, antwortete ich. »Schlaf gut.«
    Und als ich die Augen schloss und das Telefon auf die Bettdecke warf, hörte ich mich sagen: »Und träum was Schönes diesmal.«
***
    »Sie kommt wieder zu sich«, sagte jemand.
    Ich öffnete die Augen. Das Licht war blendend hell, und ich hielt eine Hand hoch, um mich vor dem Sonnenlicht zu schützen. Ich bekam keine Luft und griff mir an den Bauch. Meine Hand traf auf Brokat, und die steifen Streben meines Korsetts drohten mich zu durchbohren, während ich nach Luft rang.
    »Ich habe vergessen aufzulegen«, sagte ich blöde und versuchte zurückzufinden in irgendeine Realität, welche von beiden eben gerade einfacher erschien.
    »Letitia, Liebes, bist du wieder bei uns?«
    Ein Schatten ragte über mir auf. Es war Criminy Stain. Sein Gesicht war noch weißer als sonst, und dem wilden Blick seiner Augen nach zu urteilen war er außer sich vor Sorge.
    »Ich denke schon«, sagte ich. »Was ist passiert?«
    »Macht Platz«, befahl er, und die neugierigen Gesichter, die uns umringten, verschwanden. »Geht zurück an euer Training, verrückte Bande.«
    Er musterte mich von oben bis unten, ob ich irgendwelchen Schaden genommen hatte. Ich wackelte für ihn mit den Zehen, bis mir einfiel, dass er meine Zehen ja gar nicht sehen konnte.
    Dann streichelte er mir mit einem behandschuhten Finger übers Gesicht und sagte: »Du hast mich erschreckt, Mäuschen. Du bist einfach umgefallen und warst bewusstlos.«
    »Das würde die blauen Flecken an meinem Arm erklären«, meinte ich und rieb mir den Ellbogen.
    Im Nachhinein glaube ich, das war der Augenblick, in

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