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Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Titel: Blutland - Von der Leidenschaft gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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Feuerreifen, so Zeug. Bin schon seit drei Jahren dabei, und es is’ ganz in Ordnung, eh?«
    »Eh«, gab ich zurück, gab ihr das schwarze Korsett und schlüpfte in die Unterröcke, bevor ich mir das Nachthemd über den Kopf zog. Ihr Geschnatter machte es mir schwer, mich auf irgendetwas zu konzentrieren.
    »Oh, das is’ ja was Hübsches. Feine Schnüre da dran, muss aus Frankia sein. Na, das Mieder da is’ guter, dicker Stoff. Die Mrs Cleavers kennt sich gut in ’nem Schrank aus, eh? Hat mir diesen Anzug genäht, hat gesagt, wenn ich mich schon nich’ wie ’ne Dame anzieh’, dann erst recht nich’ wie ’n Kerl.« Sie kicherte, als wären wir beste Freundinnen, die ein Geheimnis teilten, und ließ dabei ihre Grübchen sehen. »Hat was in Arbeit für mich, da fallen dir die Augen raus, ganz in Lindgrün und Magenta. Also, halt dich am Türrahmen fest, wenn ich jetz’ zieh’, und halt die Luft an, wie ’n braves Mädchen.«
    Ich gehorchte, und sie fing an, an mir herumzuzerren, beinahe so unbarmherzig wie Mrs Cleavers. Als sie endlich die Schnüre zuband und ich ausatmen durfte, fühlte ich mich sonderbar heimisch in dem engen Kleidungsstück. Es war unbequem, aber alles war da, wo es hingehörte. Schwungvoll öffnete Emerlie den Wandschrank – und ließ einen Pfiff hören.
    »Wann is ’n der große Tag, eh, Liebes? Das is’ das verdammt schickste Brautkleid, das ich je geseh’n hab’.«
    »Brautkleid?«, würgte ich hervor.
    »Na Mädel, du hast doch bestimmt gemerkt, dass da ’n ganz duftiges weißes Dingens in dein’ Schrank hängt? Oder hat sich das reingeschlichen, als du geschlafen hast?«
    »Ich habe es gesehen«, antwortete ich. »Aber ich wusste nicht, dass es ein Brautkleid ist. Ich dachte, es ist einfach nur ein weißes Kleid.«
    »Und was für ’n ander ’n Grund hat ’ne Dame, um weiß zu tragen?« fragte sie spöttisch. »Es is’n verdammt schmutziges Leben hier, das is’ mal sicher. Dann hat der Master dich noch nich’ gefragt, eh?« Ich konnte direkt sehen, wie es in ihrem Hirn arbeitete, und ich vermutete, dass Klatsch und Tratsch in der kleinen Gemeinschaft der Schausteller Gold wert war.
    »Nein«, quiekte ich.
    »Oh, na ja, dann isses nur ’ne Frage der Zeit, wenn er dir schon den hübschen Wagen und ’nen ganzen Schrank voller hübscher Kleider gibt. Also, mal seh’n, was für ’n Kleid? Muss das da sein. Das burgunderne. Steht dir. Na, dann mal drüber über den Kopf.«
    Sie hielt mir das Kleid hin, ich tauchte von unten hinein, so wie am Tag zuvor. Unter unaufhörlichem Geschnatter schnürte sie alle Bänder und richtete mir das Kleid, aber die ganze Zeit über schimpfte ich innerlich lautstark vor mich hin. Wieso hatte dieser dreiste Wüstling ein Brautkleid in meinen Schrank hängen lassen? Würde ich eines Tages aus meinem anderen Leben aufwachen und schon fertig angezogen vor einem Altar stehen? Einfach so, wie bei meiner Vision mit dem Buch?
    In einer Schublade fand sie ein paar kleine Tiegel mit Make-up und machte mit meinem Gesicht weiter. Und dabei schien Emerlie nicht mal Luft holen zu müssen beim Reden; die Wörter purzelten nur so übereinander, wie Hundewelpen in einem Körbchen.
    »Ich halt’ mir meinen eigenen Bluddy warm, das mach’ ich. Und wie der bloß drauf kommt, dass ich den lieben könnt’, keine Ahnung wieso, der komische Kerl. Steht den ganzen Tag ’rum und himmelt mich an und wartet drauf, dass ich was sag’, und was soll ich ihm denn sag’n? Hau ab, du perverses, blutgeiles Monster? Ich bin nich’ so wie du, Miss, ich bin erzogen word’n, gegen sowas zu sein, und der Gedanke dran, dass ich ihn küss’n soll, und dass er mich die ganze Zeit beißen will, das is’ doch bloß krank, eh? Ich weiß nich’, wie du das machst, Miss, soviel is’ sicher.«
    »Wie ich was mache?«
    »’nen Bludmann lieben«, sagte sie mit gerümpfter Nase. »Mit den komischen Augen und dem Geruch und der Haut und dem Blut.«
    »Was stimmt denn nicht mit den Augen und dem Geruch und dem … was du alles gesagt hast?«, fragte ich.
    »Na, riechste ihn denn nich’? Blut und Tod, ganz nach Fleisch und Kupfer?«
    »Criminy riecht nicht so«, gab ich verwirrt zurück. »Er riecht nach … Beeren. Wein. Irgendwie nach Kräutern und Gras. Vielleicht ist es Eau de Cologne?«
    »Die Bludmänner nehm’ keinen falschen Duft«, sagte sie. »Und so streng wie die riech’n, würd’s auch nix helfen. Und dann die Augen, sieht immer aus, als wäre da ’ne Flamme drin,

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