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Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Titel: Blutland - Von der Leidenschaft gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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versammeln, das wäre so, als würde man eine Herde Gänse in einen Käfig mit einem Leoparther stecken. Dabei könnten sie sich niemals entspannen, selbst wenn man in der Lage wäre, ihre Sicherheit zu gewährleisten. Die Leute von Sang müssen sehen, was auf sie zukommt und sichergehen können, dass sie nicht aus dem Hinterhalt angegriffen werden.«
    Das war auch der Grund für unsere Wagenburg. Es war wie ein Kampf Rücken an Rücken, ein Mittel, um sicherzustellen, dass alle auf der Hut waren vor den Dingen, die da kommen mochten. Wir brauchten einen Bereich für uns allein. Sie hatten etwas Angst vor uns, aber wir hatten auch etwas Angst vor ihnen. Ich musste zugeben, dass die Größe meines Wagens hinter mir beruhigend wirkte. Ich schloss die Augen und lehnte mich gegen den Wagen. Dabei wünschte ich, die Wahrsagerei wäre schon vorbei, und ich könnte den Schlafzauber ausprobieren, den Criminy mir versprochen hatte.
    »Bereit für Euren ersten Auftritt, meine Dame?«
    Ich schrak auf und schob den Turban wieder hoch, der mir vom Kopf zu rutschen drohte. Vor mir stand Casper in einem eindrucksvollen Kostüm und lächelte. Er trug ein weites, weißes Hemd, das bis zum Kinn hinauf zugebunden war, und darüber eine himmelblaue, mit Pailletten besetzte Weste mit tanzenden schwarzen Musiknoten darauf. Dazu schwarze Kniehosen und polierte Stiefel, und sein Haar war geflochten und mit einer Schleife zusammengebunden.
    »Sie sehen aus wie Mr Knightley aus Jane Austens ›Emma‹«, sagte ich. »Und vielleicht ein kleiner Einschlag von Elton John.«
    »Das ist das vielleicht schönste Kompliment, das ich je erhalten habe, und das einschließlich jenem, bei dem mir die Queen erklärte, dass ich spiele wie ein Engel«, antwortete er mit einem Lächeln, das seine Grübchen noch deutlicher zeigte.
    Obwohl es schwer war, woanders hinzusehen, spähte ich über seine Schulter, dahin, wo die Panzerbusse parkten, und fingerte wieder an meinem Turban.
    »Sie haben Angst, stimmt’s?«, fragte er. »Nicht daran gewöhnt, aufzutreten?«
    »Überhaupt nicht«, gestand ich. »Und ich habe Angst vor dem, was ich sehen werde.«
    »Ah ja. Die Visionen.« Er setzte sich auf den Stuhl mir gegenüber, der für die Kunden da war, und sah sich prüfend um, ob wir allein waren. »Wenn wir schon beim Thema sind – jetzt kennen Sie mein Geheimnis, nicht wahr?«
    »Wirklich schlau«, musste ich zugeben. »Sie trinken einen Tropfen von jedem Bludmensch, den Sie treffen, sodass die sich nicht an Ihnen nähren wollen. Criminy hat nie erwähnt, dass ihr Blud das bewirken kann. Aber wieso haben Sie damit angefangen?«
    »Ich konnte die Handschuhe nicht ertragen«, erklärte er und streckte seine bloßen Hände aus. »Cembalo spielen mit Handschuhen … das ist wie Sex mit Kleidern an. Man kann die Haut nicht unter den Händen fühlen, die Elektrizität. Da fehlt die Magie. Welchen Sinn hat das?«
    Bilder von Pianos, Händen und Körpern im Kerzenlicht wirbelten vor meinem inneren Auge durcheinander, und ich musste mir auf die Lippe beißen. Er konnte definitiv gut mit Worten umgehen. Es war schon komisch, so ein wenig verknallt in ihn zu sein. Und bereits zu wissen, dass er mich wollte – das hatte ich in der Vision gesehen. Und dass ich ihn auch wollte.
    »Sie sollten auch etwas Blud zu sich nehmen«, meinte er. »Hier draußen muss man alles für die eigene Sicherheit tun.«
    »Lieber nicht«, antwortete ich. Doch darüber nachgedacht hatte ich natürlich schon. »Ich bin lieber frei als sicher, und jemandes Blut zu trinken und etwas zu werden, das ich nicht bin …« Ich schüttelte den Kopf. »Das ist ein Kompromiss, den ich nicht eingehen will.«
    »Nein, nein – um Freiheit geht es ja dabei«, argumentierte er. Ihn so lebhaft und leidenschaftlich zu sehen, das machte mich ein wenig atemlos, obwohl ich anderer Meinung war. »Das ist genau der Punkt. Kennen Sie irgendwelche anderen Menschen hier, die barfuß und ohne Handschuhe herumlaufen können?« Er schaute auf seine Stiefel und zupfte mit einem Schulterzucken an seinem Hemdkragen. »Jetzt bin ich für den Auftritt angezogen. Aber die meiste Zeit über bin ich die einzige Person hier, die nicht in Furcht und Stoff gehüllt ist.«
    Um seinen Mund spielte ein Lächeln und er ballte die Hände zu Fäusten. Die alte Tish hätte sich jetzt entschuldigt und das Thema gewechselt. Aber Letitia ließ sich gerne auf eine Diskussion ein, wenn sie von etwas überzeugt war.
    »Aber wie lange bleiben Sie

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