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Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Titel: Blutland - Von der Leidenschaft gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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diesem Raum. Durchsuche ihn. Finde ein Loch, eine Falltür, irgendwas.«
    Das kleine Äffchen begann die Wände entlangzuflitzen. Rote Strahlen zuckten aus ihren Augen und scannten den Raum. Criminy beobachtete sie dabei, und ich konnte seine Miene nicht deuten. Er sollte besorgter sein, wütender. Aber er war keins von beiden. Er wirkte beinahe entspannt. Irgendwas entging mir da gerade.
    Und dann wurde es mir klar: Wenn der Verlust des Medaillons bedeutete, dass ich hier in der Falle saß, dann musste er mich nicht teilen.
    Es bedeutete, dass ich hier festsaß. Ich konnte ihn nicht verlassen.
    »Criminy«, sagte ich, leise und ausdruckslos.
    »Ja, Liebes?«, fragte er ruhig.
    »Hast du das Medaillon genommen?«
    »Natürlich nicht. Warum fragst du?«
    »Ich weiß, was es bedeutet, wenn du es nicht findest«, sagte ich. »Glaube nicht, dass ich es nicht sehe. Aber da mache ich nicht mit. Wenn du das Medaillon nicht findest, dann werde ich nicht einfach aufgeben und hier als dein persönliches Spielzeug leben. Es geht um alles oder nichts. Wenn ich hier in der Falle sitze, dann gehe ich. Dann werde ich dich nie lieben. Ich werde in die Stadt gehen. Du kannst mich nicht gegen meinen Willen hier festhalten. Ich kriege entweder beide Welten oder keine von beiden.«
    »So ist das also«, sagte er leise.
    »Ja«, antwortete ich. »So ist das.«
    »Ich vermute, damit hätte ich rechnen müssen«, meinte er. »Wenn du nicht tief drinnen ein wildes Geschöpf wärst, dann würde ich dich nicht lieben. Es wäre leicht, wenn du einfach nachgeben würdest, aber einfach hat keinen Wert, nicht wahr?«
    »Hast du selbst mal gesagt«, räumte ich ein.
    »Dann werden wir es finden«, sagte er. »Versprochen.«
***
    Als Pemberly uns das kreisrunde Loch entlang der Sockelleiste zeigte, gerade groß genug, um eine Ratte durchzulassen, war es einfach, sich das Ganze zusammenzureimen. Der Schuldige war ein Uhrwerktier gewesen, und es hatte genau gewusst, wonach es suchte.
    »Hat die Kette wahrscheinlich mit Titaniumzähnen durchgeknabbert«, stellte Criminy fest. »Wer auch immer das war, er muss mächtig sein und reich. Und zielstrebig.«
    »Zielstrebig?«, fragte ich. »Ist es denn wertvoll?«
    »Kommt darauf an, wie viel dir deine andere Welt wert ist, Mäuschen«, meinte er nachdenklich, während er an seinem Frühstück nippte, heute aus einer Tasse, die mit zarten Stiefmütterchen bemalt war. »Der Rubin ist zwar recht groß, aber soviel Aufwand nicht wert. Derjenige muss gewusst haben, dass das Medaillon verzaubert ist. Sag mir – hat dich irgendjemand darauf angesprochen?«
    Oh .
    Plötzlich ergab alles einen Sinn. Der alte Mann, selbst ein Fremdling, und sein Interesse an meinem hübschen Medaillon. Ein Fremdling, der alle Bludleute vernichten wollte. Ein Fremdling, der vielleicht einen Weg zurück in meine Welt suchte. Zwischen dem Zusammentreffen mit ihm und dem Zeitpunkt, da ich das Bewusstsein verlor, hatte ich nicht die Zeit gehabt, die Zusammenhänge zu erkennen. Ich erzählte Criminy alles, von der Vision bei Ferling bis zur Neugier des alten Mannes bezüglich der Halskette.
    Er hörte mir zu und wurde sehr still dabei, während seine Lippen sich zu einer dünnen Linie zusammenpressten und der Ausdruck in seinen Augen hart wurde. »Ich habe diese Notiz nie erhalten«, sagte er. Da hat sich jemand an meinen Uhrwerktieren zu schaffen gemacht. Und dieser Jemand plant einen geheimen Völkermord. Konntest du einen Namen bekommen?«
    »Nein«, sagte ich. »Aber er ist der Vorgesetzte der beiden Copper, die wir im Moor getroffen haben, Rodvey und Ferling. Ein alter Mann mit einem großen, weißen Schnurrbart. Und er ist eine Art Oberhaupt – einer Stadt und aller Copper. So wie ein Bürgermeister. Und er arbeitet irgendwo oben, in der Nähe eines großen, verfallenen, weißen Kirchengebäudes mit einem X obendrauf.«
    »Das ist Manchester«, meinte Criminy. »Die Kathedrale von Sankt Ermenegilda. Er muss der Magistrat sein.«
    »Aber wieso hat ihn niemand erkannt?«, fragte ich. »Ist er denn nicht wichtig?«
    »Nicht für mich bisher. Ich lebe außerhalb seiner Gesetze. Es ist keine Position, in die er gewählt wurde, verstehst du? Er hat die Macht, er macht die Regeln, und jeder in der Stadt muss danach leben. Aber er wird nicht gerade versuchen aufzufallen. Trotzdem sollte es nicht schwer sein, ihn zu finden, und ich habe Freunde dort. Das Klügste dürfte es sein, ihn mit seinen eigenen Waffen zu schlagen und das Medaillon

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