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Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Titel: Blutland - Von der Leidenschaft gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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verhindern, servierte ihr heiße Krapfen und noch heißeren Kaffee. Danach erledigte ich wie eine Schlafwandlerin meine Aufgaben, eine nach der anderen, kaum fähig, mich auf das, was sie sagte, zu konzentrieren. Ich war so müde, dass ich schon Angst davor hatte, zu meinem nächsten Patienten zu fahren.
    Auf dem Weg zu Mr Rathbin überfuhr ich eine rote Ampel und wäre deshalb beinahe von einem anderen Auto seitlich gerammt worden. Als ich dann in seiner Auffahrt parkte, merkte ich, dass ich mit zwei Reifen in seinem Rasen stand. Aber ich ließ das Auto einfach so stehen.
    »Geht es Ihnen gut heute, Mr Rathbin?«, fragte ich ihn gähnend.
    Für einen todkranken Patienten war er meist ziemlich vergnügt – es sei denn, ich kam zu spät. Zum Glück hatte ich ihm einen von Nanas Extradonuts mitgebracht, und so war er bester Laune. Ich stellte seine Medikamente zusammen und half ihm beim Zähneputzen. Und gerade, als ich seine volle Bettpfanne zur Toilette trug, verlor ich das Bewusstsein und fiel zu Boden in eine Pfütze von Mr Rathbins Urin.
***
    Langsam kam ich wieder zu Bewusstsein und hatte das wunderbare, schmerzhaft atemlose Gefühl, das mir nur mehrere Stunden Durchschlafens bescheren konnten. Es war absolut köstlich. Ich bewegte die Zehen, streckte Arme und Beine und gähnte. Es tat so gut, sich wieder ausgeruht zu fühlen. Dann öffnete ich die Augen – und fand mich in absoluter Dunkelheit wieder.
    Ich wusste sofort, dass etwas nicht stimmte.
    Blind tastete ich herum, bis ich einen Nachttisch mit einem Knopf fand. Den drückte ich, und orangefarbenes Licht erfüllte den Raum. Es war mein Wohnwagen.
    »Criminy?«, rief ich. Daraufhin war ein Rascheln im anderen Teil des Wagens zu hören, und die Tür öffnete sich. Er sah verwirrt aus. Und müde.
    »Geht es dir gut, Liebes?«, fragte er und rieb sich die Augen. »Es ist noch kaum Morgen.«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich. »Ich war bei der Arbeit, und plötzlich bin ich hier aufgewacht. »Was ist passiert?«
    Er kam herein und setzte sich aufs Bett; seine Hand legte sich warm an meine Wange. Ich trug noch immer Hemd und Rock meines Kostüms, doch die Schnüre des Korsetts hatte gnädigerweise jemand gelöst. Und ich hatte Angst.
    »Es war nach neun, als du plötzlich umgefallen bist«, sagte er. »Mittendrin, während der Arbeit. Es war sehr dramatisch, und ich vermute, dass deine Warteschlange heute Abend doppelt so lang sein wird. Ich habe dich hierher getragen und ins Bett gelegt. Aber du solltest jetzt noch gar nicht wach sein, denke ich. Es sei denn, du bist in deiner Welt mitten beim Abendessen eingeschlafen.«
    »Es war kurz nach Mittag«, sagte ich. »Ich habe gerade einen Patienten versorgt, und …«
    »Und was?«
    »Ich weiß nicht. Plötzlich war ich hier. Aber ich fühle mich ausgeruht. Wie ist das möglich?«
    Ich versuchte, Criminy in die Augen zu sehen, aber die waren ganz auf mein unbedecktes Dekolleté gerichtet.
    »Hier oben, Mister«, sagte ich mit neckischem Grinsen.
    »Mein Medaillon«, sagte er nur. »Es ist weg.«
    Ich griff mir an den Hals – er hatte recht. Sowohl Medaillon als auch Kette waren verschwunden.
    »Aber wohin? Und wie?«, fragte ich.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete er. Er war wütend. »Ich war direkt vor der Tür. Ich war nur einen Augenblick eingeschlafen, aber niemand ist auch nur in die Nähe der Tür gekommen. Pemberly hat Wache gehalten. Es war nicht das geringste Geräusch zu hören. Es ist unmöglich.«
    »Heißt das, ich sitze hier fest? Ist das der Grund, warum ich nicht erschöpft bin – weil ich tatsächlich geschlafen habe? In Sang?«
    »Das könnte sein«, antwortete er langsam.
    »Was mache ich dann gerade in meiner anderen Welt? Schlafe ich da? Bin ich tot?«, fragte ich verängstigt. Meine Stimme zitterte. »Wer kümmert sich dann um meine Großmutter? Liege ich jetzt bei Mr Rathbin auf dem Fußboden? Oh, mein Gott. Was passiert mit mir?«
    Heiße Tränen liefen mir über die Wangen. Criminy schlang die Arme um mich und streichelte mir über den Kopf.
    »Ich weiß nicht, Liebes«, sagte er. »Ich weiß es einfach nicht.«
    »Was machen wir denn jetzt?«, fragte ich. Ich hatte meine Nase an seinem Hals vergraben. Sein Duft war stark und beruhigend. Irgendwie hatte ich ihn mir nicht so warm und tröstlich vorgestellt.
    »Auch das weiß ich nicht«, meinte er. »Aber wir finden heraus, was passiert ist.«
    Er stand auf, und auf seinen Pfiff hin hüpfte Pemberly zur Tür herein.
    »Pem, jemand war in

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